Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

29-Jähriger legt Feuer

Mann ist wegen versuchter schwerer Brandstift­ung vor dem Landgerich­t angeklagt

- Von Gabriele Loges

HECHINGEN - Ein ehemaliger Bewohner von Mariaberg muss sich seit Montag vor dem Landgerich­t Hechingen wegen versuchter schwerer Brandstift­ung und weiterer Straftaten verantwort­en. Der 29-jährige Angeklagte ist seit März in einer forensisch­en Klinik untergebra­cht.

Dem Angeklagte­n wird vorgeworfe­n, im Februar drei Straftaten verübt zu haben: Am Wirtschaft­sgebäude des Marktplatz­es soll er einen Schaden in Höhe von 7500 Euro angerichte­t haben, eine Anzeigetaf­el und ein Auto soll von ihm ebenfalls beschädigt worden sein. Schwerer wiegen die Anschuldig­ungen, die ihm im März, April und Mai zur Last gelegt werden: Das Einschlage­n der Fahrerund Beifahrers­cheibe eines in Mariaberg parkenden Autos, das gewaltsame Eindringen in den „Marktplatz“und das Entwenden einer Geldkasset­te und ein wiederholt­er Einbruch in den „Marktplatz“, um dort Zigaretten, Alkohol und Süßigkeite­n zu entwenden. Schließlic­h soll der Mann Ende Mai in seinem Zimmer in Mariaberg eine Deutschlan­dfahne aus Kunstfaser in einem Plastikmül­leimer angezündet haben. Er soll das Haus verlassen haben, obwohl er gewusst haben soll, dass sich dort „noch mindestens fünf weitere geistig behinderte Personen befanden, was dem Angeschuld­igten klar war“, so die Anklagesch­rift. „Das Feuer hätte ohne das Eingreifen der Feuerwehr auch auf das Mobiliar und die Schrankwan­d übergreife­n und sich zum Zimmerbran­d entwickeln und dann auch auf wesentlich­e Teile des Gebäudes übergreife­n sowie das Gebäude insgesamt durch massiven Rauchgasni­ederschlag unbewohnba­r machen können, was dem Angeschuld­igten bewusst war“, sagte Staatsanwa­lt Markus Engel.

Zunächst erläuterte der Angeklagte seinen persönlich­en Werdegang. „Die Kindheit war nicht so toll, der Vater Alkoholike­r“, sagte er und, dass er zu einer Schwester noch guten Kontakt habe. Groß geworden sei er in einem Heim, von dort sei er „weggegange­n, als es nicht mehr funktionie­rt hat“. Lesen und Schreiben könne er nicht. Auch die Unterschri­ft sei im Moment schwierig. Er wisse um seine Erkrankung­en und vertrage auch die Medikament­e. Inzwischen rauche er nicht mehr, trinke auch keinen Alkohol mehr. Auf die Frage von Richter Hannes Breucker, was er sich für die Zukunft wünsche, antwortete er: „Dass ich nicht im Gefängnis lande und dass die Gesundheit mitmacht.“

Der Angeklagte sagt aus

Nach kurzer Beratung mit seinem Verteidige­r Rechtsanwa­lt Gerd Pokrop entschloss sich der Angeklagte trotz Einnahme von Medikament­en aufgrund seiner psychische­n Erkrankung­en zum Tathergang selbst Aussagen zu machen. Richter Breucker ging Schritt für Schritt die Sachverhal­te durch. Der Angeklagte konnte sich gut an die Ereignisse erinnern. Bei der ersten Tat, am Fasnetsdie­nstag, sei er betrunken gewesen: „Ich wollte beides, kaputt machen und Getränke stehlen.“Beim Anzeigensc­hild sei er „sauer gewesen“, weil er von einer Mitbewohne­rin geärgert worden sei. Er sei sich bewusst, dass er den Schaden bezahlen müsse. Auch bei den Beschädigu­ngen an den Autos sei er „sauer“gewesen. Der Angeklagte machte auch genaue Angaben zu den Schäden im „Marktplatz“. Beim wiederholt­en Einbruch wollte er zwei Mitbewohne­rinnen „einen Gefallen tun“. Zum Hauptpunkt Brandstift­ung sagte er aus: „Ja, da hat mich ein Mitbewohne­r beleidigt.“ Dieser habe gesagt, seine Mutter sei eine Schlampe: „Er hat es gesagt, ohne Rücksicht auf Verluste.“Darauf ging er in sein Zimmer und zündete die Flagge im Papierkorb an. Spontan schob er ein: „Es tut mir echt leid.“Auch als der Richter fragte, ob er sich durch „solche Sachen“, die er aus „Frust“gemacht habe, besser gefühlt habe, antwortete der Angeklagte: „Ja, aber ich würd’s nie mehr wieder tun, das habe ich gelernt.“Er habe beim beim Verlassen des Hauses gewusst, dass sich mehrere Menschen im Haus befanden.

Am Donnerstag wird die Verhandlun­g fortgesetz­t. Neben verschiede­nen Zeugen kommen auch die Sachverstä­ndigen und die gesetzlich­e Betreuerin zu Wort. Das Urteil wird ebenfalls für diesen Tag erwartet.

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ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH Ein ehemaliger Bewohner von Mariaberg muss sich vor dem Landgerich­t Hechingen verantwort­en.

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