Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tour des femmes
Ach wie süß – was haben doch Kinder mitunter für herzerfrischende Fragen, etwa diese: „Du Papa, warum fahren bei der Tour de France eigentlich keine Frauen mit?“Natürlich wäre es weder pädagogisch noch politisch korrekt zu antworten, Frauen nähmen nicht teil, weil sie ihrer Natur gemäß bei Fahrten durch Ortschaften mit Bekleidungsoder Handtaschengeschäften nicht ohne Vollbremsung an Schaufenstern vorbeikämen. Von einer solchen klischierten Aussage distanzieren wir uns ausdrücklich aufs Allerschärfste!
„Schau mal“, spricht’s da unvermittelt aus dem Kindermund, als ein Athlet in rosarotem Trikot über den Bildschirm strampelt, „da fährt ja doch eine Frau mit“. Die wie selbstverständlich angemerkte Verbindung zwischen zartem Rosarot und holder Weiblichkeit wirft grundsätzliche Fragen der Erziehung auf, die an dieser Stelle aber nicht erörtert werden sollen.
Vielmehr geht es um die Frage, ob die Tour de France – von den einen als Fahrradrennen bewundert, von den anderen als eine Art groß angelegtes Freiluftexperiment zur Erforschung von nicht frei verkäuflichen Substanzen in menschlichen Körpern abgelehnt – überhaupt noch zeitgemäß ist. Vor allem in der Ära des Elektrofahrrads, mit dem es ja erheblich leichter ist, zum Beispiel nahezu tödlich steile Etappen wie jene hinauf nach Alpe d‘Huez mit einem Lächeln zu nehmen. Überhaupt wäre Entschleunigung der richtige Weg, um dem Radsport zu einem neuen Image zu verhelfen. Etwa mit Gemeinschaftspicknick und Einkaufsbummel. (nyf)
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