Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
O’Leary und die Luftschlangen
Nicht erst seit die irische Billigfluglinie Ryanair samt ihrem sympathischen Chef Michael O’Leary ins Visier der Gewerkschaften geraten ist, kommt das Fliegen nicht aus den Schlagzeilen. Täglich machen Meldungen die Runde, weil O’Leary menschenwürdige Arbeitsbedingungen für überbewertet hält, genauso wie die eigenen Fluggäste. Über seine Kunden hat O’Leary einmal wörtlich gesagt: „Unsere Buchungssysteme sind voll von Passagieren, die mal geschworen haben, dass sie nie wieder mit uns fliegen wollen.“
O’Leary mag der Klaus Kinski des internationalen Flugbetriebs sein, eines hat er aber stets richtig eingeschätzt: Die Wirkung von Schnäppchen auf die Menschen, sodass er wohl auch einen Zuschlag dafür kassieren könnte, falls Leute bekleidet in seine Flugzeuge steigen. Schließlich wiegt die Klamotte was und treibt so den Kerosinverbrauch in die Höhe. Jedenfalls würden gewiss – zumindest in Sparfuchsdeutschland – die Flieger mehrheitlich mit nackten Menschen abheben, für die Mister O’Leary dann einen verächtlichen Spruch auf Lager hätte.
Kürzlich ist ein Mann von Düsseldorf nach Moskau gereist. Bei der Kontrolle hatte der Passagier 20 Schlangen im Handgepäck. Bei Ryanair kostet in Zukunft Handgepäck extra. Da müsste der Schlangenfreund die Tiere direkt am Körper tragen, sonst könnte es teuer werden. Klaus Kinski hat übrigens im Edgar-Wallace-Film „Der Fluch der gelben Schlange“mitgespielt. Eingedenk O’Learys reptilienhafter Geschäftspraktiken können wir da an einen Zufall nicht glauben. (nyf)
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