Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zur Person Triumphator
Überraschung bei der Landtagswahl in Südtirol: Der Unternehmer Paul Köllensperger wurde mit seiner Namensliste aus dem Stand mit 15,2 Prozent der Stimmen zweitstärkste Kraft hinter der regierenden proeuropäischen Südtiroler Volkspartei (SVP), die 41,9 Prozent erreichte. Die fremdenfeindliche Lega von Italiens Innenminister Matteo Salvini kam auf 11,1 Prozent.
„Dieses Ergebnis hat sich niemand erträumen lassen“, sagte Köllensperger zu seinem Wahlerfolg. Seine Strategie, sich als Anti-Establishment-Politiker zu präsentieren, ging auf. Erst im Juli hatte sich der 48-Jährige von der Fünf-Sterne-Bewegung abgespalten, die seit Sommer in Rom mit der rechtsextremistischen Lega regiert. Köllensperger, der in Bologna Wirtschaft studierte, aber nicht abschloss, steht für keine bestimmte Richtung: Gesellschaftspolitisch gibt sich der gebürtige Bozener linksliberal, wirtschaftspolitisch konservativ und pro-europäisch. Das eigentliche Motiv seiner Wähler war wohl, die Allmacht der Südtiroler Volkspartei (SVP), die 2013 erstmals die absolute Mehrheit verlor, weiter einzuschränken. Doch deren Verluste hielten sich dank des smarten Landeshauptmanns Arno Kompatscher in Grenzen (minus 3,8). Der Triumph des Aufsteigers Köllensperger ging vor allem auf Kosten der beiden Rechtsparteien. Die Südtiroler Freiheitlichen und die SüdTiroler Freiheit wurden mehr als halbiert (zusammen rund zwölf Prozent). Beide Anti-EU- und Anti-Rom-Parteien wurden massiv von der österreichischen Rechtspartei FPÖ unterstützt.
Trotz Wahlerfolg wird Köllersperger, der mit seinem Unternehmen im Bereich erneuerbare Energie tätig ist, als Koalitionspartner für die SVP nicht infrage kommen. Die Autonomieregeln schreiben eine italienische Beteiligung an der Regierung vor. Dafür kommt die Lega infrage, die bei den Italienern in Südtirol stärkste Kraft wurde. Rudolf Gruber