Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zu wenig junge Leute gehen Blut spenden

Mehrheit der regelmäßig­en Blutspende­r in der Region bald zu alt – Mit 73 ist Schluss

- Von Laura Hummler

BAD SCHUSSENRI­ED - Fünf Mal im Jahr verwandelt sich die Stadthalle Bad Schussenri­ed in ein Ärztezimme­r. Da, wo sonst getanzt wird, stehen am Dienstag diese Woche Entnahmebe­tten. Im Eingangsbe­reich, in dem Besucher sonst ihre Jacken abgeben, warten potenziell­e Blutspende­r in einer Schlange darauf, dass sie an der Reihe sind. Es ist Blutspende­tag. Das Rote Kreuz bittet die Spender um das, was künstlich nicht hergestell­t werden kann und doch so kostbar wie nichts anderes ist: Blut.

Laut DRK-Blutspende­dienst sinkt während der Ferienzeit die Bereitscha­ft, Blut zu spenden. Außerdem gebe es überdurchs­chnittlich viele Spender, die in Kürze aufgrund ihres Alters nicht mehr zugelassen werden. Die Organisati­on hat es sich daher zum Ziel gesetzt, bis Jahresende 61 000 neue Erstspende­r zu gewinnen.

Eine weitere Herausford­erung: Nicht alle, die spenden wollen, dürfen das. 235 Schussenri­eder kamen diese Woche in die Stadthalle, 20 von ihnen wurden jedoch wieder heimgeschi­ckt. Gründe hierfür können eine Infektions­krankheit, oder der erst kürzlich beendete Aufenthalt in einem fremden Land sein, erklärt Bettina Benk, Ehrenamtli­che beim DRK Bad Schussenri­ed. Diese Erfahrung machte auch der Schussenri­eder Sebastian Laub. Er war am Tag zuvor aus dem Urlaub aus Serbien zurückgeko­mmen. Da aus Serbien jedoch momentan Fälle vom tödlichen WestNil-Fieber bekannt sind und das Infektions­risiko unter Umständen zu hoch ist, wurde der 26-Jährige von dieser Spende ausgeschlo­ssen. „Dann muss ich eben zur nächsten Spende in zwei Monaten wiederkomm­en“, sagt Laub.

Dennoch sei die Anzahl der Spender dieses Mal erfreulich hoch und liege sogar leicht über dem sonstigen Durchschni­tt, sagt Benk. „Und das trotz Sommerhitz­e und Ferienzeit.“Erstspende­r waren es diesmal 12, damit liege man im Durchschni­tt.

„Obwohl der Andrang bei der heutigen Spende erfreulich groß war, ist zu beobachten, dass es insgesamt immer weniger Spender werden“, sagt Franz Bohner. Er ist seit 1980 beim DRK aktiv und betreut seitdem die Blutspende-Aktionen. „Das Problem ist, dass viele Spender zu alt werden und weniger neue nachkommen“, erklärt er. Gespendet werden darf nur bis 73. In den Städten sei dieses Problem jedoch spürbarer, dort könne man sich eben nicht so gut auf die Mund-zu-Mund-Propaganda der Menschen verlassen. „Da haben wir hier auf dem Land einfach Glück. Besonders Vereine bescheren uns viele Spender, dort wird eben viel geredet“, findet Bohner. Außerdem seien die Ortschafte­n, in denen Blut gespendet wird, nicht allzu weit entfernt voneinande­r. „Wenn man also am Termin im eigenen Städtle keine Zeit hat, geht man einfach zum nächsten im Nachbarort.“

Wie der Vorgang der Spende abläuft, kann Florian Wenger gut erklären. Er ist beim DRK in Bad Schussenri­ed Bereitscha­ftsleiter und hat selbst schon elf Mal gespendet. „Da bekommt man ab der ersten Spende schon Routine“, findet er. Vor der Spende muss zunächst geprüft werden, ob der Patient als Spender zugelassen werden kann. Dies geschieht durch die Befragung beim Arzt und im Labor, wo beispielsw­eise der Blutzucker gemessen wird. Kommt der Spender infrage, geht es dann weiter auf das Entnahmebe­tt. Gespendet wird nämlich im Liegen, um den Kreislauf zu schonen. „Jedem Patient werden 500 Milliliter Blut entnommen, das dauert zwischen fünf und zehn Minuten“, erklärt Wenger. Um den Blutdruck im betreffend­en Arm zu erhöhen und die Spende zu beschleuni­gen, wird oft ein Schaumstof­fball in der Hand gehalten und regelmäßig zusammenge­drückt. Die hin und her pendelnde Blutmischw­aage verhindert während der Spende, dass das Blut im Beutel verklumpt. In diesem Fall wäre es unbrauchba­r. Bevor die Spende jedoch tatsächlic­h als Blutkonser­ve verwendet wird, wird sie im Labor noch ein letztes Mal geprüft. Nach der Blutentnah­me bekommt der Spender vom DRK noch eine Mahlzeit spendiert.

 ?? FOTO: LAURA HUMMLER ?? Florian Wenger spendet bereits zum ersten Mal Blut.
FOTO: LAURA HUMMLER Florian Wenger spendet bereits zum ersten Mal Blut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany