Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tour de Barock bringt 1700 in Bewegung
Radtouristikfahrt lockt Kinder und Familien genauso wie sportlich Ambitionierte an
BAD SCHUSSENRIED - Ob Trainingsstrecke, Freizeitausfahrt oder Erinnerungsfahrt, beste Bedingungen haben am Sonntag jede Menge Radbegeisterte zur Tour de Barock nach Bad Schussenried gelockt.
Schon die sechs Warm-up-Touren durch Oberschwaben mit 20 bis 30 Kilometern Länge seit Anfang Juni hatten mehr als 600 Teilnehmer angelockt. Zur Tour de Barock wurden jedoch nur 500 Radler direkt von den großen Firmen angemeldet, die das Radeln als Teil ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements unterstützen. „Viele Radler entscheiden sich kurzfristig, je nach Wetterlage“, weiß Klaus Gretzinger vom Rennradtreff des RMSV, sodass bei der Anmeldung im Kloster jede Menge Betrieb herrschte und es im Park von Radfahrern und ihren „Drahteseln“nur so wimmelte.
Fest eingeplant hatten die Triathleten aus Mengen diesen Termin. Das Team Gaggli rund um Annegret Hoffmann nutzt die Tour de Barock zum Trainieren. Die Mengener Triathleten haben neben intensiver Nachwuchsarbeit – beginnend mit den Schnupperern aus der zweiten Klasse – auch Sportler in der Bundesliga, so Hoffmann. „Jetzt ist Rennradsaison, wir sind noch mitten in den Wettkämpfen, deswegen ist das eine kleine Trainingsfahrt für uns“, sagt sie. Das gemischte Team von Eltern und Athleten fuhr die Strecken über 65 und die 116 Kilometer.
Fachsimpeln im Zug
Etwas überrascht von der Größe der Veranstaltung waren drei Jungs aus Ravensburg. „Schon der Zug von Ravensburg nach Bad Schussenried war übervoll mit Radlern auf dem Weg zur Tour de Barock, die mit uns über unsere Räder gefachsimpelt haben“, erzählt Julian Guter. Aber obwohl sie etwas ältere und einfachere Räder haben, wagte er sich mit seinen Freunden Hans Geiger und Gregor Eble auf die Schwäbische-Zeitungs-Trophy mit 116 Kilometern. „Wir fahren für uns und für die deutsche Fußballnationalmannschaft“, sagt er.
Eröffnet wurde die 25. Tour de Barock vom früheren Bundesligaradler Rolf Weggenmann. Weggenmann war Mit-Initiator der ersten Tour de Barock. Zur Jubiläumstour fuhr Weggenmann die etwas kürzere 116-kmStrecke und hatte dazu viele Kumpels aus seiner aktiven Zeit eingeladen. Die „Alten Säcke“, wie sie sich selbst nennen, waren alle zwischen 1978 und 1995 aktive Rennradler in der Bundesliga. Heute machen sie sich erst um halb zehn auf den Weg, denn zuvor gibt es noch einen Fototermin mit Christian Meyer, Olympiasieger im Mannschaftszeitfahren von 1992 in Barcelona. Meyer hatte sich ein Jahr nach seinem Olympiaerfolg bei einem Sturz einen Lungenriss zugezogen und sitzt heute im Rollstuhl. „Darüber freue ich mehr sehr, dass Christian den Weg nach Bad Schussenried auf sich genommen hat“, sagt Weggenmann.
Mit dabei sind nun schon seit vielen Jahren die „Moveler“der Schwäbischen Zeitung aus Biberach, Tettnang und Weingarten. Manche fahren aus ihren Heimatorten gleich mal mit dem Rad zur Tour, dann sind sie schon aufgewärmt, bevor sie sich auf die 191-km-Strecke begeben. Axel Liez, Trainer der Biberacher MoveGruppe, ist von seinen Radlern überzeugt: „Fit sind sie alle.“
Trainiert wird seit Mitte April und noch bis Ende Juli immer dienstags um 18 Uhr und samstags um 13 Uhr. Der Altersschnitt der Truppe sei Anfang 40, die Jüngsten seien die Trainer und vermutlich auch der älteste, sagt er lachend. Zwei seien erst 22 Jahre, einer wird dieses Jahr 70. „Gruppenfahren macht Spaß“, sagt der Trainer Liez, „denn in der Gruppe kann man sich abwechseln, dann fährt man im Windschatten der anderen.“ Auch mit Handicap geht es auf Tour. Gut gelaunt starteten Martin Kaiser und sein Sohn André aus Otterswang. Der junge Mann, der mit 15 Jahren einen Schlaganfall hatte, ist halbseitig gelähmt. Nach der Tour spielten die beiden noch beim Parkfest mit der Musikkapelle Otterswang Flügelhorn und Horn, drum müssen sie rechtzeitig zurück sein, aber die 116 Kilometer müssen es schon sein.
„1016 Starter sind am Sonntag mitgefahren“, sagt Gretzinger zufrieden. Somit habe die Tour de Barock mit den Warm-ups im Vorfeld fast 1700 Menschen in Bewegung gebracht.
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