Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein Traumpaar, das keines sein möchte
„Destination Wedding“– Sommerkomödie mit den Idolen der 90er-Jahre
Keanu Reeves und Winona Ryder spielen in einer Romanze, die vom Hass der beiden auf alles Romantische lebt. Die Not schweißt sie schließlich zusammen.
Es ist Abneigung auf den ersten Blick. Frank (Keanu Reeves) ist ein arroganter Typ aus der Werbebranche, der Menschen hasst. Lindsay (Winona Ryder) ist ein hysterisches Nervenbündel, verklagt politisch unkorrekte Unternehmen und grübelt nonstop über ihr Pech. „Sie sind Bestandteil einer Welt, in der sich niemand mehr benehmen kann“, beschimpft die sexy Anwältin den hochgewachsenen Vollbart am Flughafen in der Schlange. Nein, das ist kein Traumpaar, das da am Anfang der neuen US-Komödie „Destination Wedding“steht.
Was die beiden so verschiedenen Charaktere im Zentrum Kaliforniens erwartet, ist starker Tobak. Der ölige Halbbruder von Frank, der vor Jahren die Verlobung mit Lindsay platzen ließ, lädt zu seiner Hochzeit mit einer unterbelichteten Dänin ein. Frank und Lindsay, die sich bisher nicht kannten, steht ein dreitägiger Alptraum bevor.
Regisseur Victor Levin bleibt fast immer in Nahaufnahme auf dem ungleichen Paar, das diskutiert, lästert, streitet, flirtet. Die gruselige Hochzeitsgesellschaft wird zumeist auf Abstand gehalten. So entsteht ein kleines Kammerspiel inmitten einer Menschenmenge – ein charmanter Kniff.
Auch die Idee, die 90er-Jahre-Stars Winona Ryder und Keanu Reeves für eine romantische Anti-Romanze vor die Kamera zu holen, hat ihren Reiz. Die zwei waren schon 1992 in „Bram Stoker’s Dracula“ein zerbrechliches Paar. Beide haben nach einigen Erfolgen und jahrelanger Karriere-Delle neuerdings wieder schwer Konjunktur. Ryder spielt in der Netflix-Serie „Stranger Things“eine durchgeknallte alleinerziehende Mutter im Kampf gegen Aliens. Reeves kommt in wenigen Monaten mit dem dritten Teil der Science-Fiction-Komödie „Bill & Ted“in die Kinos, auf den Fans fast 30 Jahre warten mussten.
Was bei dem unterhaltsamen Dauer-Dialog aber etwas abhanden kommt, ist eine Spannung zwischen den beiden Anti-Helden. Was bleibt? Eine leichte Feelgood-Komödie mit schönen Einfällen und spitzer Lebensweisheit. Nett für den Sommer. (dpa)
Destination Wedding. Regie: Victor Levin. Mit Keanu Reeves, Winona Ryder. USA 2018, 90 Minuten. FSK ab 12.