Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
50 Jahre Cheffe
Zum runden Geburtstag von Stefan Effenberg
MÜNCHEN (dpa) - Es bleibt immer etwas hängen. Kaum einer weiß das besser als Stefan Effenberg. Sein Stinkefinger 1994 kostete ihn eine womöglich ruhmreichere DFB-Karriere, mit seiner Frisur im Raubtierlook sorgte er für Erstaunen und sein Fünf-Monats-Missverständnis beim SC Paderborn sorgte für ein vorzeitiges Ende seiner Trainerkarriere. Garniert wurde das Ganze mit dem EM-Finale 1992, drei Meisterschaften mit dem FC Bayern, dem Triumph in der Champions League 2001 sowie recht eigenwilligen Poltereien.
Hinter den streitlustigen und mitteilsamen Effenberg trat nicht selten der Ausnahmefußballer Effenberg zurück. Für beide, so schien es manchmal, war zeitgleich einfach nicht genügend Platz. Wenn der 35malige Nationalspieler an diesem Donnerstag seinen 50. Geburtstag feiert, dann wird auch über diese beiden Pole zu sprechen sein.
Effenberg ist heutzutage vor allem als TV-Experte bekannt. Wer eine klare Meinung sucht, findet sie bei ihm. Nicht immer polternd, aber gerne pointiert. So war er schon als Spieler, so war er auch als Trainer. Wenn auch nicht lang.
„Wir drohten zum SC Effenberg zu degenerieren. Diese HollywoodWelt steht uns nicht so gut zu Gesicht“, begründete Paderbornboss Wilfried Finke die Trennung. Hollywood-like erschien ihm, dass Effenberg eine vorgeschriebene Fortbildung zur Verlängerung der Trainerlizenz nicht besuchte. Paderborn habe ihm „geschadet, weil manche Medien schlechte Stimmung gegen mich verbreiteten“, befand Effenberg, „und mich in die Schublade steckten, in der ich vor 20 Jahren war.“
Aus dieser Schublade dürfte der einstige kampfstarke Spielmacher, der vor allem während seiner zweiten Bayern-Phase von 1998 bis 2002 wie kaum ein anderer das Beiwort Führungsspieler verdiente, Effe wurde endgültig zum Cheffe, nie ganz rauskommen.
Guter Effe, böser Effe
Vor allem dafür verantwortlich: Der Stinkefinger, den Effenberg bei der WM 1994 den Fans zeigte und sein Rauswurf. „Es war eine Überreaktion, die mir jetzt im Nachhinein leid tut. Nur man sollte beide Seiten sehen. Nicht nur die des bösen Stefan Effenberg, sondern auch, wie die Zuschauer sich verhalten haben“, erklärte er.
Über den guten Stefan Effenberg wurde dann zum Beispiel so gesprochen. „Mit ihm sind viele Erfolge, die wir gemeinsam erzielt haben, ganz eng verbunden. Und ich bin ihm dafür sehr dankbar“, lobte ihn einst der heutige Bayern-Präsident Uli Hoeneß. „Wo andere sich verstecken, da zeigt sich Effenberg“, meinte sein früherer Trainer Ottmar Hitzfeld einmal voller Hochachtung über den Mann, der in seinen besten Zeiten ein echter Cheffe war.