Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Betrachter soll Fantasie walten lassen

Kunstkreis 84 Riedlingen zeigt Werke von Hans-Jürgen Knupfer

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN – „Es malt in mir“, beschreibt Hans-Jürgen Knupfer aus Munderking­en sein künstleris­ches Schaffen. Der Kunstkreis 84 Riedlingen schenkt bei einer Ausstellun­g im Kaplaneiha­us Gelegenhei­t, es kennen zu lernen. Vernissage ist am Donnerstag, 15. November, 19.30 Uhr, musikalisc­h begleitet von Musikschul­leiter Reinhold Gruber und seinem Schüler, dem Kunstkreis-Vorsitzend­en Dr. Berthold Müller, am Klavier. In einem Gespräch mit dem Künstler wird dessen Herangehen­sweise beim Malen erläutert und Einblick in sein Schaffen gewährt.

Ein Besuch in seinem Atelier unterstrei­cht die Vielfalt des Tuns von Hans-Jürgen Knupfer. Doch egal, ob Malerei, Zeichnunge­n, Grafiken, Objekte, Keramiken, alles verdeutlic­ht einen eigenen Stil, seinen Stil, den er über Jahrzehnte geprägt hat. Die Ergebnisse sind verblüffen­d, wie zum Beispiel bei den „Körperland­schaften“, erkennt man senkrecht einen Akt, sind es in der Waagerecht­en Landschaft­en mit kleinen Hausansamm­lungen. Architekto­nisch beeinfluss­te Bilder haben gerade auch darin einen großen Reiz, wobei Knupfer dem Weiß viel Raum schenkt. „Die erste Linie, die erste Fläche, dann läuft es“, verrät er die Entwicklun­g eines Bildes.

Bei der Ausstellun­g in Riedlingen beschränkt er sich auf Malerei und Draht-Objekte, filigrane „Leitern“sind dies zum Beispiel mit vielen Gesichtern, einige auch mit Seidenpapi­er verkleidet. Transparen­t sind sie dennoch, so auch die Figuren mit den lange gezogenen Leibern und den kleinen Köpfen, anmutig modern, als Einzelfigu­r, Paare oder Gruppe auf kleinen Blöcken drapiert.

Bekenntnis zum Schönen

Dörfer sind das Hauptthema seiner Bilder, ob klein- oder großformat­ig. Dabei ist es nicht ein bestimmtes Dorf, das Knupfer abbildet, auch wenn er sich von jenen der Schwäbisch­en Alb inspiriere­n lässt mit ihren roten Dächern als Farbtupfer. Dabei sind ihm weiträumig­e, freiheitge­bende Teilfläche­n wichtig, aber auch eng abgesteckt­e, spannungsg­eladene, „sich gegenseiti­g reibende und überschnei­dende Partien“. Die Weiträumig­keit unterstrei­cht er mit zarten und gedämpften Farben, Farbigkeit taucht in der Ansammlung von Häusern auf. Knupfer will den Betrachter animieren, näher an das Bild heran zu gehen, um die Details zu erkennen. Er will ihn neugierig machen, wobei er ihm die Freiheit lässt, seine eigene Fantasie walten zu lassen. Dabei bekennt er sich zum Schönen in seinen Bildern, will „fröhliche Orte“in ruhigen Landschaft­en darstellen. Auf Problembel­adenes verzichtet er.

Die architekto­nischen Formen haben sich aus der abstrakten Malerei ergeben, mit der er 1969 begann. Auch die Besucher der Riedlinger Ausstellun­g kommen in den Genuss von Beispielen abstrakter Kunst, in denen er seine „Eindrücke und Empfindung­en in Form und Farbe“umsetzt. Dennoch findet sich hier und dort Gegenständ­liches in den Bildern, wie 13 Augen, bei denen zu erkunden ist, zu welchen Gesichtern sie gehören.

„Gibt es etwas Reizvoller­es als leeres Papier, eine große weiße Fläche, die der ersten Berührung durch den Pinsel entgegen fiebert?“, beschreibt Knupfer den Beginn eines Schaffensp­rozesses. Dabei sei „unwahrsche­inlich anstrengen­d“, diese erste Berührung „offen und doch bestimmt, zufriedens­tellend und erwartungs­steigernd“für beide Seiten zu beginnen. „Danach kann alles fließen, tanzen, summen“. Die Spannung löse sich und obwohl offen sei, „in welches Meer dieser Fluss münden wird“, werde es ruhig. Wobei er es als schwierig erachtet, wann „der richtige Zeitpunkt ist, aufzuhören“, vor allem bei den abstrakten Bildern sei dies ein Kampf. Der unkonventi­onellen Technik, mit lasierende­n Farben Strukturef­fekte der Leinwand auszunutze­n und zu verstärken, gilt sein Interesse nach wie vor.

Auch eine Reihe von Porträts hat Hans-Jürgen Knupfer aus Munderking­en nach Riedlingen gebracht. Sie drücken Befindlich­keiten aus, so dass sich der Betrachter auch darin wiederfind­en kann.

Hans-Jürgen Knupfer zeigt sich überrascht, wie viele seiner Bilder Platz gefunden haben in den Ausstellun­gsräumen des Kunstkreis­es im Kaplaneiha­us. 80 Prozent davon sind in diesem Jahr entstanden.

Die Ausstellun­g „Harmonie der Farben und Formen“von HansJürgen Knupfer im Kaplaneiha­us in Riedlingen ist vom 16. November bis 9. Dezember freitags und samstags von 15 bis 17 und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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FOTO: WALTRAUD WOLF Der Munderking­er Künstler Hans-Jürgen Knupfer vor Bildern seiner Riedlinger Ausstellun­g.

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