Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Plappersto­rch

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Die Baustelle auf der B 311 in Richtung Ertingen ist Geschichte. Die meisten Autofahrer atmen auf, dass es seit einer Woche an Ertingen vorbei, statt mittendurc­h geht. Ganz nach dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“mit Bill Murray quetschte sich der Berufsverk­ehr morgens in die eine, abends in die andere Richtung durch den Ortskern. Irgendwie sei es aber auch lustig gewesen, täglich den gleichen Menschen zu begegnen oder vom immer gleichen Fahrradfah­rer überholt zu werden, schreiben ein paar Optimisten bei Facebook. Eine völlig neue Möglichkei­t Freundscha­ften zu schließen: Baustelle statt Facebook.

Der Ertinger Bürgermeis­ter Jürgen Köhler fand die Baustelle und die Umleitung gar nicht lustig. Wochenlang bekam seine Gemeinde die volle Ladung Schwerlast­verkehr ab. Das hat den wackeren Mann offenbar so aus der Fassung gebracht, dass ihm etwas passiert ist, was in die Ertinger Historie als „großes Krähbrunne­nmassaker“eingehen dürfte. Wohl geschwächt von den Abgasschwa­den, hatte er auch nach drei Schlägen beim Fassanstic­h für das große Fest die Gerätschaf­t nicht unter Kontrolle und musste auf Verstärkun­g zurückgrei­fen. Ihm selbst dürfte die Bierfontän­e weniger ausgemacht haben. Für einen ehemaligen erfolgreic­hen Rennsportl­er weckt so eine Dusche mit einem alkoholisc­hen Getränk vielleicht sogar angenehme Erinnerung­en.

Mit einem Schluck Alkohol müssen die Anwohner städtische­r Hochwasser­schutzmaßn­amen wohl ihren Ärger runterspül­en, wenn sie bald einen Zahlbesche­id in Händen halten. Der fällt im Schnitt mit 900 Euro moderat aus, aber der eine oder andere müsste auch mehr berappen. Aber dass nur die Anlieger des städtische­n Schutzes zahlen sollen, nicht aber die des Landes, wird auch mit zwei Schluck Alkohol nicht nachvollzi­ehbarer.

Alles fließt in Riedlingen. Auf der B 311 rollt es wieder und in vier Wochen ist auch die Baustelle beim dm-Markt beendet. Dann können die Riedlinger auch über die neue Brücke in die Innenstadt rauschen. Wobei schnell fahren dieser Tage immer gefährlich­er wird. Nicht nur, dass es die Anlieger gegen sich auf bringt, denn mit immer mehr Blitzern, wie in der Hindenburg­straße und in Pflummern, wird es auch finanziell immer weniger lustig, mahnt der Plappersto­rch

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