Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Äpfel und Mais locken den Biber stromaufwärts
In der Gemeinde Langenenslingen muss wegen einer Wassereinleitung in den Holzbach der Biber vergrämt werden
LANGENENSLINGEN - Das Baugebiet „Stucken“in Langenenslingen wird im vereinfachten Verfahren erschlossen. Während die Gemeinde die bürokratischen Hürden ohne Probleme genommen hat, wollte ihr die Natur einen Strich durch die Rechnung machen. Ein Biber hat sich just an der Stelle, wo das Regenwasser in den Holzbach eingeleitet werden soll, breit gemacht. Die Einleitstelle zu verlegen hätte immense Kosten verursacht – 165 000 Euro für eine große Lösung. Mit Hilfe des Biologen Josef Grom und einer Lockfütterung wurde der Biber einige hundert Meter stromaufwärts gelockt und der Biberdamm und die -burg beseitigt.
Das Regenwasser aus dem neuen Baugebiet „Stucken“soll künftig in den Holzbach eingeleitet werden. Dafür braucht es eine wasserrechtliche Genehmigung vom Landratsamt. Als sich herausstellte, dass genau an der Stelle der geplanten Einleitung ein Biber eine mächtige Burg samt Damm in den Bach gebaut hatte, war erst Mal guter Rat teuer. Neben dem Landratsamt war auch das Regierungspräsidium (RP) Tübingen in die Sache involviert. Es habe einigen Schriftverkehr und mehrere Ortstermine wegen des Bibers gegeben, sagte Bürgermeister Andreas Schneider in der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Nach einer ersten Aussage der Experten aus Landratsamt und RP hätte die Einleitstelle bachabwärts verlegt werden müssen. Dazu wurden zwei Varianten ausgearbeitet. Die kleine Lösung hätte die Gemeinde 40 600 Euro, die große Lösung 165 000 Euro gekostet. Schneiders Frage nach Zuschussmitteln wurden vom LRA und RP abschlägig beantwortet. Es gebe keine Fördermittel, bekam der Bürgermeister zu hören. Daraufhin habe die Gemeinde darauf gepocht, dass ein anderer Weg gefunden werden müsse. Gemeinsam mit dem Biologen und Biberbeauftragten Josef Grom aus Altheim wurde ein Antrag für eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung ausgearbeitet.
Um den Nager aus seinem Revier zu bekommen, richtete der Bauhof mehrere Futterplätze ein, die den Biber stromaufwärts lockten. An mehreren Stellen wurde das Tier mit Mais und Äpfeln verwöhnt. Drei Wochen lang dauerte die Umsiedlung. Erst als der Biber von seinem alten Revier abließ, konnten der Damm und die Burg beseitigt werden. „Wir sind unterm Strich sehr froh, dass wir das so hinbekommen haben“, sagte Schneider in der Sitzung. „Es war bei Leibe nicht einfach.“Um dem Tier das neue Revier so schmackhaft wie möglich zu machen, muss die Gemeinde ihm auch noch Schnittgut und Äste anliefern. Da sei man in enger Abstimmung mit dem Biberbeauftragten, so Schneider.