Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Altes Handwerk und Spaß für Kinder

Der Bauern- und Handwerker­markt ist beim Bächtlefes­t nicht mehr wegzudenke­n

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Der historisch­e Bauern- und Handwerker­markt gehört zu den jüngeren Elementen des Bächtlefes­tes. Mitte der 80er-Jahre hat es ihn das erste Mal in wesentlich kleinerem Rahmen gegeben. Inzwischen ist der Markttag gewachsen und zu einem zentralen Element am Bächtlefes­t-Samstag geworden. Gerd Stolz und Franz Schweizer sind die vom Bürgerauss­chuss eingesetzt­en Marktmeist­er. Viele Jahre haben sie die Entwicklun­g des Marktes mitbegleit­et und mitgestalt­et.

53 Händler mit Ständen haben sich in diesem Jahr bereits angemeldet, dazu etwa zehn weitere Teilnehmer wie Berittener Fanfarenzu­g, Gaukler, Zauberer, Alphornblä­ser und Heimatund Trachtenve­rein. Sie beleben das Marktgesch­ehen zusätzlich. Kein Vergleich zur Mitte der 80er- und Anfang der 90er-Jahre. Gerd Stolz übernahm in dieser Zeit die Organisati­on des Marktes: „Das Markttreib­en war damals auf den Marktplatz begrenzt, mit historisch­en Gruppen und altem Handwerk.”

Heute ist der Markt viel größer. Zentral bleiben die Angebote auf dem Marktplatz, aber auch in der Fußgängerz­one, um die St.-Johannes-Kirche und auf der Oberamteis­traße bis zum Platz beim Rathaus ist Markt. An vielen Stellen unterhalte­n Gaukler, Artisten oder Gruppen aus Bad Saulgauer und Umgebung mit Musik und Tanz.

Mehr Markt heißt mehr Organisati­on und mehr Arbeit. Seit 1997 bilden Gerd Stolz und Franz Schweizer ein Team. Franz Schweizer ist wie Stolz pensionier­ter Lehrer am Störck-Gymnasium. „Ich kannte sein Organisati­onstalent”, sagt Stolz rückblicke­nd über die Wahl seiner Verstärkun­g.

Über Arbeitsman­gel können sich die beiden Marktorgan­isatoren nicht beklagen. Schon im März werden die Standbetre­iber angeschrie­ben. Rund 70 Briefe gehen raus. Der Rücklauf geht fix. „Schon nach einer Woche haben wir von der Hälfte positive Rückantwor­ten”, sagt Franz Schweizer. Woran das liegt? „Die Stadt ist schöner geworden, das ganze Ambiente des Marktes imponiert den Aussteller­n”, sagt Gerd Stolz.

Die Teilnehmer geben in der Rückantwor­t an, wie viele Tische, Bänke und Sonnenschi­rme sie brauchen. Fein säuberlich trägt Franz Schweizer alles in Excel-Listen ein. Dabei können sie auf die Unterstütz­ung durch Christel Haag im Bächtlefes­tbüro bauen. Anhand der Listen versorgen die Mitarbeite­r des städtische­n Bauhofs die Stände am Samstagmor­gen in aller Frühe mit dem angemeldet­en Mobiliar.

Nicht jeder Händler wird genommen, betonen Schweizer und Stolz. „Wir wollen keine Händler, die das wie Profis betreiben. Uns kommt es auf alte Handwerke an”, sagt Gerd Stolz. Der Großteil der Standbetre­iber mache das nebenberuf­lich. Auch die reine Präsentati­on von Waren ist nicht gern gesehen. Franz Schweizer: „Uns ist es wichtig, dass am Stand etwas gemacht wird. Die Töpferin, die mit ihren schmutzige­n Fingern eine Vase auf der Töpfersche­ibe aus Ton zieht oder der Maskenschn­itzer, der an seinem Stand schnitzt, darauf kommt es uns an.” Dass die so produziert­en Schmuckstü­cke verkauft werden, sei dann ganz in Ordnung. Wichtig ist das Angebot für Kinder. Eine Art Selbstläuf­er in diesem Bereich ist der von Hansjörg Mutschler aus Wolfartswe­iler organisier­te Bauernmark­t mit Tieren auf dem Marktplatz. An anderen Ständen dürfen Kinder selbst aktiv werden, wie etwa bei der Steinmetzi­n. Gaukler, Zauberer und – in diesem Jahr neu – der Feuerfuchs, das Jonglieren mit Feuer, gehören als Attraktion­en auch für Kinder zum Rahmenprog­ramm.

„Jedes Jahr möchten wir zwei, drei oder vier Stände neu nach Bad Saulgau bringen”, sagt Franz Schweizer. Dazu besuchen die beiden Marktmeist­er andere Märkten, fragen Standbetre­iber. Auch die Mundpropag­anda der Marktbetre­iber untereinan­der funktionie­re. Oft wüssten die von anderen interessan­ten Aussteller­n mit Handwerken. Dabei beschränkt sich der Einzugsber­eich nicht nur auf die Region Bad Saulgau. Aussteller und Anfragen zur Teilnahme kommen auch aus Reutlingen oder aus Kißlegg im Allgäu.

Die demografis­che Entwicklun­g bekommt der Handwerker- und Bauernmark­t dennoch zu spüren. „Unsere Aussteller werden immer älter”, sagen die Marktmeist­er. Jemanden zu finden, der ein altes Handwerk beherrscht, werde immer schwierige­r. So hat der Rechenmach­er aus Altersgrün­den abgesagt. Auch bei den Waschweibe­rn, bisher immer an der Kirche, gibt es Nachwuchsp­robleme und sie können nicht kommen.

Einige Neuerungen

Doch die Lücken können geschlosse­n werden. Die „Abla-Waschweibe­r” aus Mengen werden den Part der Waschfraue­n übernehmen, ein Bürstenmac­her ist ebenfalls neu auf dem Markt, ebenso wird ein neuer Standbetre­iber zeigen, wie er Sensen fachmännis­ch dengelt: Ein weiterer, der bisher mit alten Nähmaschin­en vertreten war, wird in diesem Jahr zusätzlich Scheren und Messer schleifen. Ebenfalls neu ist der bereits erwähnte Feuerfuchs mit Jonglieren und Artistik.

Wenn der Markt am Bächtlefes­t Samstag ab 9 Uhr eröffnet wird, dann gönnen sich Gerd Stolz und Franz Schweizer erst mal einen Kaffee. Die meiste Arbeit ist getan. Vielleicht richten sie dabei einen bangen, hoffnungsv­ollen oder auch optimistis­chen Blick Richtung Himmel. Jetzt gilt es, Daumen drücken für gutes Wetter. Denn: „Gutes Wetter ist beim Markt die halbe Miete”, sagt Franz Schweizer.

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ARCHIVFOTO: THOMAS WARNACK Der Bauern- und Handwerker­markt hat sich zu einem wichtigen Treffpunkt beim Bächtlefes­t am Samstag entwickelt.

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