Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zeit für neue Helden
Die Jungstars kommen aus Frankreich und heißen Kylian Mbappé und Benjamin Pavard
KASAN (dpa) - Kylian Mbappé zeigte bei der Rückkehr ins Teamquartier weit nach Mitternacht stolz das Victory-Zeichen, am nächsten Morgen dürfte der 19-jährige Franzose noch glücklicher gewesen sein. Denn da hatte die brasilianische Legende Pelé bereits höchstpersönlich gratuliert und die europäische Presse die „Geburt eines neuen Sterns“gefeiert, wie der „Corriere della Sera“schrieb. Fast so schnell wie Usain Bolt, so jung wie Pelé – Mbappé lässt Frankreich nach dem 4:3 (1:1) gegen Argentinien vom zweiten WM-Titel nach 1998 träumen.
„Gratuliere @KMbappe“, twitterte Pelé. „Zwei Tore so jung bei einer WM, damit bist du in bester Gesellschaft! Viel Glück bei Deinen weiteren Spielen. Außer gegen Brasilien!“Die PeléVergleiche waren bereits nach Abpfiff gezogen worden. Schließlich schoss der 19-Jährige mit zwei Toren im WMAchtelfinale sein Team nicht nur eine Runde weiter, er ist nun auch der zweitjüngste Doppeltorschütze einer WM nach Brasiliens Idol 1958. Den Vergleich wies Mbappé höflich zurück. „Pelé ist eine andere Kategorie“, sagte er. „Aber es ist schmeichelhaft, zu diesem Club zu gehören.“Immerhin hat Mbappé schon mal den argentinischen Weltstar Lionel Messi von der WM-Bühne geschossen.
„Sie waren zu Tausenden gekommen, um Messi zu sehen. Sie sahen Kylian Mbappé“, schrieb die „L'Équipe“. Mit nun drei Toren und seinen brillanten Leistungen könnte der Angreifer von Paris zum Star der WM werden – und lässt bei den Franzosen 20 Jahre nach dem Triumph bei der Heim-WM Titelträume reifen. Dabei war Mbappé noch gar nicht geboren, als sein heutiger Trainer Didier Deschamps 1998 den WM-Pokal in die Höhe stemmte. „1998 war ein gutes Jahr für Mbappé, um geboren zu werden, auch wenn er nicht viel von der WM gesehen hat“, sagte Deschamps schmunzelnd.
Mbappés Auftritt war imposant: Ein ums andere Mal ließ er die Verteidiger mit rasanten Dribblings stehen. Sobald der 19-Jährige am Ball war, wurde es gefährlich. Zwei Tore gelangen ihm so, auch einen Elfmeter holte er nach einem atemberaubenden 70-Meter-Sprint heraus. Mit 37,5 km/h war er dabei zeitweise unterwegs, fast wie Bolt bei seinem Weltrekord-Lauf.
„Er hat all sein Talent in so einem wichtigen Spiel gezeigt“, schwärmte Deschamps. „Ich habe immer gesagt, dass er sehr gut ist. Ich bin froh, dass er Franzose ist. Er hat noch viel Raum für Verbesserung.“Der Ex-Vize-Weltmeister Florent Malouda ergänzte: „Er hat das Potenzial, auf das Niveau von Messi und Ronaldo zu kommen. Wenn er den Willen zeigt und sie als Inspiration nimmt, kann er das Gleiche wie sie erreichen.“Als jüngster Torschütze ist Mbappé, der PSG geschätzte 180 Millionen Euro wert war, schon in Frankreichs Geschichte eingegangen.
Der andere Held der Franzosen war Benjamin Pavard, der nach seinem Traumtor zum 2:2 jubilierte. Der 22 Jahre alte Rechtsverteidiger, beim VfB sonst Abwehrchef, hatte den Ball perfekt mit dem rechten Spann getroffen, von dort zischte er mit Außendrall ins rechte Eck. „Ich bin glücklich für mich selbst und für alle Franzosen“, sagte er. Dabei war das Tor für ihn doppelt wichtig. Kurz zuvor hatte er das 1:2 verschuldet, als er einen Freistoß verursachte und dann das Abseits aufhob.
Reschke: Pavard bleibt in Stuttgart
VfB-Manager Michael Reschke erklärte Pavard zumindest noch ein Jahr lang für unverkäuflich. „Wir werden ihn in diesem Jahr definitiv nicht für 50 Millionen Euro verkaufen“, sagte er der „Stuttgarter Zeitung“. „Wir setzen alles daran, dass er ein weiteres Jahr bei uns spielt.“In England wird Pavard bereits für 60 Millionen gehandelt. Sein Vertrag ist bis 2021 datiert, er hat keine Ausstiegsklausel für den Sommer. „Wir sind bereit, eine Lösung für den 1. Juli 2019 zu finden“, sagte Reschke. „Mit einem Club, der sauber und korrekt mit uns zusammenarbeitet.“
Auch Ex-VfB-Trainer und TV-Experte Hannes Wolf schwärmte von seinem früheren Spieler, Pavard gab das Lob zurück: „Ich habe mich sehr weiterentwickelt und das habe ich Hannes Wolf zu verdanken. Er hat mir deutsche Disziplin beigebracht. Wenn ich heute hier stehe, dann ist das auch sein Verdienst. Ich hoffe, wir sehen uns bald in Deutschland wieder, denn ich habe sehr gute Beziehungen zu ihm. Er ist ein sehr großer Trainer und eine sehr große Persönlichkeit für mich. Und er kriegt nachher noch eine Nachricht von mir mit einem Dankeschön für alles, was er mir gegeben hat.“