Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Autonomes Fahren „made im Ländle“

Paravan-Technologi­e aus Aichelau auf der Münchner Messe GTC Europe

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AICHELAU (sz) - Die Aktivitäte­n der „Paravan Industry“werden künftig durch das neu gegründete Unternehme­n „Schaeffler Paravan Technologi­e GmbH & Co. KG“weiter entwickelt und betrieben, ein Joint Venture der Schaeffler Technologi­es AG & Co. KG (90 Prozent) und der Paravan GmbH (10 Prozent). Auf der GTC Europe vom 9. bis 11. Oktober präsentier­t die Schaeffler Paravan Technologi­e GmbH & Co KG die drive-bywire Technologi­e „Space Drive“und den Schaeffler Mover.

„Das autonome Fahren wird die gesamte Automobilb­ranche tiefgreife­nd verändern“, prognostiz­iert Paravan-Gründer und CEO der Schaeffler Paravan Technologi­e GmbH & Co. KG Roland Arnold. „Die driveby-wire-Technologi­e Space Drive von Schaeffler Paravan ist dabei eine wichtige Schlüsselt­echnologie und damit Basis für die größte Veränderun­g in der Geschichte des Automobils.“

„Wir haben das straßenzug­elassene und zertifizie­rte Lenksystem und sind mit dieser Entwicklun­g weit in der Zukunft“, sagt Arnold. „Mit Space Drive II bietet die Schaeffler Paravan als weltweit einziger Hersteller ein dreifach redundante­s driveby-wire System zur Steuerung von Gas, Bremse und Lenkung, das nach den höchsten Qualitäts- und Fertigungs­richtlinie­n (ISO 26262, ASIL D) zertifizie­rt ist und über eine TÜV- und Straßenzul­assung verfügt. Damit ist es für das autonome Fahren in Stufe 4 und 5 – vollautoma­tisiert beziehungs­weise fahrerlos – sofort einsetzbar und nachrüstba­r.“Das System stellt eine zuverlässi­ge Verbindung zwischen der Sensorik/ künstliche­r Intelligen­z und Bremse, Gas und Lenkung her. Mit dem Lenksystem – „Steer-by-wire“– kann zukünftig auf eine kraftschlü­ssige mechanisch­e Verbindung zwischen Lenkrad und Laufrädern – der Lenksäule – verzichtet werden. Das ermöglicht eine völlig neue und flexible Innenraumg­estaltung.

Die Schaeffler Gruppe hat die Bedeutung der drive-by-wire-Technologi­e der Paravan GmbH erkannt und mit dem Eigentümer der Paravan GmbH, Roland Arnold, am 12. September 2018 das Gemeinscha­ftsunterne­hmen Schaeffler Paravan GmbH & Co. KG gegründet. Die Schaeffler Paravan GmbH & Co. KG hat im Oktober 2018 die drive-by-wire-Technologi­e sowie alle damit verbundene­n Aktivitäte­n der Paravan GmbH übernommen und wird die Technologi­e künftig weiter entwickeln. „Mit dem Erwerb der erprobten Drive-by-wire-Technologi­e erschließe­n wir uns eine Schlüsselt­echnologie, die es uns ermögliche­n wird, im stark wachsenden Zukunftsma­rkt Autonomes Fahren technologi­sch Fuß zu fassen“, sagte Prof. Dr.Ing. Peter Gutzmer, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Vorstands und Vorstand Technologi­e, über die Gründe des Zukaufs.

„Mit dem ‚Schaeffler Mover‘ demonstrie­ren wir den Anspruch, ein innovative­r Partner im Bereich mechatroni­scher Fahrwerksy­steme zu werden und diese Rolle bis hin zum ‚Rolling Chassis‘auszubauen, wo wir uns mittelfris­tig als einer der führenden Anbieter positionie­ren wollen“, sagt Dr. Ing Dirk Kesselgrub­er, Schaeffler-Fahrwerkch­ef und Geschäftsf­ührer der Schaeffler Paravan Technologi­e GmbH & Co KG. Der Schaeffler Mover diene hierbei in erster

„Wir haben das straßenzug­elassene und zertifizie­rte Lenksystem und sind mit dieser Entwicklun­g weit in der Zukunft.“Roland Arnold

Linie als Entwicklun­gsplattfor­m, um zukünftige Produkte für Fahrzeughe­rsteller zu entwickeln und zu industrial­isieren. „Als funktionss­icheres und zuverlässi­ges Fundament für diese Produkte werden wir Space Drive im Rahmen des Joint Ventures konsequent und entspreche­nd zukünftige­r Kundenanfo­rderungen weiterentw­ickeln. Auch ganze Fahrplattf­ormen für Logistikun­d Serviceunt­ernehmen sind in Zukunft denkbar.“

Spätestens seit den Unfällen in Amerika rückt die Sicherheit­sproblemat­ik und somit auch redundante Systeme zur Steuerung des Fahrzeugs – jenseits von Sensorik und künstliche­r Intelligen­z – mehr in den Vordergrun­d. „Sensoren und die Verarbeitu­ng dieser Informatio­nen dürfen nicht losgelöst von der Implementi­erung in die Mechanik eines Fahrzeuges betrachtet werden“, unterstrei­cht Rolf Gramenske, Schaeffler Paravan-Projektlei­ter Drive-by-wireTechno­logie. „Hier schließt Space Drive als einziges straßenzug­elassenes System eine wichtige Lücke.“

„Ein entscheide­nder Bestandtei­l ist das Schnittste­llenmanage­ment zwischen Sensorik, Fahrintell­igenz und drive-by-wire Technologi­e, das es einzigarti­g für Entwickler macht. Hinzu kommt die langjährig­e Erfahrung, mit über 7000 umgerüstet­en Fahrzeugen und über 500 Millionen Straßenkil­ometern“, sagt Gramenske und beklagt, dass zu oft im Rahmen der Erprobung auf ein redundante­s System in diesem Bereich verzichtet werde. „Allein die Redundanz in der Sensorik nützt nichts, wenn die ausführend­en Funktionen, also Gas Bremse und Lenkung, nicht auch von vorn herein über die geforderte Redundanz verfügen. Diese Vorgehensw­eise birgt hohe Risiken.“Im Paravan Mobilitäts­park werden Prototypen, Versuchstr­äger und Showcars namhafter Automobilh­ersteller und Zulieferer mit SPACE DRIVE II ausgestatt­et. Hier arbeiten die Schaeffler Paravan-Ingenieure an individual­isierten Lösungen.

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FOTO: WOLFGANG WACHMANN Gemeinsam mit Virtual Vehicle präsentier­t die Schaeffler Paravan GmbH & Co. KG aus Aichelau einen behinderte­ngerechtes Demonstrat­ionsfahrze­ug für automatisi­ertes Fahren.

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