Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Im Alpha strahlt die griechische Sonne über Ailingen
Wer A sagt, muss bekanntlich auch B sagen. Oder auf Griechisch: Wer Alpha sagt, muss auch Beta sagen. Das jedenfalls ist die dringende Empfehlung für das Restaurant Alpha im Friedrichshafener Stadtteil Ailingen in Bezug auf die Entscheidung, ob der Vorspeise auch ein Hauptgang folgen sollte. Unbedingt. Selbst wenn sich nach der warmen Vorspeisenplatte bereits ein gewisses Sättigungsgefühl einstellt. Kein Wunder bei dem Angebot: Das beginnt bei dem gegrillten Gemüse – schön mit Würzkruste auf Basis von Schafskäse – und hört auch bei den mit Käse gefüllten Teig- und Blätterteigköstlichkeiten nicht auf, die da auf dem länglichen Teller unüberhörbar rufen: „Iss mich auf! Komm, ein
Stück geht noch!“
Tatsächlich ist die Vorspeisenverführung so gelungen, dass der
Appetit jegliche
Vernunft und Selbstbeherrschung überstimmt, was auch an dem wunderbar geratenen Oktopus liegt, dessen Tentakel in der Hitze eines Grills aufs Feinste zubereitet wurden. Die Verbindung zart-weicher Textur und raffinierter Würze samt Röstaroma ist in der Form fast schon ein bisschen Zauberei. Vor allem fällt auf: Jede Komponente der Vorspeise ist frisch und sorgfältig hausgemacht. Das gilt natürlich auch für das köstliche Zaziki, in dem sich Joghurt, knackige Gurken sowie Knoblauch aufs Schmackhafteste verbinden. Allerdings: Der großzügige Umgang mit Öl macht die Angelegenheit schon ein bisschen schwer. Doch wofür sonst haben die Götter den Ouzo erfunden? Das Restaurant gehört übrigens zum gleichnamigen Hotel. Die Dekoration des Gastraums hält sich mit kitschigen Heimatbekenntnissen wohltuend zurück. Ein paar Schwarz-WeißFotos – auch das berühmte mit Anthony Quinn als Alexis Sorbas beim Tanze fehlt nicht – ansonsten mild-elegantes Understatement in dunklem Holz. Alles strahlt in akkurater Sauberkeit. Der Service ist stets zur Stelle, ohne sich scheuchen zu lassen.
Auch wenn der Magen bereits nach dem ersten Gang nach einem Verdauungsschnaps ruft – zunächst ist es Zeit für den sogenannten PlakaTeller. Der erfreut gleich mit zweierlei Spezialitäten griechischer Art: mit klassischem Gyros, das sich durch intensive Würze auszeichnet. Oregano, Thymian und Rosmarin steigen beim Kauen in die Nase. Trotz des Rotierens am Spieß ist das Fleisch nicht trocken.
Die Stars auf dem Teller aber sind die in Backteig herausgebratenen Tintenfische, die nichts mit der sonst so oft lieblos frittierten Tiefkühlware zu tun haben: Sofort tritt Saft aus, der Biss gibt zart nach, der Geschmack inszeniert vor dem inneren Ohr Meeresrauschen. Ideale Begleiter sind die leicht soufflierten Kartoffelscheiben, die ein zünftiges Knoblaucharoma verbreiten. Auch hier wieder: keine Ware von der Stange respektive aus der Truhe.
Fein säuerlich-süß geht das Menü mit griechischem Honig nebst gerösteten Walnüssen zu Ende. Die weiße Masse mit ihrem hohen Milchfettanteil wirkt mächtig, wird aber geerdet durch die herb-intensiven Aromen des dunklen Honigs. Kulinarische Glücksmomente und ein Gefühl umfassender Sättigung, das leise flüstert: Vorspeise und Nachtisch hätten auch gereicht.
Hotel Restaurant Alpha Ittenhauser Straße 14-16 88045 Friedrichshafen Telefon 07541-32107 www.alpha-fn.de Geöffnet: Dienstag bis Samstag von 11.30-14 Uhr und ab 17 Uhr, sonntags durchgehend ab 10.30 Uhr, Montag Ruhetag. Hauptgerichte 9,50 bis 24,50 Euro.
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