Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der 12. Mann mit Glückssocken und Armband
Die Zeit der Weltmeisterschaft ist eine besondere Zeit – da wird kollektiv mit der Mannschaft gezittert und gejubelt. Die einen tragen ihre schwarz-rotgoldene Leidenschaft mit Shirt, Kappen und Mützen ganz offen zur Schau. Zu denen gehöre ich seit Samstag auch. Allerdings eher unfreiwillig, denn das Festivalband an meinem rechten Arm geht nicht mehr ab. Nachts liegt mein Haupt eher unbequem auf dem Metallverschluss und beschert mir morgens eigenartige Abdrücke im Gesicht. Noch Stunden nach der Dusche schlenkern feuchte Bändel um das Handgelenk. Da muss man als Fan durch. Denn seit Samstag weiß ich auch, dass ich das Band unmöglich einfach abschneiden darf. Die deutsche Mannschaft könnte glatt verlieren – wegen mir.
Was in die Welt des Aberglaubens gehört, scheint weit verbreitet. Auch unter Fußballmännern, die
eher ernst ein Spiel verfolgen, unter einander fachsimpeln, die Stirn kraus ziehen, wenn eine weibliche Stimme „Abseits“kreischt. Die Fußballkenner tragen ihren Aberglauben nur nicht so öffentlich zur Schau. Der eine offenbart dann aber doch, dass er
alle weiteren Fußballübertragungen mit deutscher Beteiligung in der gleichen Kneipe schauen müsse, damit unsere Elf alle Spiele gewinne. Das habe er schon bei der vergangenen WM so gehandhabt. Damals sah er den ersten Sieg allerdings am heimischen Fernseher und musste deshalb alle weiteren Spiele zu Hause bleiben. „Never change a running system“(Verändere niemals ein funktionierendes System) dachte er sich dieses Mal und setzte sich beim Spiel gegen Mexiko wieder vor die eigene Kiste. Die Niederlage trieb ihn beim zweiten Spiel aus dem Haus in die nächste Kneipe. Das wird für die diesjährige WM nun seine neue Heimat. Was tut der treue Fan nicht alles für seine Mannschaft. Übrigens in den gleichen Klamotten, denn auch das scheint Glück zu bringen.
Anziehtechnisch hat’s auch der Fußballfan am Tisch gegenüber. Der schwört auf seine Glückssocken, die er Spiel für Spiel überziehen wird. Da kann am Mittwoch nichts mehr schief gehen – Südkorea kann kommen, der 12. Mann steht parat.
Haben auch Sie ein Foto zur WM? Ihr dekoriertes Wohnzimmer, Flaggen und Fahnen am Haus oder die ganze Familie im Deutschland-Dress? Lassen Sie uns daran teilhaben. Schicken Sie uns eine E-Mail mit Ihrem Bild zur Veröffentlichung an redaktion.riedlingen@schwaebische.de.
Auch im richtigen Outfit aber vor allem auch an der richtigen Stelle ist derzeit Dieter Spitzfaden aus Altheim. Der Mann war am Samstagabend im Stadion und beim Last-Minute-Tor von Toni Kroos zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Spitzfaden war ganz nah dran am „kroosartigen Tor“und hat davon auch ein Video gedreht. Dass er genau an diesem Moment an der Stelle war, war Zufall. Eigentlich wollte er das Stadion zehn Minuten vor Schluss verlassen, ist dann aber doch wieder zurückgekehrt und bis nach unten durchgegangen. So war er ganz nah dran am Tor und hat ein Video des Tors samt Jubel gedreht. Sein Kommentar dazu: „Krooses Spiel! Zuerst das 0:1 vorbereitet. Und dann … Ich war fix und fertig.“
Das Video gibt es unter www.schwaebische.de/kroos-tor