Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Heimat heißt intaktes soziales Umfeld, gute Infrastruktur – und der Bussen
Heimattour der Grünen führt Staatssekretär Andre Baumann und Landesvorsitzende Sandra Detzer auf den Bussen und nach Moosburg
MOOSBURG/OFFINGEN - Passender als mit einem Blick vom Bussen lässt sich der Begriff Heimat kaum veranschaulichen. Bei ihrer Grünen-Heimattour konnten sich Staatssekretär Dr. Andre Baumann und die Landesvorsitzende der Grünen, Dr. Sandra Detzer, einen Eindruck von der oberschwäbischen Heimat machen – und zeigten sich nach ihrem ersten Besuch auf dem Bussen schwer beeindruckt.
Maria Tittor, erfahrene Albführerin aus Zwiefalten, hatte die Gäste am Bussenparkplatz in Empfang genommen. Auf dem Schöpfungsweg verdeutlichte sie den Begriff Heimat anhand der vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Beim anschließenden Besuch in der Bussenkirche wurde das Bussenlied angestimmt. Auf der Terrasse genossen die Besucher die herrliche Aussicht.
Zur anschließenden Einkehr ging es dann ins Rathaus von Moosburg, wo die örtliche Feuerwehr schon alles für die Bewirtung der Gäste angerichtet hatte, selbst Honig von einem örtlichen Imker wurde angeboten. Bürgermeister Dietmar Rehm begrüßte die politischen Gäste. Rehm und sein Betzenweiler Bürgermeisterkollege Tobias Wäscher nutzten auch gleich die Gelegenheit, das örtliche Biber-Problem anzusprechen und mit Baumann, Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. Darüber, dass der Biber ein schützenswertes Tier ist, herrschte Einigkeit und auch darüber, dass hier insbesondere wegen des Hochwasserschutzes eine individuelle Lösung gefunden werden muss. Baumann versprach, sich der Sache anzunehmen.
Für Sandra Detzer ist Heimat ein positiv besetzter Begriff, für den die Politik die Grundlagen schaffen kann und soll. Eine klare Abgrenzung zum Rechtspopulismus wäre aber erforderlich, denn Heimat habe nichts mit Nationalismus oder Deutschtümelei zu tun. Stattdessen sollen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Kulturlandschaft bewahrt werden.
Verbundenheit zur Heimat werde in der Fremde stark empfunden, sagte Baumann, und gerade die Globalisierung führe zu einer Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit. Hierzu gehörten neben einem intakten und gut funktionierenden sozialen Umfeld wie hier bei der Feuerwehr in Moosburg auch die Schaffung von Wohnraum, eine gute Infrastruktur, Straßen, ein gut funktionierender öffentlicher Personennahverkehr und der Breitbandausbau.
In Baden-Württemberg gebe es 47 Verkehrsverbünde und jeder verlange ein eigenes Ticket für die Beförderung, ergänzte die Grünen-Landesvorsitzende Detzer. Dies müsse ein Ende haben. Sie forderte deutliche Verbesserungen beim öffentlichen Nahverkehr, was allerdings oft auch daran scheitere, dass nicht genügend Busfahrer zur Verfügung stünden. Gerade auch aus diesem Grunde setzten sich die Grünen für den „Spurwechsel“ein, eine Möglichkeit, Migranten in den Arbeitsmarkt zu bringen. Es mache wenig Sinn, Menschen, die die deutsche Wirtschaft dringend brauche, in Heimen dahinvegetieren zu lassen und sie dann möglicherweise auch noch abzuschieben.
Die Bedeutung einer regionalen medizinischen Versorgung sprach Dr. Hans-Peter Schreijäg aus Riedlingen an, gerade in Zusammenhang mit der Debatte um den KlinikStandort Riedlingen. Er kämpfe seit Jahren für den Erhalt des örtlichen Krankenhauses und eine wohnortnahe medizinische Grundversorgung. Die Zentralisierung bedeute auch eine Entfremdung und gerade für ältere Menschen unzumutbare Wege. Detzer antwortete darauf, dass größere Kliniken nach Untersuchungen zwar eine bessere Qualität böten und auch rentabler seien, die regionale Versorgung aber ein Stück Lebensqualität bedeuten könne, das durch nichts zu ersetzen sei.