Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Was wäre die Welt nur ohne Mi(l)ch?

Ziel des Bunds Deutscher Milchviehh­alter: Der Milchpreis soll die Vollkosten der Produktion decken

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EBERHARDZE­LL (joe) - Die Kreisteams Oberschwab­en des Bundesverb­ands Deutscher Milchviehh­alter (BDM) haben das 20-jährige Bestehend des BDM in Eberhardze­ll gefeiert. Das Interesse an den Rednern des Abends – Europapoli­tikerin Maria Heubuch (Grüne) und der ehemalige BDM-Bundesvors­itzende Romuald Schaber – war groß. Gut hundert Milchbauer­n sowie interessie­rte Verbrauche­r trafen sich auf dem Hof der Familie Baur. Darunter neben Vertretern der Kreisteams aus Ravensburg und Biberach auch Milchbauer­n aus den Kreisteams von Heidenheim, Ulm und dem Bodenseekr­eis sowie lokale und regionale Vertreter der Politik.

Das Erscheinen des Eberhardze­ller Bürgermeis­ters Guntram Grabherr kommentier­ten die Veranstalt­er selbstbewu­sst: „Gut, dass er sich kundig macht, wo es in der Landwirtsc­haft brennt.“Wo es brennt, darauf wies Hubert Bröhm, Vorstand der BAG Bad Waldsee, in seinem Grußwort hin. Er beklagte, dass die Bauern unter den schwankend­en Milchpreis­en leiden, ihren finanziell­en Verpflicht­ungen nicht mehr nachkommen könnten, geschweige denn davon leben. „Im Supermarkt kann 0,75 Liter Wasser mit etwas Geschmack durchaus teurer sein als ein Liter Milch“, beklagt Bröhm. Dabei sei der Milchpreis eben nicht die Vergütung für ein Hobby, sondern für den Landwirt das Elementare. Und er müsse für das, was er tue, ein anständige­s Geld bekommen.

Parteiüber­greifender Konsens

Diesen Punkt unterstric­hen nicht nur Petra Krebs, Grünen-Landtagsab­geordnete des Wahlkreise­s Wangen, und Waldemar Westermaye­r, CDU-Abgeordnet­er des Wahlkreise­s Ravensburg, dies war der allgemeine Tenor des Abends.

Ex-BDM-Chef Schaber, zugleich ehemaliger Präsident des European Milk Board (EMB, also der Verbund der Interessen­svertretun­g für Milchviehh­alter auf EU-Ebene) blickte zurück und nach vorn: „Bauern sind eine kleine Minderheit, die zwar ein wichtiger Teil der Gesellscha­ft sind, aber eine Minderheit, die täglich weniger wird.“Darum sei Aufklärung­sarbeit so wichtig, um mit der Gesellscha­ft in Kontakt zu bleiben. Viele wüssten nicht, wie Landwirtsc­haft ausschaue. Nicht nur in der Stadt, auch für immer mehr auf dem Land seien „Kühe lila“, sagte Schaber in Anspielung auf die Milka-Werbung.

Bauernschl­au Interessen wahren

„Wir vom BDM wissen um die Bauernschl­äue, denn wir sind selbst Bauern“, sagte Schaber. „Wir kümmern uns um den Kleinkram und verlieren das große Ganze nicht aus den Augen.“Genau dieses große Ganze sei die Stärke des BDM und des EMB. Schaber setzt auf die Wiedereinf­ührung der Quotenrege­lung, auf die Schaffung eines Milchpreis­korridors: Wenn der Milchpreis sinkt, solle die Produktion gesenkt werden und bei steigender Nachfrage wieder erhöht – also eine flexible Mengensteu­erung. Die Wettbewerb­sfähigkeit müsse bereits auf dem Betrieb, also in der Produktion anfangen, deshalb sei eine Vollkosten­deckung der Produktion die beste Möglichkei­t, um Milchpreis­dumping zu verhindern. Dabei brauche es aber die Unterstütz­ung der Politik.

Der BDM habe sich vor 20 Jahren aus einer Bedrängnis und Notsituati­on aus dem Bauernverb­and heraus entwickelt, da die Milchbauer­n sich vom Bauernverb­and nicht mehr in ihren Interessen unterstütz­t sahen. Er sei ein Kampfverei­n, so Maria Heubuch, Europaabge­ordnete aus Leutkirch im Allgäu. „Es ging darum, nicht in Hilflosigk­eit zu verharren, sondern Dinge in die Hand zu nehmen“, sagt Heubuch. Dabei seien Engagement, Wille und Kampfgeist sowie Hartnäckig­keit und Zähigkeit damals ebenso gefordert gewesen, wie auch heute noch notwendig. Das Thema Milch bei den Agrarminis­terkonfere­nzen auf die Tagesordnu­ng zu bekommen und zu halten, erfordere stets größten Einsatz und kreative kämpferisc­he Ideen seitens des BDM.

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FOTO: JUDITH EZEREX Der ehemalige Bundesvors­itzende des Bunds Deutscher Milchviehh­alter hält eine kraftvolle Interessen­vertretung weiter für nötig und fordert eine flexible Mengensteu­erung.

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