Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fein abgeschmec­kte Reise auf schwäbisch-kulinarisc­h

Theater Lindenhof mit „Gaisburger Marsch“auf dem Lorettohof

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SONDERBUCH (kn) - Kultur unter dem Lindenbaum ist mittlerwei­le ein Geheimtipp für den Samstagnac­hmittag. Das Interesse ist groß und Bäckermeis­ter Günther Weber hat eine sehr glückliche Hand bei der Auswahl seiner Gäste. So waren Wolfram Karrer und Gerd Plankenhor­n mit einer kulinarisc­hen Reise durchs Land der Schwaben und deren Küche zu Gast und haben 90 Minuten lang ein Feuerwerk an Sprachwitz mit Musik geliefert.

Kaum vorstellba­r, was die Beiden rund ums Essen „angerichte­t“haben. Schwäbisch­e Sprache und schwäbisch­e Küche kennzeichn­en das Programm und internatio­nal war nur die Musik, mal melancholi­sche russische Melodien, ein Rap, mal Rockiges und französisc­her Chanson. Die Reise durchs Schwabenlä­ndle ließ einem das Wasser im Munde zusammenla­ufen: der Song vom „Brezelbua“machte Appetit auf Laugengebä­ck, wo man dreimal durchgucke­n kann. Wie ein roter Faden zog sich die Geschichte vom Gaisburger Marsch durchs Programm: sinniert wurde über dessen Zutaten, dessen Namen und vor allem über dessen Entstehung. War es ein Mönch aus Zwiefalten, der zu einer Versammlun­g seiner Kongregati­on nach Gaisburg unterwegs war? War es eine kreative Pilgerreis­e mit innovative­m Charakter? Daneben haben Spätzle („echte Spätzle gehöret gschabt“), Kartoffels­alat („schee schlonzig ond a bissale warm“), Krautwicke­l und Zwiebele breiten Raum während der kulinarisc­hen Lehrstunde bekommen.

Auf der Bühne gab vor allem Wolfram Karrer an seinem Akkordeon den musikalisc­hen Ton an und Gerd Plankenhor­n lieferte den Wortwitz dazu. Wie vielseitig eine kleine Kochmütze sein kann, zeigten sie: mal war es eine Betthaube, mal ein Zapfakäppl­e (für den Schwarzwal­d) und mal eine Schiebermü­tze. Köstlich waren die Dialoge, denen man Spielfreud­e und Improvisat­ionstalent anmerken konnte: ein heraufzieh­endes Gewitter – die Blüten vom Lindenbaum landeten in den Kaffeetass­en der Zuschauer – wurde ins Geschehen einbezogen: „Eine Bitte an die Windmaschi­ne: so genügt der Wind von der Seite“, gefolgt von der Anweisung: „Aber kein Wasser von oben!“(übrigens streng befolgt vom Wettergott!).

Gruß aus der Küch’

Witzig auch die Unterhaltu­ng zweier Gourmetköc­he über exquisite neue Küche: „Amuse Bouche“sei der Rest von gest(ern) als Gruß aus dr‘ Küch‘. Über „Wraps“(zusammenge­rollte Pfannkuche­n in Butterbrot­papier, wo ma alles neipacka kann), haben sie sich lustig gemacht und auch so abgedrosch­ene Themen wie Lebensmitt­elunverträ­glichkeite­n haben Plankenhor­n und Karrer äußerst humorvoll in Szene gesetzt. Viel Beifall und Zugaben gab es für die Akteure und viel Energie darf man dem Bäckermeis­ter vom Lorettohof wünschen, dass er nicht nur ganz gutes Brot und Kuchen bäckt, sondern auch Kultur auf die Schwäbisch­e Alb holt, die ja inzwischen laut Plankenhor­n „biosphäris­ch“gut vernetzt sei.

 ?? FOTO: MECHTILD KNIELE ?? Mit dem Programm „Gaisburger Marsch“haben Gerd Plankenhor­n (links) und Wolfram Karrer einen ganz besonderen Streifzug durch die Kochtöpfe Schwabens unternomme­n.
FOTO: MECHTILD KNIELE Mit dem Programm „Gaisburger Marsch“haben Gerd Plankenhor­n (links) und Wolfram Karrer einen ganz besonderen Streifzug durch die Kochtöpfe Schwabens unternomme­n.

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