Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Ich rate zu einem sportlichen Wettbewerb“
Annette Widmann-Mauz von der Frauen Union warnt, dass man nicht nur rechts Wähler verlieren kann
BERLIN - Von Anfang an hat sich Annette Widmann-Mauz, Vorsitzende der Frauen Union, für Annegret Kramp-Karrenbauer starkgemacht. „Sie hat bewiesen, dass sie Wahlen gewinnen kann: Sie hat die 40Prozent-Marke für die CDU im Saarland auch in schwieriger Zeit erreicht“, so Widmann-Mauz. Sie erlebe „in der Bevölkerung viel Sympathie für Annegret Kramp-Karrenbauer“. Sabine Lennartz sprach mit Annette Widmann-Mauz.
Frau Widmann-Mauz, kam es für Sie überraschend, dass Wolfgang Schäuble sich öffentlich für Friedrich Merz starkmacht?
Nein. Wolfgang Schäuble und Friedrich Merz verbindet eine langjährige Freundschaft, das war keine Überraschung.
Sie gehören zu den wenigen CDUPolitikern, die genau gesagt haben, wen sie für den CDU-Vorsitz wollen. Warum?
Als Vorsitzende der Frauen Union der CDU Deutschlands habe ich es sehr begrüßt, dass eine erfahrene Ministerpräsidentin und jetzige Generalsekretärin ihren Hut in den Ring geworfen hat, weil sie alles mitbringt, was man für den Vorsitz braucht. Und weil so erfolgreiche Frauen die CDU und unser Land stark machen.
Welche Rolle spielt die Solidarität unter Frauen?
Dieselbe wie unter Männern.
Sie sind wegen ihrer Parteinahme auch angefeindet worden. Geht es hinter den Kulissen sehr rau zu?
Ach, jeder kämpft mit den Mitteln, die er für angemessen hält. Mir ist ein fairer Umgang miteinander wichtig. Schließlich wollen wir nach der Wahl auch gemeinsam hinter der oder dem Vorsitzenden stehen.
Von einigen wird Frau KrampKarrenbauer als Mini-Merkel gesehen. Was sagen Sie dazu?
Annegret Kramp-Karrenbauer bringt die nötige Erfahrung und Kompetenz aus ihren verschiedenen Ämtern mit. Sie kann zusammenführen. Und sie hat bewiesen, dass sie Wahlen gewinnen kann: Sie hat die 40-Prozent-Marke für die CDU im Saarland auch in schwieriger Zeit erreicht.
Wie ist Ihre Einschätzung des Parteitags, wird es ein enges Rennen?
Wir haben jedenfalls starke Köpfe im Rennen um den CDU-Vorsitz. Das ist gut für die Delegierten und das spricht für die CDU. Ich erlebe in der Bevölkerung viel Sympathie für Annegret Kramp-Karrenbauer.
Sie haben gemahnt, die Partei verliere auch an die Grünen. Kann das nur Annegret Kramp-Karrenbauer ändern?
Jede und jeder Vorsitzende ist gut beraten, die CDU in ihrer Breite als Volkspartei aufzustellen. Gerade die Erfahrung aus Baden-Württemberg zeigt, dass man nicht nur an den rechten Rand Wähler verlieren kann, sondern auch an die Grünen. Wenn die christlich geprägten wertkonservativen Positionen in den unterschiedlichen Themenbereichen – auch abseits der Migrationspolitik – nicht mehr erkennbar sind, dann drohen Verluste auch an andere Parteien. Deshalb ist es wichtig, nicht nur nach rechts oder links zu schauen, sondern Antworten auf die zentralen Fragen zu geben, die die Menschen bewegen.
Wie ist das Klima in der Partei? Könnten Sie sich vorstellen, am Ende auch Integrationsministerin unter einem Kanzler Merz zu sein?
Jetzt geht es erst einmal um den Parteitag und den CDU-Vorsitz. Klar ist aber genauso: Alle Bewerber müssen sich vorstellen können, irgendwann auch das Kanzleramt anzustreben. Wir sind eine Partei, wir haben ein gemeinsames Programm und alle Kandidaten bewegen sich auf der Basis unseres Parteiprogramms. Ich habe alle Kandidaten gesprächs- und diskussionsbereit erlebt und offen für das beste Argument. Und das ist, was zählt.
Gerade aus Baden-Württemberg kennen Sie die Situation nach Kandidaten-Abstimmungen. Fürchten Sie eine solch beständige Lagerbildung jetzt auch bei der BundesCDU?
Gerade weil das vermieden werden muss, hat jede und jeder einzelne Delegierte, Amts- und Funktionsträger Verantwortung für den Zusammenhalt der CDU. In der Art, wie wir über die Bewerber sprechen, kann jeder auf seine Art Verantwortung für unsere Volkspartei tragen. Ich rate allen, und beherzige es selbst, zu einem sportlichen Wettbewerb.
Könnte es bei den Parteivizes auch noch munter zugehen und Gegenkandidaturen geben? Droht Landeschef Thomas Strobl Gefahr?
Ein starkes und wichtiges Bundesland wie Baden-Württemberg muss auch in der Führungsriege vertreten sein. Dass Thomas Strobl das als Parteivize gut und erfolgreich getan hat, steht außer Frage.