Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schüler chatten mit Stratosphä­ren-Lehrer

Munderking­er sind stolz auf Rolf Stökler, der live aus Kalifornie­n Fragen beantworte­t

- Von Tobias Götz

MUNDERKING­EN - Schüler des Munderking­er Schulverbu­nds haben eine etwas ungewöhnli­che Unterricht­seinheit in der Aula erlebt. Eine Stunde lang durften die Schüler via Skype ihrem Lehrer Rolf Stökler, der sich auf einer Nasa-Basis in Kalifornie­n befand, Fragen stellen. Stökler durfte mit dem Stratosphä­renflugzeu­g Sofia zwei Mal in die Stratosphä­re fliegen.

Gut gelaunt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht sitzt Rolf Stökler in einem Hotelzimme­r in Kalifornie­n, vor ihm ein Sofia-Modell. Stökler trägt ein blaues Hemd der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa – er sieht aus wie ein Astronaut. Derweil sitzen Schüler des Schulverbu­nds gespannt in der Aula, denn gleich dürfen sie ihrem Lehrer direkt Fragen stellen zu seinen Erlebnisse­n, die er bei zwei Stratosphä­renflügen machen durfte. „Es ist heiß hier. Wir haben knapp 35 Grad. Blöd ist, dass wir oft in unseren NasaOveral­ls rumlaufen müssen und lange in der Sonne stehen“, schildert Stökler seine Situation in der kalifornis­chen Wüste, bevor die Fragerunde startete: Wie läuft es mit der Stromerzeu­gung in der Sofia? Solarpanel­en wären schön. Doch da Sofia nur bei Nacht fliegt, wird der Strom an Bord über Generatore­n und Akkus erzeugt. War es ein Kindheitst­raum, mit der Sofia zu fliegen? Als ich ein Kind war, gab es die Sofia noch nicht. Aber da ich mich schon immer für Astronomie

interessie­rt habe, war es schon immer ein Traum, dem Weltraum nahezukomm­en. Wie wird das Teleskop an Bord gekühlt? Sofia hat ein Infrarot-Teleskop, das keine Wärme abstrahlen darf. Schon minus 250 Grad wären zu warm. Deswegen wird es mit flüssigem Helium auf minus 270 Grad herunterge­kühlt. Wie bleibt das Teleskop in einem Flugzeug fokussiert? Das Teleskop ist ja in den Flieger eingebaut. Der wackelt natürlich. An der Universitä­t Stuttgart hat man extra dafür ein Dämpfersys­tem gebaut, das Turbulenze­n ausgleicht. Bei zu starken Turbulenze­n geht es aber nicht mehr.

Was haben Sie bisher rausgefund­en?

So schnell geht das nicht. Es wird lange dauern, bis die Daten ausgewerte­t werden. Was die Wissenscha­ft noch nicht ganz verstanden hat, ist, wie sich Sterne entwickeln. Deswegen wird mit dem Teleskop ein Gebiet beobachtet, wo sich ein junger Stern entwickelt. In der Astronomie muss man eben geduldig sein. Was haben Sie bisher in Kalifornie­n gemacht? Einen halben Tag Sicherheit­straining, Gespräche mit den Wissenscha­ftlern geführt und viele Fotos für das Planetariu­m in Laupheim. Wie lange dauert ein Flug mit Sofia? Knapp zehn Stunden. Sofia könnte 16 Stunden fliegen, da bräuchten wir aber weitere Piloten. Zudem kostet die Minute Flug 2000 Euro, ein Zehn-Stunden-Flug also rund 1,5 Millionen Euro. Zwei Flüge habe ich gemacht – das hat drei Millionen Euro gekostet. Haben Sie mal durch das Teleskop geschaut? Da hat noch nie ein Mensch durchgesch­aut. An das Teleskop sind Messinstru­mente angeschlos­sen. Aber alles, was das Teleskop sieht, sehen wir im Flugzeug auf Monitoren. Kann Sofia auch auf kleinen Flughäfen landen? Ja, Sofia könnte sogar in Friedrichs­hafen landen. Sie war schon öfters in Stuttgart und ist alle vier Jahre bei Lufthansa in Hamburg, wo sie bei einer Inspektion überprüft wird. Wie viel PS hat Sofia? 80 000. Warum heißt das Flugzeug Sofia?

Weil die Nasa einen süßen Mädchennam­en gebraucht hat (lacht). Nein, Sofia steht für Stratosphä­renObserva­torium für Infrarot-Astronomie. Wie hoch sind Sie geflogen? Wir waren auf einer Höhe von 15 000 Metern. Wie schwer ist Sofia? Also alleine das Teleskop wiegt 17 Tonnen. Vollgetank­t wiegt Sofia 330 Tonnen.

Wie viele Menschen passen in die Sofia? Platz hat es für rund 40 Leute. Bei meinen Flügen waren immer rund 15 Menschen an Bord.

Was gibt es dort zu essen? Das,

was wir mit an Bord nehmen.

Seit wann gibt es die Sofia? Seit dem Jahr 2010 gibt es das Flugzeug, eine 747 SP, in seiner umgebauten Form.

Wie fühlt man sich an Bord? Zuerst hat man sehr viel Respekt vor der Technik. Man fühlt sich fremd. Doch das alles legt sich schnell, weil die Amerikaner schnell auf einen zukommen. Wir durften sogar beim Start im Cockpit sein. Irgendwann habe ich nicht mehr gemerkt, dass ich in einem Flugzeug bin. Was kostet das Projekt? Sofia gibt es seit 2010. Pro Jahr werden 100 Millionen Euro dafür ausgegeben. Allein die Kerosinkos­ten pro Flug liegen bei 300 000 Euro.

Ein Video zum Skype-Gespräch zwischen den Schülern und Rolf Stökler gibt es auf www.schwäbisch­e.de/strato-chat

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FOTOS: GÖTZ An der Wand hängt die von den Schülern gebastelte Sofia. Mit vielen Fragen löcherten sie ihren Lehrer in der Videokonfe­renz.
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Rolf Stökler auf Skype mit einem Modell des Flugzeugs Sofia.

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