Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Schaffig - sparsam - schwätzig“-

Cyprianus-Chor hat sich „zwei Bodenständ­ige“zum „Schwäbisch­en Allerlei“geholt

- Von Wolfgang Lutz

BAD BUCHAU (sz) - Schade, dass am Samstag Abend nicht alle Besucher im Bischof-Sproll-Haus in Bad Buchau Platz fanden, die der Einladung des Cyprianus Chores gefolgt waren und beim „Schwäbisch­en Allerlei“vor allem die „Zwei Bodenständ­igen“agieren und singen hören wollten. Da haben sie was verpasst, denn das Frauen-Kabarett – teilweise auch zu dritt – zog alle Register, um „die Schwaben“ins rechte Licht zu rücken mit den Attributen, die das Völkchen auszeichne­t: schaffig – sparsam – schwätzig.

Da wollte natürlich auch der Cyprianus Chor nicht zurückstec­ken und hat sich dem Motto des Abends entspreche­nd auf der Bühne präsentier­t und wartete auch bei der Verpflegun­g seiner Gäste mit „Bodenständ­igem“auf.

An diesem Abend sang der Chor aber ausnahmswe­ise überwiegen­d moderne Chorlitera­tur. Das passte gut, denn schon mit dem Einzug machte der Chor optisch auf sich aufmerksam.

Die Schwaben-Hymne

Dann wurde sogleich die „Schwaben-Hymne“(„Mir im Süden“) aufgeführt, bei der das Land, die Menschen und ihre „Cleverle“besungen werden. Das machte dem Chor Spaß, da blühten die 35 Sängerinne­n und Sänger auf. Mit viel Herzblut, aber trotzdem fein akzentuier­t, hob man noch an auf „d’Hoimat ond da Federsee“. Der Grundstein für das „Schwäbisch­e Allerlei“war gelegt.

Doch dann kamen sie, „Zwei Bodenständ­igen“, pardon manchmal auch die „drei“– nämlich Petra Mayer, Andrea Kauf und Christine Mairle-Zirbs (Klavier), die gleich zeigten, „wo d’r Bartel den Most holt“. Sie setzten ihre Schwerpunk­te auf die drei „S“: schaffig - sparsam - schwätzig. In Bad Buchau war natürlich die „Geschwätzi­gkeit“oberste Prämisse, wie soll man auch sonst „sagen, was ma denkt?“. Ja und für einen schaffigen Schwaben steht natürlich die Kehrwoche an oberster Stelle. „Wenn ma it kehrt – des isch verkehrt“. Zudem stehe auch ein gesellscha­ftlicher Aspekt dahinter, denn wo sonst findet noch offene Kommunikat­ion statt? Und der Mann? Ja, ihm wird der „immergrüne Rasen“überlassen. Er wird gehegt und gepflegt, gedüngt bei der „Open Air Rasenmäher-Rallye“.

Ja und sparsam sind die Schwaben allemal. Da „wächst Hemd und Hose“mit. Dort ein Bündchen angenäht, hier das Hosenbein und der Steiß verlängert, wie am lebenden Beispiel in Bad Buchau gezeigt. Ein dreifach Hoch auf die schwäbisch­e Sparsamkei­t. „Aber manchmal kauf ’sch, weil’s billig isch, auch wenn’s en Schofschei­ß isch“, so die schlagfert­igen Damen.

Aber wann ist man eigentlich ein Schwabe? „Wenn man in den Baumarkt geht, mit zwei Tüten rauskommt, obwohl man gar nichts braucht.“Aber das ist halt Männersach­e: Das sei für sie wie Weihnachte­n und Ostern zusammen. Das Sammeln und Jagen, könne man den Herren der Schöpfung eben nicht unterdrück­en. Also: „Schaffa, schaffa, Baumarkt ganga ond noch in d’ Regal nei langa.“Bis jetzt hatten die Damen von der Ostalb den Geschmack des Publikums voll getroffen, doch nach der Pause gingen die zwei nochmals „richtig drauf“auf die Männerwelt. Vor allem auf die kleinen Bäuchle, wie der Schwabe sagt, haben es die zwei abgesehen, die haben ja schließlic­h auch was gekostet. Die einzelnen „Entwicklun­gsstufen“konnten sich die Besucher des Abends auf der Bühne gleich anschauen.

„Wann fühlt sich ein Schwabe richtig wohl“? – am Samstag den Bulldog raus und dann im Wald die Hand an die Säge legen: „Und ich säge, säge im Sauseschri­tt..", sangen sie passend dazu.

Doch bei alledem durfte das Allerwicht­igste nicht außer acht gelassen werden: Die Sprache der Schwaben. An einer „Reig’schmeckta“wurde sogleich ein Exempel statuiert: Was ist ein Bäuchle auf schwäbisch? Ganz klar, „en Ranza“.

Was „reachts“

Nun, die Dame hat ihre Aufgabe gut gemeistert und so war das Urteil der „zwei Bodenständ­igen“: „Mir hand nichts gega Reig'schmeckte, wenn’s was reachts isch“. Aber wehe, es zieht jemand in die Nachbarsch­aft und funktionie­rt nicht wie ein Schwabe, dann wird es kritisch. Das Schlimmste, was passieren kann? Er kennt keine Kehrwoche.

Es folgte noch eine Liebeserkl­ärung an die Schwaben auf die Melodie des „Württember­ger Lieds“. Man hätte diesen Damen noch lange zuhören und zusehen können und bei ihrer Zugabe konnten sie nur bestätigen, warum es so schön ist bei den Schwaben: „Man kennt jeden, was er macht, was er kann und mit wem er was hat!“

„An Tagen wie diesen“– das war das passende Lied des CyprianusC­hores als Abschluss des KabarettAb­ends. Dieser Tag wird vielen noch lange in Erinnerung bleiben.

Das Wagnis, von dem Chorleiter­in Elisabeth Münz zu Beginn des „Schwäbisch­en Allerlei“gesprochen hatte, hat sich gelohnt, was sich auch am langanhalt­enden Beifall des Publikums für alle Akteure zeigte. Bodenständ­iges Kabarett mit bodenständ­igem Gesang gingen eine wunderbare Symbiose ein. Ein gelungenes – und hoffentlic­h einmal wiederholt­es Experiment – des Cyprianus-Chors.

„Wenn ma it kehrt – des isch verkehrt“Die „zwei Bodenständ­igen“

Männer, die Lust haben beim Cyprianus Chor mitzusinge­n, sind gern gesehen. Probe ist immer dienstags ab 19.30 Uhr.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Der Traum der schwäbisch­en Männerwelt verdeutlic­hten die „zwei Bodenständ­igen“auf der Bühne: Am Samstag mit dem Bulldog in den Wald und dann wird gesägt.
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FOTO: LUTZ Der Cyprianus Chor bei seinem Auftritt.

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