Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Royale Grundausbildung
Kindern wird ja stets mitgeteilt, dass es für ihre berufliche Zukunft absolut unerlässlich ist, in der Schule aufzupassen und brav zu lernen. Eltern neigen dazu, jene neunmalklugen Sprüche anzuwenden, die ihnen selbst einst fürchterlich auf den Geist gingen. Im bildungsbürgerlichen Extremfall wird der gute alte Seneca herausgekramt: Non scholae sed vitae discimus. Ja, ja: Wir lernen nicht für die Schule, sondern für das Leben. Beim Philosophen war es zwar exakt andersherum, aber egal. Kurz gefasst: Lern was, sonst sieht’s später düster aus!
Bei künftigen Königen oder Vielleicht-Monarchen verhält sich dies im Grunde ähnlich. Viele fragen sich, was so ein Extremblaublüter eigentlich überhaupt können muss. Nichts? Von wegen! Gestern bewies der britische Prinz Harry während seines Australienbesuchs profunde Kenntnisse in einem royalen Spezialbereich. Auf Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt, zog er in unnachahmlicher Manier das samtene Tuch von einer Plakette, die den dortigen Regenwald hochoffiziell zum Teil des Waldschutzprogramms seiner Oma, Königin Elizabeth II., erhebt. Der Witz an der Sache? Ein- und dieselbe Plakette hatte im Frühjahr auch schon sein Vater, Thronfolger Prinz Charles, bei seinem Besuch in Australien enthüllt. Allerdings war die Tafel damals noch nicht vor Ort. „Ich habe nun das Privileg, sie hier zu enthüllen“, sagte Harry am Montag. Und er fügte schmunzelnd hinzu: „Glücklicherweise sind wir beide hochqualifiziert im Plaketten-Enthüllen.“Gelernt fürs Leben! Es kommt eben immer darauf an, wie und wo man lebt.