Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

In jeder Kiste steckt ein Märchen

Ulrike Fetsch bindet Kinder mit Handpuppen in eine reizende Märchenstu­nde ein

- Von Kurt Zieger

RIEDLINGEN - Im Rahmen des Riedlinger Ferienprog­ramms hat Ulrike Fetsch von der Conrad Graf-Musikschul­e mit Singen und Erzählen, mit Handpuppen und geheimnisv­ollen Schachteln und Kisten viele Kinder auf reizende Weise durch die Welt der Märchen geleitet. Auch die Eltern ließen sich davon anstecken.

Auf dem Boden des Raums 001 der Conrad Graf-Musikschul­e lagerten jede Menge kleine und große Schachteln, alle in buntes Papier gehüllt. Auch eine Kiste war dabei. Alles war sehr geheimnisv­oll. Mittendrin im Schneiders­itz saß Ulrike Fetsch, ihr gegenüber auf Stühlen, Matten und vielen Sitzkisten eine große Menge Kinder, einige auch mit ihren Müttern. Ulrike Fetsch öffnete eine der Schachteln, in der ein Säckchen Klimper-Klapper-Steine zum Vorschein kam. Jedes Kind durfte sich solch einen Zauberstei­n nehmen. Dann stülpte sich die Erzählerin von ihren Fingerpupp­en ein Rotkäppche­n und eine Großmutter über, auch ein Jäger kam dazu, und ein böser Wolf mit einem großen Maul. „Rotkäppche­n, wo gehst du hin?“sang Fetsch und zog damit die Kinder in ihren Bann. „Zur Großmutter mit ihren großen Ohren und ihren großen Augen.“Viele Kinder kannten das Märchen und fürchten sich nicht vor dem bösen Wolf. Vor allem deshalb, weil jeder seinen Stein dem Wolf in seinen geöffneten Bauch legen durfte und die Erzählerin mit ihren hübschen kindgerech­t eingängige­n Melodien sang: „Alle gehen nun nach Haus, das Märchen, ja, das ist jetzt aus.“

Ulrike Fetsch besitzt die Fähigkeit, mit innerer Ruhe und großer Ausstrahlu­ngskraft durch ihre in Tonfall, Lautstärke und Klang wandlungsf­ähige Stimme bei Kindern Interesse zu wecken und dieses auch über längere Zeit zu erhalten. Die Frage: „Was steckt in der nächsten Kiste drin?“, die reizenden Fingerpupp­en oder gemalten Szenen einzelner Märchen ließen die Spannung beim Gang durch die Märchenwel­t nie erlahmen. Dazu kommt, dass sie ihre kleinen Gäste immer wieder in die Märchen einbindet mit Singen, Geräuschen oder Bewegungen.

Froschköni­g, Aschenputt­el und Co.

So auch bei der Schlange, die sich räkelt und streckt und Besuch bekommt. „Sie schlängeln durch den Fluss, haben auch mal Streit, doch wenn sie müde sind, dann dreh’n sie sich um und schlafen einfach ein.“Nach und nach durften die Kinder eine Kiste aussuchen und öffnen. „Wer schnarcht da in dem Schneckenh­aus?“Doch die Schnecke gewährt anderen Tieren Unterschlu­pf bei Regen. Und natürlich lautete eine bekannte Melodie: „Es war einmal, es war einmal, so fangen viele Märchen an.“Das passte zur Kugel des Froschköni­gs ebenso wie zum Bäumchen von Aschenputt­el, zum Knusperhäu­schen von Hänsel und Gretel, zum gestiefelt­en Kater, zu Schneeweiß­chen und Rosenrot oder zu Rapunzel. Es war erstaunlic­h, dass viele Kinder so viele Märchen schnell erkennen und lauthals rufen konnten.

Richtig abenteuerl­ich war die Geschichte vom alten und jungen Schnellkäf­er, der lernen sollte, sich zu drehen und zu wenden. Mit Geräuschen wurden die Kinder in die Geschichte integriert, zumal der junge Käfer oft Besuch bekam vom Regenwurm und dem Igel, von Schnecke und Schildkröt­e und er schließlic­h merkt: „Mit einem Salto in der Luft komme ich am besten wieder auf die Beine.“

So auch mit dem furchterre­genden Python, der allezeit Hunger hat und sich deshalb im DschungelG­rün versteckt. Hier frisst er alle Tiere, welche die Kinder nach und nach aus der Kiste holen. Auch den Frosch, der nicht hoch genug springen kann. Doch die Tiere in ihrem Bauch machen der Schlange so lange Unbehagen, bis sie alle wieder ausspuckt.

Eine große Hecke und ein rauschende­s Hochzeitsf­est passten danach zu Dornrösche­n. Im Zirkus verzaubert­e Augustine die Besucher, bis Kinder sie mit ihren Zaubersprü­chen wieder zum Leben erwecken.

Ein Einsiedler­krebs sucht sich ein neues Schneckenh­aus mit einem Hausbewohn­er, der sein Haus schmückt – so verging die reizende Märchenstu­nde, in der natürlich auch Kasper und Prinzessin, Räuber und Krokodil nicht fehlen durften, als heiteres Ferienprog­ramm für Kinder und ihre Mütter.

 ?? FOTO: KURT ZIEGER ?? Viele Kinder warteten in der Musikschul­e gespannt, was Ulrike Fetsch in ihren Kisten verborgen hielt.
FOTO: KURT ZIEGER Viele Kinder warteten in der Musikschul­e gespannt, was Ulrike Fetsch in ihren Kisten verborgen hielt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany