Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
So viel Smartphone muss sein
Wer sein Nutzungsverhalten kennt, kann beim Handykauf häufig sparen
HANNOVER/BERLIN (dpa) - Bei Smartphones kann man unterscheiden zwischen Einsteiger- und Mittelklasse sowie den Premiummodellen. Einsteigergeräte sind zum Teil für unter 100 Euro zu haben, in der Mittelklasse kostet ein Smartphone zwischen 250 und 500 Euro. Oberklassemodelle sind preislich ab 600 Euro angesiedelt und werden stetig teurer. Die neuesten Geräte kosten mittlerweile um die tausend Euro. Aber muss so viel Smartphone überhaupt sein?
Das kommt ganz darauf an, welche Ansprüche man an das Gerät stellt, sagt Alexander Spier vom Fachmagazin „c't“. Über die aktuelle Technik verfügen Einsteigergeräte nicht. Wer lediglich einige Apps nutzen, ein bisschen im Internet surfen und mal telefonieren möchte, ist aber mit einem Handy ab um die 150 Euro gut bedient.
Die Mischung machts
Abstriche machen müssen Nutzer dann in jedem Fall bei der Kamera. Außerdem sind die Geräte meist nicht so schnell. Beim Scrollen kann es schon mal ein bisschen ruckeln: Der Arbeitsspeicher ist relativ klein, der Prozessor eher langsam. Auch beim Design müssen Käufer von Einsteigermodellen einstecken, da günstigere Modelle häufig aus Kunststoff gefertigt sind. Der Vorteil daran: Die Geräte sind unempfindlicher und gehen nicht so schnell kaputt.
Wer ein neues Smartphone kaufen will, sollte sich nicht von den Zahlen wie zum Beispiel der Megapixelzahl der Kamera blenden lassen. „Ob die Kamera gute Fotos macht, hängt viel mehr mit dem Zusammenspiel der verbauten Technologien und der Software ab“, sagt Alexander Emunds vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“.
An anderen technischen Richtwerten können sich Käufer aber orientieren: Wer viele Fotos und Videos speichern möchte, braucht einen entsprechend großen internen Speicher. „Da sind 16 GB schon sehr wenig“, sagt er. Zu bedenken sei auch, dass die Software selbst einen großen Teil des Speichers belege. Viele Smartphones bieten die Möglichkeit, Speicher per Micro-SD-Karte nachzurüsten. Gleichwertig ersetzen kann so ein externes Speichermedium die Kapazität an internem Speicher aber nicht, weil der schneller arbeitet. Große Dateien wie Fotos und Videos lassen sich aber gut auf eine Speicherkarte auslagern.
Wer Wert auf schnelles Internet legt, achtet besser darauf, dass das Smartphone LTE-fähig ist und mindestens den n-WLAN-Standard unterstützt. Das noch schnellere acWLAN wird bei günstigeren Smartphones oft nicht verbaut, sondern ist erst bei Mittel- und Oberklasse-Smartphones zu finden.
Da oft auch am Display gespart wird, sollten Käufer auf eine Auflösung von mindestens 720p in der Breite achten, sagt Emunds. WQHD oder 4K muss es nicht unbedingt sein. Welche Auflösung optimal ist, hängt letztendlich aber von der DisplayGröße ab. Hier können sich Käufer an einer einfachen Formel orientieren: Je größer das Display ist, desto höher sollte auch die Auflösung sein. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass günstigere Smartphones über ein weniger helles Display verfügen. Wer sein Gerät häufig draußen zum Navigieren benötigt oder im Sommerurlaub am Strand darauf lesen möchte, ist deshalb mit einem Einsteigergerät mit geringer Displayhelligkeit nicht gut bedient.
In der Mittelklasse werden die Leistungen des Smartphones besser: Das Gerät läuft flüssiger, das Display ist meist höher aufgelöst und kann heller eingestellt werden, die Funktionen sind vielfältiger. So verfügen die Smartphones mal über einen schnellen Prozessor, mal über eine tolle Kamera. „Da muss man einen Schwerpunkt setzen, was man will“, sagt Spier.
Je höher der Preis, desto eher spielt das Entscheiden eine untergeordnete Rolle. Oberklasse-Smartphones laufen reibungslos und sind für alle Situationen gerüstet. Deshalb rücken dann zusätzliche Spielereien in den Vordergrund: induktives Laden beispielsweise oder die kontrastreicheren OLED-Displays.
Deutliche Unterschiede zu günstigeren Smartphones zeigen sich bei den Spitzenmodellen vor allem bei der Kamera. „Hier wird die aktuelle Technik verbaut – das spielt im Marketing eine große Rolle“, sagt Christian van de Sand von der Stiftung Warentest.
Wer auf neueste Funktionen wie Gesichtserkennung Wert legt, muss ebenfalls tief in die Tasche greifen. „Vor einigen Jahren war das bei den Fingerabdrucksensoren so. Mittlerweile sind die vermehrt auch in günstigeren Mittelklassegeräten verbaut“, stellt er fest. Gleiches gilt zum Beispiel auch für Notch-Displays. Wer ein gutes Modell kaufen, aber nicht viele Hundert Euro dafür ausgeben möchte, ist mit Mittelklasse-Modellen gut bedient. Gute Modelle gibt es bereits ab 250 Euro. Da Android-Geräte recht schnell im Preis sinken, kann es günstiger sein, etwas ältere Modelle zu kaufen, die bereits einige Monate auf dem Markt sind.
Das Problem der Sicherheitslücke
Gerade dann sollten Käufer aber vor allem auf eines achten: Sicherheitsupdates. „Die Geräte von Apple werden zum Beispiel sehr lange mit Updates versorgt“, sagt Emunds. Das liege unter anderem daran, dass Apple sowohl Hersteller der Software als auch der Hardware ist. „Bei Android-Geräten kann es aber schnell passieren, dass keine System-Updates mehr kommen.“Das sei nicht nur bei günstigen Geräten der Fall, sondern könne auch bei teuren Modellen zum Problem werden. Käufer sollten sich daher informieren, ob das gewünschte Gerät über ein aktuelles Betriebssystem verfügt.
Grundsätzlich geben sich die Hersteller im Hinblick auf Software-Updates nicht sehr transparent, so Emunds. Bei Oberklasse-Smartphones können Käufer davon ausgehen, dass sie das nächstgrößere Update bekommen. Bei Einsteiger- und Mittelklasse-Smartphones hilft eine Recherche im Netz herauszufinden, ob die Hersteller sich zur Update-Politik des Geräts bereits geäußert haben.