Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sonnencreme oder Regenjacke
Wetter-Apps helfen beim Planen, aber nicht jede liefert genaue Vorhersagen
BERLIN/HANNOVER (dpa) - Manch einer hat es vielleicht schon geahnt: Die Wetter-Apps, die auf Smartphones vorinstalliert sind, liefern meist keine allzu genauen Vorhersagen – und lassen einen dann und wann unerwartet im Regen stehen.
Der Grund: Diese Apps werten Wetterdaten nach dem amerikanischen Wettermodell aus, dem Global Forecast System (GFS). In Amerika funktioniert das Modell sehr gut, meint André Kramer vom „c't“-Fachmagazin: „Nordamerika ist riesig und das Wetter auch über große Entfernungen gleich. Da ist egal, ob ich hier oder hundert Kilometer weiter weg stehe.“Deutschland ist dagegen landschaftlich viel kleinteiliger: Deshalb sind Wetter-Apps, die Daten nach dem europäischen (ECMWF) oder deutschen Wettermodell (ICON) auswerten, viel genauer. Denn ihre Auflösungen sind deutlich höher und erfassen regionale Unterschiede besser.
Die diversen Modelle haben Stärken und Schwächen bei verschiedenen Wetterphänomenen, sagt Meteorologe Frank Böttcher, der im Vorstand Deutsche Meteorologische Gesellschaft sitzt. „Während beim amerikanischen Wettermodell ein Schwerpunkt auf die Vorhersage von Hurrikans gelegt wird, gibt das Modell des Deutschen Wetterdienstes mehr Klarheit über die Entwicklung von Nebel und Bodennebel.“
Um möglichst genaue Vorhersagen zu treffen, greifen viele App-Entwickler auf unterschiedliche Datenquellen zurück und führen diese mit Hilfe eigener Systeme zusammen. Mittlerweile sind Vorhersagen für bis zu fünf oder sechs Tagen recht verlässlich, meint Kramer. Aber: Je länger der Zeithorizont, desto schwieriger ist eine regional präzise Vorhersage. Eine gute Wetter-App zeigt über einen längeren Zeitraum deshalb nur Trends an.
Trotzdem sind die Angaben in Wetter-Apps auch tagesaktuell nicht immer eindeutig: So sind Niederschlags wahrscheinlichkeiten für den Nutzer schwierig zu interpretieren, bemängelt die Stiftung Warentest in einem Test. Die Prozentangabe sagt nämlich nichts über die Menge des Regens aus – und ist dementsprechend auch erfüllt, wenn es nur ein paar Tropfen regnet. Wer wissen möchte, ob er Regenjacke oder Schirm einpacken sollte, dem hilft ein Regenradar, der die Ausbreitung von Regenwolken zeigt.
Die besten Wetter vorhersagen liefern nach Meinung des Meteorologen die großen Wetter-Apps, zu denen etwa „Warnwetter“, „Weatherpro“, „Wetter.com“, „Wetter.net“und „Wetter Online“gehören.
Gefahrenlagen werden angezeigt
In der kostenlosen Version liefert „Warnwetter“des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nur Informationen zu witterungsbedingten Gefahrenlagen. Grund dafür ist ein Urteil des Landgerichts Bonn vom 15.11.2017 – seitdem darf der DWD die App im vollen Umfang nicht mehr kostenlos anbieten. Die Vollversion kostet nun 1,99 Euro. Darin haben Nutzer Zugriff auf ortsbezogenes Wetter, Prognosen und ein Niederschlagsradar. Auch Informationen zur UV-Strahlung sind dann verfügbar. Allerdings zeigt die App nur Daten für Deutschland.
Anders ist das bei „Weatherpro“, der Wetter-App der Meteogroup, die Nutzer weltweit übers Wetter informiert und beim „c't“-Test am besten abschnitt. In der kostenlosen LiteVersion haben Nutzer Zugriff auf eine ortsbasierte 7-Tage-Vorhersage, die in Intervalle von drei Stunden aufgeschlüsselt ist. Außerdem gibt es Informationen zur gefühlten Temperatur, der Sonnenscheindauer und einen UV-Index. Für 2,99 Euro gibt es die Premium-Version mit genauerer Vorhersage, Wetterkarten-Zugriff und Informationen zum Badewetter.
Die anderen drei großen Apps geben in ähnlicher Weise Auskunft über das Wetter und unterscheiden sich nur zum Teil im Funktionsumfang: So gibt „Wetter.net“Prognosen für die kommende Woche ab, warnt bei Unwetter und verfügt über ein Regenradar. Eine längere Prognose liefert „Wetter.com“mit 16 Tagen. Außerdem visualisiert die App Niederschlag im Regenradar und warnt per Push-Meldung vor Unwetter. Und „Wetter Online“informiert Nutzer in einem 14-Tage-Trend, warnt vor Unwetter und verfügt ebenfalls über ein Regenradar.