Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kurort-Prädikat soll aufs Ortsschild
Der Heilbäderverband Baden-Württemberg fordert Zusatznennungen auf Ortstafeln
RAVENSBURG - „Staatlich anerkanntes Heilbad“oder „Staatlich anerkannter Kurort“: Das soll bald auf Ortsschildern stehen. Zumindest wenn es nach dem Verband der Heilbäder und Kurorte Baden-Württemberg geht. Doch das Verkehrsministerium sieht Risiken.
Die Forderung des Heilbäderverbandes stützt sich auf ein „Gutachten zur Fortentwicklung des Heilbäderund Kurortewesens“aus dem Jahr 2016, das Forscher im Auftrag der Landesregierung erstellt haben. Darin wird zum Beispiel vorgeschlagen, die staatliche Anerkennung und die Prädikate der Heilbäder und Kurorte besser zu kommunizieren. Unter anderem regten die Forscher an, Ortseingangsschilder künftig um den Zusatz „Staatlich anerkanntes Heilbad“oder „Staatlich anerkannter Kurort“zu ergänzen. In Mecklenburg-Vorpommern ist das schon erlaubt.
„Mit 56 höher prädikatisierten Heilbädern und Kurorten haben wir flächendeckend die meisten Kur-Gesundheitszentren in ganz Deutschland. Damit sind wir das Bäderland Nummer eins“, sagt Heilbäderverbands-Präsident Fritz Link. Die Zusatznennung auf Ortstafeln hält er für eine wirksame Marketingstrategie. „Jeder, der in den Ort kommt, weiß dann sofort, dass er in einem Kurort mit besonderer Infrastruktur ist“, sagt CDU-Mann Link, der auch Bürgermeister der Kurgemeinde Königsfeld (Schwarzwald-Baar-Kreis) ist. Außerdem will der Verband so auf die besondere Qualität der prädikatisierten Orte hinweisen. Schließlich müssten sich Kurorte immer wieder Prüfungen unterziehen, um sich prädikatisiert nennen zu dürfen.
Wie viele Kurorte, sind auch Bad Wurzach, Bad Saulgau und Bad Waldsee vom Vorstoß des Heilbäderverbandes begeistert. „Die Prädikatisierungen sind ein wichtiges Siegel und zugleich ein Qualitätsversprechen für den Gast“, sagt Walter Gschwind, Leiter des Fachbereichs Kulturraum in Bad Waldsee. Sobald die Möglichkeit zur Zusatznennung gegeben sei, werde er in der politischen Diskussion offensiv für eine rasche Umsetzung werben, so Gschwind. Roland Bürkle (CDU), Bürgermeister von Bad Wurzach, und Kurt Rimmele, Geschäftsführer der Tourismusbetriebsgesellschaft in Bad Saulgau, sprechen sich ebenfalls dafür aus.
Unterstützung erhält der Heilbäderverband auch von Erik Schweickert, tourismuspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag. Für ihn ist nicht nachvollziehbar, warum in dieser Sache bisher noch nichts geschehen ist. Das Gutachten zeige konkrete Handlungsempfehlungen auf, so der Abgeordnete. Zumindest was die Ortsschilder betrifft, sei in den zwei Jahren, in denen das Gutachten vorliege, aber nichts passiert. „Ich finde es komisch, dass ein staatlich verliehenes Prädikat nicht auf einem staatlich angeordneten Ortsschild stehen kann“, sagt Schweickert.
Bisher sind in Baden-Württemberg nur die Zusätze „Bad“, „Stadt“, „Kreisstadt“, „Landeshauptstadt“und „Universitätsstadt“auf Ortstafeln zugelassen. Schweickert wolle nun klären, welche Verordnungen geänderten werden müssten, um auch die Nennungen „Staatlich anerkanntes Heilbad“oder „Staatlich anerkannter Kurort“zu erlauben. Er hat deshalb eine Anfrage an das für Tourismus zuständige Justizministerium gestellt. Aus der Antwort des Ministeriums, die auch der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt, geht hervor, dass das Ministerium
Fritz Link vom Heilbäderverband Baden-Württemberg
die Initiative aus „tourismusfachlicher Sicht“befürwortet.
Das Verkehrsministerium hingegen wittert eine Gefahr für Verkehrsteilnehmer. „Nach der Straßenverkehrsordnung sind Angaben, wie werbende Zusätze auf Ortstafeln, unzulässig, denn die Verkehrsteilnehmer sollen nicht vom Verkehr abgelenkt werden“, erklärt eine Sprecherin von Minister Winfried Hermann (Grüne). Zumal sich auch Nachahmer ermutigt fühlen könnten. „In der Vergangenheit wurde wiederholt der Wunsch geäußert, den Zusatz Hochschulstadt auf Ortstafeln verwenden zu dürfen“, erklärt die Sprecherin. Das Ministerium befürchtet, dass diese Diskussion wieder aufflammen könnte und sich dann beinahe jede Große Kreisstadt Hochschulstadt nennen wolle.
Das Verkehrsministerium vergleiche bei dieser Argumentation Äpfel mit Birnen, kritisiert Heilbäder-Präsident Link. „Die Auszeichnung mit dem Kurorte-Prädikat ist ein gesetzlich normierter Qualitätsnachweis, bei einem Hochschulort wurde lediglich eine Standortentscheidung getroffen“, sagt Link. Bisher warte der Verband noch auf eine offizielle Antwort des Ministeriums. Trotz der Skepsis hofft Link darauf, bald Kurort oder Heilbad auf einigen Ortsschildern lesen zu können.
„Wir sind das Bäderland Nummer eins.“