Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Attentäter wollte belgischen Staat treffen
Mann tötet in Lüttich drei Menschen – Ermittler vermuten terroristischen Hintergrund
LÜTTICH (dpa) - Ein mutmaßlicher Terrorist hat in Belgien drei Menschen getötet. Nach offiziellen Angaben erschoss der Verdächtige am Dienstagvormittag in Lüttich zwei Polizistinnen und einen Zivilisten. Anschließend nahm er zwei Frauen als Geisel, bevor er selbst von Sicherheitskräften getötet wurde. Die Ermittler vermuten einen terroristischen Hintergrund, wie die zuständige Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Attentäter habe mit seiner Tat den belgischen Staat treffen wollen. Weitere Angaben zu dem Mann machten die Behörden zunächst nicht.
Nach Informationen des Fernsehsenders RTBF handelte es sich um einen Mann aus Rochefort im Süden des Landes, der wegen kleinerer Vergehen wie Diebstahl und Drogenhandel im Gefängnis saß. Am Montag habe er Freigang bekommen, hätte aber nach einigen Stunden wieder zurückkehren müssen. Dies sei nicht geschehen, hieß es. Er sei gewalttätig, aber nicht für seine Radikalität bekannt ge- wesen. Einige Medien berichteten, der Angreifer habe „Allahu Akbar“(Gott ist groß) gerufen. Dies bestätigten die Behörden zunächst nicht.
Dienstwaffen entwendet
Die dramatischen Ereignisse begannen um 10.30 Uhr, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Demnach griff ein mit einem Messer bewaffneter Mann zwei Polizistinnen in der Innenstadt von hinten an und stach auf sie ein. Schließlich habe er den 45 und 53 Jahre alten Frauen ihre Dienstwaffen entwendet und die Frauen erschossen. Anschließend soll der Täter einen 22-jährigen Mann in einem Auto erschossen haben, bevor er in eine nahe gelegene Schule rannte und zwei Mitarbeiterinnen als Geisel nahm. Dort griff eine Spezialeinheit ein und erschoss den Verdächtigen. Dieser habe zuvor das Feuer eröffnet. Vier weitere Polizisten wurden verletzt, wie der Chef der Lütticher Polizei, Christian Beaupère, sagte. Der Mann habe keinen Amoklauf begehen wollen, „sondern Polizisten treffen wollen, also die Institution, den belgischen Staat“.
Die Schüler des Lütticher Gymnasiums Léonie de Waha seien in Sicherheit gebracht worden, sagte der Bürgermeister Willy Demeyer. Belgien war schon Ziel mehrerer terroristischer Attacken. Bei der schwersten davon töteten islamistische Extremisten in Brüssel am 22. März 2016 in der Metro sowie am Flughafen 32 Menschen. Die Terrorwarnstufe wurde vor einiger Zeit auf die zweitniedrigste von vier Stufen herabgesetzt.