Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schutz für den Wolf steht auf dem Prüfstand
Union und SPD sehen Bestimmungen als zu streng an
BERLIN - In die emotionale Diskussion um die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland hat sich nun auch der Bundestag eingeschaltet. Die Große Koalition will prüfen lassen, ob der von der EU vorgesehene Schutz des Tieres angemessen ist. Zur Abstimmung stand ein gemeinsamer Antrag der CDU, CSU und SPD.
Die Große Koalition sieht die Artenschutzbestimmungen des Wolfes wegen seiner schnellen Vermehrung als zu streng an. „Der Wolf steht an der Spitze der Nahrungskette und hat bis auf Autofahrer keine natürlichen Feinde“, sagte Bundestagsabgeordneter Klaus Schulze (CDU).
Über die Prüfung hinaus sollen mit den Ländern einheitliche Kriterien entwickelt werden, ab wann ein Wolf, der bereits Weidezäune überwunden hat oder Menschen gefährlich werden könnte, abgeschossen werden kann. Wenn ein Wolf einen mindestens 1,20 Meter hohen Weidezaun überwindet und Schafe reißt, sollen die verursachten Schäden „schnell und unbürokratisch durch die Landesbehörden ausgeglichen werden“, heißt es weiter in dem Antrag. Auch an den Kosten für die Zäune oder Herdenschutzhunde wolle sich die Regierung beteiligen.
Protest gegen die Vorschläge kam allerdings von der Opposition. Steffi Lemke, Abgeordnete der Grünen, stimmte dem Antrag zwar in vielen Punkten zu. Sie forderte aber gleichzeitig eine sogenannte „Weidetierprämie“in das Papier mit aufzunehmen. Dabei handelt es sich um eine pauschale Zahlung an Schafhalter, die unabhängig von Wolfsrissen gezahlt werde. „Der Beruf ist auch ohne Wolf schon kaum möglich“, sagte sie.
Für einen politischen Schutz der Weidetierhalter plädierte auch die Linken-Abgeordnete Kirsten Trackmann. „Ein großes Halali auf den Wolf würde vielen Schäfereien nichts nützen“, sagte sie. Wie Lemke forderte auch sie eine Weidetierprämie für Schäfer. Sie bezeichnete die Arbeit der Schäfer als systemrelevant, zum Beispiel bei der Pflege von Deichen.
Letztendlich wurde der Antrag von der Union und SPD verabschiedet. AfD und FDP stimmten dagegen, während die Linke und die Grünen sich enthielten.