Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Vatikan verurteilt Priester wegen Kinderpornografie
VATIKANSTADT (KNA) - Fünf Jahre Haft wegen Kinderpornografie. Dieses Urteil fällte das Gericht des Vatikanstaats am Samstag über einen 50jährigen Priester in einem beispiellosen Prozess – beispiellos wegen seiner Kürze, des Strafmaßes und des Verfahrensgegenstands. Das erste Mal belangte der Vatikan einen hohen Mitarbeiter wegen eines solchen Delikts nicht nur kirchenrechtlich, sondern auch mit dem Arm seiner weltlichen Justiz.
Der 50-jährige italienische Geistliche und Diplomat, der zuletzt an der Nuntiatur in Washington tätig war, hatte die Straftaten eingeräumt, sie aber einen „Betriebsunfall“in seinem Priesterleben genannt.
Dem Mann wurde vorgeworfen, während eines Urlaubs in Kanada über einen kirchlichen Rechner kinderpornografisches Material heruntergeladen und weiterverbreitet zu haben. Nach Hinweisen aus dem USAußenministerium Ende August 2017 berief der Vatikan den Mitarbeiter ab; anschließend hielt er sich im Vatikanstaat auf. Im April kam er in Untersuchungshaft. Wo er seine Strafe verbüßen wird, ist offen.
Der Vatikanstaat wollte den Prozess selbst führen. Grundlage ist ein Gesetz, nach dem die vatikanische Justiz sich auch für im Ausland begangene Straftaten von Amtsträgern des Heiligen Stuhls zuständig sieht. Im aktuellen Fall sah es zeitweise so aus, als treibe der Vatikan die Sache nicht sonderlich voran. Doch als in Chile der Missbrauchsskandal platzte, kam Anfang April auch ein vatikanischer Haftbefehl für den jetzt verurteilten Kirchendiplomaten. Vielleicht ein Signal: Wir tun was.