Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Millionen für Ende der Zeitumstellung
EU-Kommission kündigt detaillierten Bericht zur Sommerzeit-Umfrage an
BRÜSSEL (dpa) - Soll in der EU weiter zweimal im Jahr die Zeit umgestellt werden? Bei einer EU-weiten Umfrage hat sich eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer dagegen ausgesprochen. Nun brütet die EUKommission darüber, ob das halbjährliche An-der-Uhr-drehen tatsächlich abgeschafft werden könnte.
Rund 4,6 Millionen Antworten sind bei der jüngst abgeschlossenen Befragung der EU-Kommission eingegangen, mehr als 80 Prozent davon waren nach vorab durchgesickerten Zahlen für eine Abschaffung der Zeitumstellung. Die meisten sind für eine dauerhafte Sommerzeit. Bemerkenswert ist allerdings, dass von den 4,6 Millionen Rückmeldungen mehr als drei Millionen aus Deutschland kamen. Wobei die Zahlen keine Rückschlüsse darüber zulassen, wie repräsentativ die Umfrage ist: Zum einen ist durchaus möglich, dass vor allem Kritiker der Zeitumstellung mitgemacht haben. Und: Aufgerufen, an der Umfrage teilzunehmen, waren 500 Millionen EU-Bürger. Im Grunde hat also nicht einmal ein Prozent der Menschen, die mitmachen durften, sich geäußert. Die EU-Kommission wollte das Resultat am Mittwoch noch nicht kommentieren.
Aber kann die EU-Kommission hinter dieses deutliche Ergebnis tatsächlich noch zurück? Vertreter fast aller im Europaparlament vertretenen deutschen Parteien – unter ihnen CDU, CSU, SPD, Grüne und FDP – meinen: Nein! „Ein so eindeutiges Ergebnis dürfen die EU-Institutionen nicht ignorieren“, sagte CDUPolitiker Peter Liese. Martin Häusling von den Grünen sieht das ähnlich: „Wenn die Kommission auf diese 80 Prozent nicht reagiert, dann machen wir uns komplett lächerlich.“Er spricht sich für eine dauerhafte Beibehaltung der Sommerzeit aus.
Einige EU-Länder haben sich ohnehin schon positioniert. Litauen, Estland und Lettland sprachen sich ebenso für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus wie Finnland. Von Deutschland ist keine offizielle Position bekannt. Ein FDP-Antrag im Bundestag für eine ganzjährig geltende Zeitregelung in der EU scheiterte im März – auch an der Ablehnung durch CDU, CSU und SPD.
Das Europaparlament hatte die EU-Kommission im Frühjahr beauftragt zu prüfen, wie es mit der Zeitumstellung weitergehen soll. Bei der Umfrage konnten Teilnehmer angeben, ob sie die Zeitumstellung weiter wünschen oder für eine Abschaffung plädieren. Das soll EU-weit einheitlich geregelt bleiben. Und die Bürger konnten anklicken, ob im Fall der Fälle lieber dauerhaft die Sommer- oder die Winterzeit gelten sollte. Diese Frage läge dann im Ermessen der einzelnen EU-Länder. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren einheitlich am letzten Sonntag im März eine Stunde vor – und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück.