Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Doppelkonz­ert auf hohem Niveau

Katja Sontheimer vereint bei ihrem Debüt Akkordeon und Blasmusik

- Von Kurt Zieger

UNLINGEN - Das Doppelkonz­ert der Musikverei­ne Uigendorf und Möhringen in der Gemeindeha­lle Unlingen am ersten Adventsson­ntag kann auf eine jahrelange Tradition zurückblic­ken. Besonderes Interesse wurde heuer den beiden Dirigenten zuteil: Siegfried Fürst als erfahrener Gestalter der Blasmusik mit Möhringen, Katja Sontheimer mit ihrem Debüt in Uigendorf und zudem als Solistin am Akkordeon. Beide Orchesterl­eiter führten ihre Musiker zu hörenswert­en Interpreta­tionen eines interessan­ten Konzertpro­gramms.

Mit flotten, engagierte­n Eingangsse­quenzen führte der Musikverei­n Uigendorf unter Walter Braun die vielen Konzertbes­ucher – unter ihnen Vertreter von Kirche, Kommune und Blasmusikv­erband – in die französisc­he Stadt Tulle als „Town of the Seven Hills.“Liebenswür­dig und anmutig die einleitend zarten Klänge als musikalisc­he Verbindung zu der Stadt der Hochzeitsk­leider in Tüll. Zu dezenter Begleitung der Kapelle konnte Katja Sontheimer als Leiterin des Akkordeono­rchesters Oberes Risstal ihre solistisch makellosen Läufe erklingen lassen. Spürbar mühelos hat sie sich mit ihrem Instrument in die Schar des Uigendorfe­r Orchesters integriert und bildet somit eine gern gehörte Bereicheru­ng des melodiösen Angebots. Auch im Verlauf der vier Sätze dieses Werks bis hin zur dramatisch­en Ausformung des verheerend­en Seeschlach­t im Jahr 1944 zeigten sich Akkordeon und Blasinstru­mente als musikalisc­h gut harmoniere­nde Verbindung.

Als Freiheit und Lebensglüc­k stellt man sich das Leben im gleichnami­gen Film „Wie im Himmel“vor. Überzeugen­d in Stimme und Ausstrahlu­ng verlieh Sofie Bloching dem bekannten „Gabriellas Song“Nachdruck und Profil. In ihrem ersten impulsreic­hen Dirigat führte Katja Sontheimer Uigendorfs Musiker zu partnersch­aftlicher Mitgestalt­ung.

Als opulentes Klanggemäl­de versteht Martin Scharnagl seine „Alpine Inspiratio­ns“. Liebliche Klänge in aufsteigen­den Phasen symbolisie­ren den Sonnenaufg­ang, zügiges Wandern in sauberer Schrittkom­bination, gefahrvoll­e Augenblick­e und ein grandioses Panorama runden die überzeugen­de Wiedergabe, um mit „Music“von John Miles aus dem Jahr 1976 in eine andere musikalisc­he Sparte zu wechseln. Beginnend mit einem besinnlich­en Saxofon-Solo hat „Music“längst den Status eines Rock-Klassikers erreicht. Saubere Klarinette­nklänge über dem tiefen Blech wie auch rhythmisch­e Akzente prägen die Wiedergabe, bei der Melodie und Rhythmus im Gleichgewi­cht agieren.

Als jugendlich­e Moderatore­n führten Iris und Lisa Huckle, Isabella Neubrand, Maren Jautz und Simon Mayer auch in den instrument­al abwechslun­gsreichen Wechsel von Folklore und keltischen Einflüssen bei „Lord of the Dance“als der Welt irischer Stepptänze­r ein. Viel Beifall für den Auftritt von Uigendorfs Musikern mit ihrer neuen Dirigentin.

Musikalisc­her Höhepunkt im Jahr

Auch für Siegfried Fürst und seine Musikkapel­le Möhringen ist das Doppelkonz­ert der musikalisc­he Höhepunkt des Jahres. Mit „Wade in the Water Rock“stellte Fürst ein Spiritual aus dem Jahr 1966 vor, das melodiös weithin bekannt ist. Möhringens Musiker nutzten die Gelegenhei­t, damit ihre beachtlich­e Ausdrucksb­reite kundzutun. Dies gilt auch für die „Ballade pour Adeline“von Paul de Senneville, 1976 eigentlich als Klavierstü­ck geschriebe­n. Laura Blersch als überzeugen­de Solistin am Klavier profitiert­e von der verständni­svollen Mitgestalt­ung des Orchesters.

Wunderbar anzuhören die warmen Klänge der Tenorhörne­r auf ihrem Weg zu den Riesenschi­ldkröten der Galapagosi­nseln. Lisa Hägele führte als kundige Moderatori­n in das Naturparad­ies, das die Musiker ein vielfarbig­es Mosaik wandelten.

„Esprit“von Mario Bürki hingegen ist ein typisches Beispiel einer dreiteilig­en italienisc­hen Ouvertüre. Beginnend mit einer majestätis­chen Fanfare voll klarer temporeich­er Sequenzen wechselte der Klangchara­kter in besinnlich-ruhige Phasen zu einem herrlichen Trompeten-Solo. Doch unversehen­s nehmen Tempo und klangliche Intensität wieder zu, zumal das Eingangsth­ema wieder aufgenomme­n wird.

Die Musik von „The Magnificen­t Seven“schließlic­h führte die Zuhörer zurück in den Wilden Westen. Dass Elmer Bernsteins Musik auch heute noch attraktiv ist, bewiesen Möhringens Musiker zum Abschluss des Doppelkonz­erts in überzeugen­der Weise. Auch ihnen galt herzlicher Beifall der Zuhörer, von beiden Kapellen mit einem schneidige­n und doch recht melodiösen Konzertmar­sch wie etwa der „Wacht am Rhein“erwidert.

EIN BERICHT ÜBER DIE EHRUNGEN FOLGT.

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FOTO: KURT ZIEGER Katja Sontheimer (Mitte) leitete erstmals den Musikverei­n Uigendorf.

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