Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Steine klopfen für die Kunst
Seit 20 Jahren gibt es die Bruchakademie im Steinbruch Gauingen
GAUINGEN - In der Bruchakademie im Gauinger Steinbruch haben am Samstag die Steinhauerkurse mit Steinbildhauer und Künstler Herbert Leichtle aus Wolfegg begonnen. Mit 18 Teilnehmern in der ersten Woche waren die Kurse noch nie so gut besucht. Interessant zu beobachten ist, dass die Mehrzahl der Teilnehmer häufig Frauen sind. Viele Kursteilnehmer sind „Wiederholungstäter“.
Die Kurse haben sich in eine sehr positive Richtung entwickelt. Die Teilnehmer arbeiten von morgens bis abends an ihren Modellen und Skulpturen, sitzen abends zusammen in den Räumen der großen Werkhalle und freuen sich über den guten Zusammenhalt. Freundliche Stamm-Teilnehmer haben schon ab Freitag die Anlage vorbereitet und einen leichten Einstieg ermöglicht.
Schwerpunkt der Kurse ist das künstlerische Erarbeiten einer Skulptur. Dazu wurden zu Beginn geeignete Steine in Größe und Qualität ausgewählt und Modellvorschläge besprochen. Am häufigsten wird der Gauinger Travertin verwendet; dieser Stein kommt aus dem örtlichen Steinbruch. Bei der Auswahl wird meist eine Klangprobe gemacht, die eine Aussage über die Reinheit und Härte ermöglicht.
In Einzelfällen werden auch Sandsteine, Specksteine oder echter Marmor verwendet. Als Besonderheit gelten Stücke von einem schwarzen Kalkstein, der nach dem Bearbeiten und Schleifen eine glänzende Oberfläche erhält.
Meister Leichtle gibt Tipps
Je nach Form und Dynamik der Steinhauer geht der Arbeitsfortschritt mehr oder weniger flott vor sich. Die Entwicklung der Modelle ist immer spannend, manchmal ist im Stein eine beeindruckende Reinheit vorhanden. In anderen Fällen ergeben sich durch harte Stellen oder brüchige Teile nicht vorhersehbare Veränderungen im Modell. Da ist dann Meister Leichtle gefragt, um notwendige Gegenmaßnahmen zu erklären.
Interessante Themen haben sich die Künstler vorgenommen. „Aus dem Rahmen gefallen“heißt ein Projekt, das ein Steinhauer kräftig und zielstrebig heraushaut. Zwei Künstler beschäftigen sich mit Flügeln. Eine spannende Angelegenheit und gerade wegen des Steingewichts und der Leichtigkeit eines Flügels ein Widerspruch. „Mal seh’n, was daraus wird“, sagt Herbert Leichtle.
Einige Künstler haben große Projekte ausgewählt und arbeiten daran in mehreren Kursen. „Diese Aufgabe ist für mich ein riesiges Erlebnis“, sagt einer der Hobbysteinhauer und wischt sich den Staub vom Gesicht. Herbert Leichtle geht regelmäßig die Arbeitsplätze ab, gibt da und dort einen Ratschlag, hilft beim Drehen und Anbinden, tröstet bei Bedarf und gibt die notwendige Motivation für weitere Arbeiten. Stundenlang klingt ein wechselndes Klopfen mit hohen, tiefen und im Tempo wechselnden Tönen über dem Arbeitsplatz.
Am Abend wird abwechselnd ein Abendessen vorbereitet. „Wir sind eine tolle Truppe“, freut sich der Kursleiter und bestätigt: „Jeder hilft jedem, es gibt keinen Neid und kein böses Wort.“Beim abendlichen Spaziergang durch Gauingen freuen sich alle über die freundschaftliche Aufnahme im Ort. Und die meisten planen bereits für den nächsten Steinhauerkurs.