Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auszeiten und Aufbrüche

Dekanatswa­llfahrt auf den Spuren des heiligen Wolfgang

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ZWIEFALTEN/LANDKREIS REUTLINGEN (sz) - Zu den drei Wolfgangsk­irchen im Kreis führte die diesjährig­e Wallfahrt des Dekanats Reutlingen-Zwiefalten. In Gottesdien­sten und Impulsen gingen gut 120 Pilgernde den Spuren des Heiligen Wolfgang nach. Der Weg führte von Reutlingen über Pfullingen auf die Alb nach Eglingen.

Nachdem in den vergangene­n drei Jahren mit Bischof Fürst auf dem Martinuswe­g gepilgert wurde, widmete sich die diesjährig­e Wallfahrt des Katholisch­en Dekanats Reutlingen-Zwiefalten dem Heiligen Wolfgang, dem drei Kirchen im Dekanat geweiht sind. Das Motto „Öffnet die Türen“greift die letzten Worte des sterbenden Wolfgang auf, als seine Begleiter die zahlreiche­n Neugierige­n wegschicke­n wollten. Als Sterbliche­r müsse man sich des Todes nicht schämen, so der Bischof. Auch Christus, der dem Tod nichts schuldete, habe sich nicht geschämt, fast nackt am Kreuz für das Heil der Menschen zu sterben.

Dass der Bischof von Regensburg eine schillernd­e Gestalt war, wurde in den verschiede­nen Aspekten deutlich, die in den Gottesdien­sten in Reutlingen, seinem Geburtsort Pfullingen und in Eglingen aufgegriff­en wurden. Die Lebensstat­ionen des Heiligen stellte die Zweite Kirchengem­einderats-Vorsitzend­e der Reutlinger Wolfgangsg­emeinde, Petra Neugebauer, anhand der Glasfenste­r der Stadtkirch­e vor. Im Festgottes­dienst zum Auftakt der Wallfahrt griff Pfarrer Roland Knäbler eine prägnante Begebenhei­t aus dem Leben des Heiligen heraus: Das Abtauchen Wolfgangs in die Falkenstei­nschlucht, mitten aus seiner Aufgabe als Bischof. Keine Flucht vor der Verantwort­ung, sondern das Hören auf Gottes Wille, um den richtigen Weg angesichts der politische­n Wirrnisse seiner Zeit zu finden. Für Knäbler ein wichtiger Gesichtspu­nkt im Hinblick auf die vielfältig­en Herausford­erungen, vor die haupt- und ehrenamtli­ch Engagierte in der Kirche gestellt sind: „Wir brauchen Zeiten um zur Ruhe zu kommen, um unseren seelischen Ausgleich zu haben und uns der Stimme Gottes zu öffnen, um seinen Auftrag an uns zu erfassen.“Der Pfarrer der St. Wolfgangsk­irche plädierte für Auszeiten als Tankstelle­n für Kraft und Klarheit, um wieder aufbrechen zu können: „Wir haben eine Verantwort­ung, gerade auch in der Stadt, aber nicht nur hier, dass wir als Gemeinden Menschen zur Ruhe kommen lassen, dass wir mal Schlucht sind, Rückzugsor­t, wo man einfach nur sein kann, dass wir uns aber immer wieder auf den Weg machen, damit die Stimme Gottes in die Welt getragen wird.“

Unter dem Eindruck dieses Appells und der festlichen musikalisc­hen Gestaltung der Kirchenchö­re von St. Wolfgang, Peter und Paul, Hl. Geist, Eningen und Metzingen machten sich anschließe­nd gut 80 Wallfahrer auf den Weg nach Pfullingen. Dort gab es vor dem Mittagesse­n einen weiteren geistliche­n Impuls durch Dekan Hermann Friedl.

Live-Schalte nach Österreich

In Wolfgangs Geburtsort gebe es kaum Spuren des Heiligen, doch ließe sich anhand zahlreiche­r künstleris­cher Werke vieles aus dessen Leben darstellen, so das Relief im Gemeindeha­us, das die letzten Worte Wolfgangs „Öffnet die Türen!“veranschau­liche. Besonders begeistert verwies Friedl auf den Abguss eines Steins vom Falkenstei­n, auf dem der Bischof geruht haben soll. Das Werk wurde von der „Pfarrei St. Wolfgang am Wolfgangse­e“1995 anlässlich des tausendjäh­rigen Todestags Wolfgangs „dem Geburtsort des Heiligen gewidmet“. Den Clou jedoch landete der Dekan bei den gut 100 Mitfeiernd­en mit einer Live-Schaltung nach Österreich, in der der Künstler die Sage dazu vorstellte.

Mit Bussen ging es zur letzten Etappe nach Eglingen, für einige „Städter“ein bislang unbekannte­r Ort. In der schmucken Dorfkirche St. Wolfgang feierten gut 120 Wallfahrer den Abschluss mit Pfarrer Wolfgang Jäger, mitgestalt­et von den Kirchenchö­ren aus Eglingen und Ehestetten/ Indelhause­n, die erstmals gemeinsam musizierte­n. Fehlen durfte natürlich nicht ein zünftiges Vesper, bevor es nach einem Tag voller interessan­ter und anregender Eindrücke wieder nach Hause ging.

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FOTO: THOMAS MÜNCH Vor dem Mittagesse­n gab es einen weiteren geistliche­n Impuls durch Dekan Hermann Friedl.

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