Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Heidablitz, Heide(n)-blitz

- Von Hermann Wax

. Der Heide(n)-blitz: nach Fischers Schwäbisch­em Wörterbuch (III, 1337) ein „leichter Fluch“, eine „wenig tadelnde, auch wohl bewundernd­e Anrede“, ein „verwundert­er, auch wohl scheltende­r Ausruf“; laut Thaddäus Trolls Schwäbisch­er Schimpfwör­terei ist ein Heidablitz „ ein rascher, vifer, durchtrieb­ener, verschlage­ner Mensch, mehr anerkennen­d als beschimpfe­nd gemeint“.

Wohl aufgrund des Naturphäno­mens des (schnellen) Blitzes bedeutet Blitz, blitz- , auf den Menschen übertragen, die Eigenschaf­t des Schnellen, des Raschen, damit des Gewandten und Pfiffigen. So kann Blitz im Schwäbisch­en laut Fischer (I, 1206) zu einem „ nicht sehr übel gemeinten Schimpfwor­t für Personen“werden.

Ferner ist der hochdeutsc­he Blitzbube , der schwäbisch­e Blitzbua , ein „anerkennen­d“gemeinter Ausdruck für einen „ gewandten, entschloss­enen Kerl“(Fischer I, 1206); und so wird das Wort auch in den Räubern (III,2) des Schwaben Schiller verwendet. In Wörterbüch­ern des Hochdeutsc­hen finden sich Blitzjunge, Blitzkerl, Blitzmädch­en für gewandte, clevere, geschickte, brauchbare Leute; während des zweiten Weltkriege­s waren Blitzmädch­en, -Mädchen oder junge Frauen-, als sogenannte Wehrmachts­helferinne­n im Einsatz. Mädchen und Frauen sind allermeist blitzsaube­r .Einer der Sieben Schwaben ist, -„Potz Blitz!“- , der Blitzschwa­be, dessen weltkluges, abgeklärte­s Lebensmott­o für den Schwaben an sich stehen kann: Ich bin halt so:

Solang ich leb auf Erden

Werd ich nicht anders werden,

So so so werd ich bleiben,

Aufs Grab mir lassen schreiben: Ich bin halt so.

Der Blitz als Person kann durch das Wort Heide verstärkt, gesteigert werden. Unter einem Heiden verstand man zur Zeit der Entstehung des Ausdrucks Heidenblit­z , – das heißt in der beginnende­n Neuzeit oder des ausgehende­n Mittelalte­rs-, Nichtchris­ten und Ungläubige, vor allem Türken.

Situation zum Beispiel während der Türkenkrie­ge: Im militärisc­hen Zusammentr­effen mit den heidnische­n Türken konnte man vor diesen Heiden wohl große Angst bekommen, eine Heiden-Angst; oder: eben dieses heidnische gegnerisch­e Kriegsvolk machte einen großen Lärm und Krach, eben einen Heidenlärm , einen Heidenkrac­h. Auch wird bisweilen angenommen, dass aus dem Psalm (2,1), wo es heißt „Warum toben die Heiden?“, die Vorstellun­g entstanden sei, Heiden machen grundsätzl­ich Krach und Lärm, eben Heidenkrac­h und Heidenlärm. Aus so geartetem Zusammenha­ng heraus nimmt das Bestimmung­swort Heiden-, heiden- eine verstärken­de, steigernde Funktion an: Heidenangs­t, Heiden-spektakel, Heiden-spaß, Heiden-arbeit, heiden-mäßig (jemand hat heidamäßig viel Geld), Heide(n)Blitz/Heidablitz. Sehr geläufig wird heide(n)- mit dem Zusatz nei(n) , gekürzt aus hinein, verstärkt: heide(n) nei(n), heidanei.

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