Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Schaffig - sparsam - schwätzig“-
Cyprianus-Chor hat sich „zwei Bodenständige“zum „Schwäbischen Allerlei“geholt
BAD BUCHAU (sz) - Schade, dass am Samstag Abend nicht alle Besucher im Bischof-Sproll-Haus in Bad Buchau Platz fanden, die der Einladung des Cyprianus Chores gefolgt waren und beim „Schwäbischen Allerlei“vor allem die „Zwei Bodenständigen“agieren und singen hören wollten. Da haben sie was verpasst, denn das Frauen-Kabarett – teilweise auch zu dritt – zog alle Register, um „die Schwaben“ins rechte Licht zu rücken mit den Attributen, die das Völkchen auszeichnet: schaffig – sparsam – schwätzig.
Da wollte natürlich auch der Cyprianus Chor nicht zurückstecken und hat sich dem Motto des Abends entsprechend auf der Bühne präsentiert und wartete auch bei der Verpflegung seiner Gäste mit „Bodenständigem“auf.
An diesem Abend sang der Chor aber ausnahmsweise überwiegend moderne Chorliteratur. Das passte gut, denn schon mit dem Einzug machte der Chor optisch auf sich aufmerksam.
Die Schwaben-Hymne
Dann wurde sogleich die „Schwaben-Hymne“(„Mir im Süden“) aufgeführt, bei der das Land, die Menschen und ihre „Cleverle“besungen werden. Das machte dem Chor Spaß, da blühten die 35 Sängerinnen und Sänger auf. Mit viel Herzblut, aber trotzdem fein akzentuiert, hob man noch an auf „d’Hoimat ond da Federsee“. Der Grundstein für das „Schwäbische Allerlei“war gelegt.
Doch dann kamen sie, „Zwei Bodenständigen“, pardon manchmal auch die „drei“– nämlich Petra Mayer, Andrea Kauf und Christine Mairle-Zirbs (Klavier), die gleich zeigten, „wo d’r Bartel den Most holt“. Sie setzten ihre Schwerpunkte auf die drei „S“: schaffig - sparsam - schwätzig. In Bad Buchau war natürlich die „Geschwätzigkeit“oberste Prämisse, wie soll man auch sonst „sagen, was ma denkt?“. Ja und für einen schaffigen Schwaben steht natürlich die Kehrwoche an oberster Stelle. „Wenn ma it kehrt – des isch verkehrt“. Zudem stehe auch ein gesellschaftlicher Aspekt dahinter, denn wo sonst findet noch offene Kommunikation statt? Und der Mann? Ja, ihm wird der „immergrüne Rasen“überlassen. Er wird gehegt und gepflegt, gedüngt bei der „Open Air Rasenmäher-Rallye“.
Ja und sparsam sind die Schwaben allemal. Da „wächst Hemd und Hose“mit. Dort ein Bündchen angenäht, hier das Hosenbein und der Steiß verlängert, wie am lebenden Beispiel in Bad Buchau gezeigt. Ein dreifach Hoch auf die schwäbische Sparsamkeit. „Aber manchmal kauf ’sch, weil’s billig isch, auch wenn’s en Schofscheiß isch“, so die schlagfertigen Damen.
Aber wann ist man eigentlich ein Schwabe? „Wenn man in den Baumarkt geht, mit zwei Tüten rauskommt, obwohl man gar nichts braucht.“Aber das ist halt Männersache: Das sei für sie wie Weihnachten und Ostern zusammen. Das Sammeln und Jagen, könne man den Herren der Schöpfung eben nicht unterdrücken. Also: „Schaffa, schaffa, Baumarkt ganga ond noch in d’ Regal nei langa.“Bis jetzt hatten die Damen von der Ostalb den Geschmack des Publikums voll getroffen, doch nach der Pause gingen die zwei nochmals „richtig drauf“auf die Männerwelt. Vor allem auf die kleinen Bäuchle, wie der Schwabe sagt, haben es die zwei abgesehen, die haben ja schließlich auch was gekostet. Die einzelnen „Entwicklungsstufen“konnten sich die Besucher des Abends auf der Bühne gleich anschauen.
„Wann fühlt sich ein Schwabe richtig wohl“? – am Samstag den Bulldog raus und dann im Wald die Hand an die Säge legen: „Und ich säge, säge im Sauseschritt..", sangen sie passend dazu.
Doch bei alledem durfte das Allerwichtigste nicht außer acht gelassen werden: Die Sprache der Schwaben. An einer „Reig’schmeckta“wurde sogleich ein Exempel statuiert: Was ist ein Bäuchle auf schwäbisch? Ganz klar, „en Ranza“.
Was „reachts“
Nun, die Dame hat ihre Aufgabe gut gemeistert und so war das Urteil der „zwei Bodenständigen“: „Mir hand nichts gega Reig'schmeckte, wenn’s was reachts isch“. Aber wehe, es zieht jemand in die Nachbarschaft und funktioniert nicht wie ein Schwabe, dann wird es kritisch. Das Schlimmste, was passieren kann? Er kennt keine Kehrwoche.
Es folgte noch eine Liebeserklärung an die Schwaben auf die Melodie des „Württemberger Lieds“. Man hätte diesen Damen noch lange zuhören und zusehen können und bei ihrer Zugabe konnten sie nur bestätigen, warum es so schön ist bei den Schwaben: „Man kennt jeden, was er macht, was er kann und mit wem er was hat!“
„An Tagen wie diesen“– das war das passende Lied des CyprianusChores als Abschluss des KabarettAbends. Dieser Tag wird vielen noch lange in Erinnerung bleiben.
Das Wagnis, von dem Chorleiterin Elisabeth Münz zu Beginn des „Schwäbischen Allerlei“gesprochen hatte, hat sich gelohnt, was sich auch am langanhaltenden Beifall des Publikums für alle Akteure zeigte. Bodenständiges Kabarett mit bodenständigem Gesang gingen eine wunderbare Symbiose ein. Ein gelungenes – und hoffentlich einmal wiederholtes Experiment – des Cyprianus-Chors.
„Wenn ma it kehrt – des isch verkehrt“Die „zwei Bodenständigen“
Männer, die Lust haben beim Cyprianus Chor mitzusingen, sind gern gesehen. Probe ist immer dienstags ab 19.30 Uhr.