Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schön gefährlich
In Laupheim wurde ein Dreijähriger von einem Huf am Kopf erwischt und verletzt
Unfall löst Debatte über Pferde bei Umzügen aus
RAVENSBURG - Nachdem am Sonntag in Laupheim (Kreis Biberach) zwei Pferdegespanne außer Kontrolle geraten sind, ist die Diskussion über Tiere in Festzügen neu entfacht. Tierschützer fordern, Pferde aus Festzügen zu verbannen. Zwei Tiere einer Kutsche waren beim Kinderund Heimatfest durchgegangen und gestürzt, wie die Polizei am Montag mitteilte. Dabei wurde ein Dreijähriger, der in einem Campingstuhl am Straßenrand saß, von einem Huf am Kopf erwischt und leicht verletzt. Ein weiteres Ochsengespann wurde gestoppt, bevor es in die Zuschauermenge geraten konnte. Die Pferde und die Kutschen-Besatzung blieben unverletzt.
Nach Angaben einer Polizeisprecherin vom Montag ist noch unklar, warum die Tiere durchgegangen waren. Ob die Haflinger vor dem Marketenderwagen nicht mehr zu kontrollieren waren, weil einem der beiden Pferde die Trense vom Kopf gerutscht war, sei noch nicht geklärt. Offen ist auch die Frage, ob die Tiere möglicherweise von Zuschauern bewusst gereizt wurden. Die Polizei ermittelt zudem, ob der 43 Jahre alte Fahrer alle Auflagen erfüllt hatte und die Kutsche in einem einwandfreien Zustand war. Die Tierrechtsorganisation Peta forderte am Montag vom Laupheimer Oberbürgermeister Gerold Rechle, solche Gespanne bei Umzügen in Laupheim künftig zu verbieten. „Es ist unverantwortlich und geradezu absurd, Gespanne inmitten von Menschenmengen einzusetzen“, heißt es in einer Pressemitteilung vom Montag. Nach Peta-Angaben sind 2017 bei 41 Unfällen in Deutschland drei Menschen getötet und 67 verletzt worden. Drei Pferde seien umgekommen, 17 Tiere hätten Verletzungen erlitten.
Fred Probst, Leiter der Landesfahrschule am Landesgestüt in Marbach, hält einen Kutschenführerschein nicht für die Lösung. „Man hat dem Kind nur einen neuen Namen gegeben. Die Inhalte sind die gleichen wie bei den Fahrabzeichen, die es schon lange gibt“, so Probst. Man könne zwar einen Führerschein fordern, „aber es wird immer schwarze Schafe geben“. Ein Zertifikat biete keine Sicherheit. Es gebe nur eines, was Fahrer tun könnten: „Training, Training, Training.“Doch auch das ändere nichts daran, dass Pferde Fluchttiere seien.