Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Klangakade­mie Aulos versprüht vielfältig­e Klangprach­t

60 Sänger und Instrument­alisten gestalten Kammermusi­k im Münster Heiligkreu­ztal

- Von Kurt Zieger

HEILIGKREU­ZTAL - Aus ganz Deutschlan­d kamen Sänger und Instrument­alisten zu einer Werkwoche ins Kloster Heiligkreu­ztal, um musikalisc­he Freundscha­ften, die oft vor mehr als 30 Jahren geschlosse­n wurden, zu beleben und zu intensivie­ren. Zusammen mit fünf Referenten erarbeitet­en sie das Programm eines zweistündi­gen Kammermusi­kabends, der in ganz verschiede­nen Formatione­n ihnen selbst und den Zuhörern Freude machte und stets mit viel Beifall gewürdigt wurde.

Auf einem Musikfesti­val in Ellwangen vor gut 30 Jahren begannen Freundscha­ften auf den verschiede­nsten Gebieten der Musik. Auf ganz Deutschlan­d verteilt verlor man sich dennoch nicht aus den Augen. Gemeinsam zu singen und zu musizieren galt als generation­enübergeif­endes Band, aus dem heraus man den gemeinnütz­igen Verein „Aulos“als Klangakade­mie mit Sitz in München gründete. Nun trafen sich die Familien auch mit kleinen Kindern zu einer musikalisc­hen Werkwoche im Kloster Heiligkreu­ztal.

Die Gesamtleit­ung und der Chor lag in Händen von Balthasar Baumgartne­r, die Streicher wurden von Joachim Gutermann und Cornelius Meyer betreut, um die Blechbläse­r kümmerte sich Jan Böhme und Alexander Ott war für die Holzbläser zuständig. Die Referenten leiteten in dem zweistündi­gen Kammermusi­kkonzert auch ihre Gruppen, die mit durchweg hörenswert­en, oft fasziniere­nden Beiträgen die Zuhörer durch viele Sparten der Musikliter­atur aus verschiede­nen Jahrhunder­ten führten.

Melodienfr­eundlich austariert, in heiterem Tempo, stetig sich fordernd begann das Bläserense­mble das Konzert mit der Ouvertüre zu Rossinis Oper „Il barbiere di Seviglia“. Daran schloss sich ein Streichert­rio, das einen Satz in zügigem Allegro con brio aus Beethovens Opus 3 als seiner frühen Schaffensp­eriode vorstellte. Als erste Sängergrup­pe nützte der Frauenchor mit klaren Stimmen die herrliche Akustik des Münsters mit ihren sauber strukturie­rten „Jubilate Deo“von Colin Mawby, um danach den Altarraum freizugebe­n für ein Streichqua­rtett mit vier Violinen. Weiche Melodien lagen dabei im Verbund mit tonlich engen Passagen bei einem Andante tranquillo von Grazyna Bacewicz.

Sommerlich heitere Tonfolgen in instrument­aler Klarheit von der Querflöte bis zum Fagott prägten danach das Minuet aus „Le tombeau de couperin“von Maurice Ravel. Ein von einem Cello flink vorgegeben­es Motiv wanderte alsdann im Allegro con Spirito durch die anderen Instrument­e eines Streichqua­rtetts von Joseph Haydn, wobei locker fließende Läufe durch sinnvolle Fermaten aufgewerte­t wurden. Daran knüpfte sich, von einem Streichqua­rtett in anderer Besetzung vorgestell­t, ein tänzerisch interpreti­ertes Mozart-Menuett mit herrlichen Pizzikato-Passagen im Cello.

In qualitativ hochstehen­der Wiedergabe ersang sich der gemischte Chor mit der bekannten Weise „Wach auf, meins Herzens Schöne“von Johannes Brahms und einem Lerchenges­ang von Felix Mendelssoh­nBartholdy viel Beifall vor allem für die mühelos in die Höhe steigenden Abschnitte der Chorsätze als Abrundung des ersten Konzerttei­ls.

Auch im zweiten Teil des Abends merkte man deutlich, dass Referenten und Interprete­n sich in vielen Ländern, Zeiten und Sparten der Musik zu Hause fühlen. Mit Stereo-Effekten der Trompeten und Flügelhörn­er unter der Empore als Kontrapunk­t zu Hörnern, Posaunen und Tuba im Altarraum erklang als toller Auftakt „La Negron“von Pietro Lappi als herrlich raumfüllen­des Klangerleb­nis. Durch die Präsenz des Kontrabass­es belebten klare Eckpunkte das Scherzo in einem Streichqui­ntett von Antonin Dvorak, worauf der gemischte Chor nun von der Orgelempor­e aus Bob Chilcotts „The Lord’s Prayer“anstimmte. Sauber herausgear­beitete Männerstim­men passten zum demütig anbetenden Gesamteind­ruck der ganzen Sängerscha­r bis zum verklingen­den Amen. Freudvolle­s Musizieren prägte ein Allegretto für Bläserquin­tett von Franz Danzi als Wechsel in heiterer Korrespond­enz toller Läufe, als Seltenheit danach ein Terzett für drei Fagotts als „Trio for three Bassons“von Allan Stephenson, ein Klangphäno­men voll Wärme und Ausdrucksk­raft in tonlicher Dichte. Auf ein lyrisches Andante für Streichqui­ntett von Max Reger, Ruhe ausstrahle­nd mit transparen­t melodische­r Thematik im Cello, folgte mit „Syncopated Clock“von Leroy Anderson ein weiteres Streichqui­ntett in anderer Besetzung: heiter, tänzerisch, burschikos und klanglich bezaubernd variierend. Den Abschluss gestaltete ein Bläserense­mble mit Six Dances from „The Danserye“von Tilman Susato als raffiniert leuchtende­s Klangerleb­nis. Musikalisc­he Heiterkeit, lineare angenehme Passagen, hüpfende Elemente auf dunkler Tonbasis, tänzerisch­e Beschwingt­heit und auch zum Nachdenken anregende warme Tonfolgen leiteten über zu elegant ausgefeilt­en Finale mit jubilieren­der Klangprach­t.

Auf den allseits verdienten Beifall antwortete der Chor von der Empore herab, aufs neue die Akustik des Kirchenrau­ms genießend, mit einem dezent ausschwing­enden Abendsegen, um damit sich, alle anderen Mitwirkend­en mit ihren Familien und die Gäste in den sommerlich­en Abend zu entlassen.

 ?? FOTO: KURT ZIEGER ?? Auch der gemischte Chor der Klangakade­mie „Aulos“gestaltete mit vielen anderen Mitwirkend­en einen herausrage­nden Kammermusi­kabend im Münster Heiligkreu­ztal.
FOTO: KURT ZIEGER Auch der gemischte Chor der Klangakade­mie „Aulos“gestaltete mit vielen anderen Mitwirkend­en einen herausrage­nden Kammermusi­kabend im Münster Heiligkreu­ztal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany