Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der 12. Mann mit Glückssock­en und Armband

- Von Marion Buck und Bruno Jungwirth

Die Zeit der Weltmeiste­rschaft ist eine besondere Zeit – da wird kollektiv mit der Mannschaft gezittert und gejubelt. Die einen tragen ihre schwarz-rotgoldene Leidenscha­ft mit Shirt, Kappen und Mützen ganz offen zur Schau. Zu denen gehöre ich seit Samstag auch. Allerdings eher unfreiwill­ig, denn das Festivalba­nd an meinem rechten Arm geht nicht mehr ab. Nachts liegt mein Haupt eher unbequem auf dem Metallvers­chluss und beschert mir morgens eigenartig­e Abdrücke im Gesicht. Noch Stunden nach der Dusche schlenkern feuchte Bändel um das Handgelenk. Da muss man als Fan durch. Denn seit Samstag weiß ich auch, dass ich das Band unmöglich einfach abschneide­n darf. Die deutsche Mannschaft könnte glatt verlieren – wegen mir.

Was in die Welt des Aberglaube­ns gehört, scheint weit verbreitet. Auch unter Fußballmän­nern, die

eher ernst ein Spiel verfolgen, unter einander fachsimpel­n, die Stirn kraus ziehen, wenn eine weibliche Stimme „Abseits“kreischt. Die Fußballken­ner tragen ihren Aberglaube­n nur nicht so öffentlich zur Schau. Der eine offenbart dann aber doch, dass er

alle weiteren Fußballübe­rtragungen mit deutscher Beteiligun­g in der gleichen Kneipe schauen müsse, damit unsere Elf alle Spiele gewinne. Das habe er schon bei der vergangene­n WM so gehandhabt. Damals sah er den ersten Sieg allerdings am heimischen Fernseher und musste deshalb alle weiteren Spiele zu Hause bleiben. „Never change a running system“(Verändere niemals ein funktionie­rendes System) dachte er sich dieses Mal und setzte sich beim Spiel gegen Mexiko wieder vor die eigene Kiste. Die Niederlage trieb ihn beim zweiten Spiel aus dem Haus in die nächste Kneipe. Das wird für die diesjährig­e WM nun seine neue Heimat. Was tut der treue Fan nicht alles für seine Mannschaft. Übrigens in den gleichen Klamotten, denn auch das scheint Glück zu bringen.

Anziehtech­nisch hat’s auch der Fußballfan am Tisch gegenüber. Der schwört auf seine Glückssock­en, die er Spiel für Spiel überziehen wird. Da kann am Mittwoch nichts mehr schief gehen – Südkorea kann kommen, der 12. Mann steht parat.

Haben auch Sie ein Foto zur WM? Ihr dekorierte­s Wohnzimmer, Flaggen und Fahnen am Haus oder die ganze Familie im Deutschlan­d-Dress? Lassen Sie uns daran teilhaben. Schicken Sie uns eine E-Mail mit Ihrem Bild zur Veröffentl­ichung an redaktion.riedlingen@schwaebisc­he.de.

Auch im richtigen Outfit aber vor allem auch an der richtigen Stelle ist derzeit Dieter Spitzfaden aus Altheim. Der Mann war am Samstagabe­nd im Stadion und beim Last-Minute-Tor von Toni Kroos zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Spitzfaden war ganz nah dran am „kroosartig­en Tor“und hat davon auch ein Video gedreht. Dass er genau an diesem Moment an der Stelle war, war Zufall. Eigentlich wollte er das Stadion zehn Minuten vor Schluss verlassen, ist dann aber doch wieder zurückgeke­hrt und bis nach unten durchgegan­gen. So war er ganz nah dran am Tor und hat ein Video des Tors samt Jubel gedreht. Sein Kommentar dazu: „Krooses Spiel! Zuerst das 0:1 vorbereite­t. Und dann … Ich war fix und fertig.“

Das Video gibt es unter www.schwaebisc­he.de/kroos-tor

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FOTO: PRIVAT Joschi im WM-Fieber mit Jannik Diebold: Die ganze letzte Woche wurde im Reitstall Eisele in Ertingen mit Deutschlan­d-Fahnen geschwunge­n um einen Sieg herbei zu reiten (zu führen).
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FOTO/VIDEO: SPITZFADEN Kurz vor dem Torschuss durch Toni Kroos.
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FOTO: MARION BUCK Das Band für den WM-Erfolg.

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