Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Es stehen wieder Mörser in der Ulmer Bundesfestung
Drei bis zu 2,8 Tonnen schwere historische Waffen rekonstruierten Mitglieder des Fördervereins
ULM - Stattliche 2,8 Tonnen wiegt der gusseiserne Mörser, der neuerdings in der „Wurfbatterie“, einem gemauerten Turm der Festung auf dem Oberen Kuhberg, steht. In den Schießscharten-Kammern daneben kauern die kleineren Varianten: Der ebenfalls gusseiserne „25-Pfünder“und der „Zehn-Pfünder“aus Messing. Die Gewichtsangaben beziehen sich auf die Kanonenkugeln, mit denen die Mörser bestückt werden konnten. Die Mörser sind freilich weit schwerer, selbst die kleinste Variante bringt 500 Kilo auf die Waage.
Zweieinhalb Jahre Arbeit steckten der Maschinenbauer Markus Staigmüller und der diplomierte Bibliothekar Markus Theile in die Nachbildung der Brummer.
Das Festungsmuseum Fort Oberer Kuhberg komplettierte damit die Themenausstellung „Festungsgeschütze“und sei wohl die einzige Festung Europas, die das komplette Arsenal einer derartigen Burg an ihren originalen Einsatzorten zeigen könne. Und zwar hinter großen, halbkreisförmigen Schießscharten.
Viel Herzblut steckten Staigmüller und Theile in die Rekonstruktion, die in etwa die Summe eines guten Mittelklassewagens verschlungen habe. Original-Mörser seien nicht mehr erhalten – denn die Metalle waren in Kriegszeiten mehr als begehrt, sodass veraltete Waffen immer eingeschmolzen wurden.
Durch Zufall entdeckten die beiden Mitglieder des Förderkreises Bundesfestung im Armee-Museum in Ingolstadt die Pläne für die KleinKanonen, von denen bekannt war, dass sie in der Ulmer Bundesfestung von der Königlich Bayerischen Armee eingesetzt wurden.
Die historischen Pläne übersetzte Staigmüller in Bits und Bytes, so dass dreidimensionale computergestützte Konstruktionen möglich wurden, die dann in einem Göppinger Metallbetrieb gegossen werden konnten.
Jedes Detail ist wie im Original der von 1845 bis 1848 hergestellten Mörser. Von der Lafette, dem fahrbaren Gestell, das teilweise aus Eichenholz gebaut ist, bis hin zu den mächtigen Durchmessern der massiven Kanonenrohre.
Mit einer Ausnahme: Die Reichweite von maximal 2,2 Kilometer erreichen die Nachbildungen nicht, denn sie sind nicht funktionstüchtig, sondern reine Ausstellungsstücke.
Wären die Metalle der Originale nicht so begehrt gewesen, wären die Mörser schon Ende des 19. Jahrhunderts im Museum gelandet. Denn kaum entwickelt, waren die Todesbringer schon wieder veraltet, wie Theile erklärt. Denn durch Fortschritte in der Metallbearbeitung wurde das „gezogene Geschütz“erfunden. Durch Riffelungen in den Rohren flogen die mit Sprengstoff gefüllten Kanonenkugeln plötzlich drei bis zehn Kilometer weit. Und man konnte besser zielen.
Schon bei Fertigstellung veraltet
Bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1859 war die Bundesfestung Ulm eine der größten und modernsten Anlagen ihrer Art in Europa – und trotzdem durch die Innovation veraltet. Denn das Ulmer Fort war für moderne Geschosse nicht konstruiert – die Hauptumwallung war militärisch wertlos geworden und wurde an die Städte verkauft. Und kein Mensch brauchte mehr die Mörser, deren Kanonenkugeln keine drei Kilometer weit fliegen.