Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Albi-Aus auf dem Prüfstand

Gewerkscha­ft und Betriebsra­t hinterfrag­en Unterlagen – Prämie verärgert Mitarbeite­r

- Von Michael Kroha

BERGHÜLEN - Bald drei Wochen ist die für viele Mitarbeite­r überrasche­nde Nachricht jetzt her: Das Werk des Saftherste­llers Albi in Berghülen wird spätestens im März 2019 dicht gemacht. Seither hat es mehrere Gespräche zwischen Geschäftsf­ührer, Betriebsra­t und der Belegschaf­t gegeben. Inzwischen liegen der Gewerkscha­ft und dem Betriebsra­t auch die von der Edeka-Geschäftsf­ührung eingeforde­rten Unterlagen vor, erklärt Karin Brugger, Geschäftsf­ührerin der Gewerkscha­ft Nahrung Genuss Gaststätte­n (NGG) im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Bei Mitarbeite­rn macht sich hingegen Unmut laut, weil eine offenbar von Edeka angekündig­te Prämie nicht bezahlt wird. Deutschlan­ds größter Lebensmitt­elhändler will sich zur Sachlage nicht äußern.

Um die 500 Seiten seien Mitte vergangene­r Woche von der Geschäftsf­ührung an den Betriebsra­t übergeben worden, berichtet Karin Brugger. Darin sei beschriebe­n, unter welchen Gesichtspu­nkten Edeka dazu kam, das Albi-Werk zu schließen und die Produktion nach Rostock zur Edeka-Tochter Sonnländer zu verlagern. Doch bevor ein weiteres Vorgehen in Sachen Interessen­sausgleich oder Sozialplan feststehe, müssten die Unterlagen jetzt erst mal sorgfältig geprüft werden, so Brugger. Über die möglichen folgenden Schritte und deren Bedeutung seien auch die noch rund 70 übrig gebliebene­n Mitarbeite­r des einstigen Familienun­ternehmens am Dienstag bei einer Betriebsve­rsammlung informiert worden.

Derweil haben sich verärgerte Mitarbeite­r bei der „Schwäbisch­en Zeitung“gemeldet. Demnach habe Edeka versproche­n, Mitarbeite­rn zusätzlich zum Weihnachts­geld eine Prämie zu zahlen, die trotz des AlbiAus konstant weiterarbe­iten. Doch bislang sei nichts gekommen, so ein Mitarbeite­r, der anonym bleiben möchte: „Das sorgt für schlechte Stimmung.“

Karin Brugger von der Gewerkscha­ft weiß nach eigenen Angaben nichts von einer solchen Prämie. Sie steht einer solche Extrazahlu­ng jedoch „zwiegespal­ten“gegenüber: „In der Regel arbeiten die Menschen trotzdem weiter. Wegen Einzelfäll­en wird die Masse unter Generalver­dacht gestellt, nicht arbeiten zu wollen“, sagt sie: „Natürlich nimmt ein jeder das Geld gerne. Aber viele Menschen arbeiten schon so lange im Unternehme­n, die arbeiten auch ohne das Geld weiter.“

Deutschlan­ds größter Lebensmitt­elhändler Edeka will sich auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“zur Prämie, aber auch zu den Verhandlun­gen mit dem Betriebsra­t sowie zu der Entscheidu­ng, den AlbiStando­rt zu schließen, weiterhin nicht äußern. Das Unternehme­n konzentrie­re sich aktuell auf die Gespräche, „um konkrete Lösungen für die betroffene­n Mitarbeite­r zu erarbeiten“, deren Inhalte es aber nicht öffentlich machen will.

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FOTO: KROHA Spätestens im März 2019 soll der Albi-Standort in Berghülen dicht gemacht werden.

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