Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Albi-Aus auf dem Prüfstand
Gewerkschaft und Betriebsrat hinterfragen Unterlagen – Prämie verärgert Mitarbeiter
BERGHÜLEN - Bald drei Wochen ist die für viele Mitarbeiter überraschende Nachricht jetzt her: Das Werk des Saftherstellers Albi in Berghülen wird spätestens im März 2019 dicht gemacht. Seither hat es mehrere Gespräche zwischen Geschäftsführer, Betriebsrat und der Belegschaft gegeben. Inzwischen liegen der Gewerkschaft und dem Betriebsrat auch die von der Edeka-Geschäftsführung eingeforderten Unterlagen vor, erklärt Karin Brugger, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Bei Mitarbeitern macht sich hingegen Unmut laut, weil eine offenbar von Edeka angekündigte Prämie nicht bezahlt wird. Deutschlands größter Lebensmittelhändler will sich zur Sachlage nicht äußern.
Um die 500 Seiten seien Mitte vergangener Woche von der Geschäftsführung an den Betriebsrat übergeben worden, berichtet Karin Brugger. Darin sei beschrieben, unter welchen Gesichtspunkten Edeka dazu kam, das Albi-Werk zu schließen und die Produktion nach Rostock zur Edeka-Tochter Sonnländer zu verlagern. Doch bevor ein weiteres Vorgehen in Sachen Interessensausgleich oder Sozialplan feststehe, müssten die Unterlagen jetzt erst mal sorgfältig geprüft werden, so Brugger. Über die möglichen folgenden Schritte und deren Bedeutung seien auch die noch rund 70 übrig gebliebenen Mitarbeiter des einstigen Familienunternehmens am Dienstag bei einer Betriebsversammlung informiert worden.
Derweil haben sich verärgerte Mitarbeiter bei der „Schwäbischen Zeitung“gemeldet. Demnach habe Edeka versprochen, Mitarbeitern zusätzlich zum Weihnachtsgeld eine Prämie zu zahlen, die trotz des AlbiAus konstant weiterarbeiten. Doch bislang sei nichts gekommen, so ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte: „Das sorgt für schlechte Stimmung.“
Karin Brugger von der Gewerkschaft weiß nach eigenen Angaben nichts von einer solchen Prämie. Sie steht einer solche Extrazahlung jedoch „zwiegespalten“gegenüber: „In der Regel arbeiten die Menschen trotzdem weiter. Wegen Einzelfällen wird die Masse unter Generalverdacht gestellt, nicht arbeiten zu wollen“, sagt sie: „Natürlich nimmt ein jeder das Geld gerne. Aber viele Menschen arbeiten schon so lange im Unternehmen, die arbeiten auch ohne das Geld weiter.“
Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka will sich auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“zur Prämie, aber auch zu den Verhandlungen mit dem Betriebsrat sowie zu der Entscheidung, den AlbiStandort zu schließen, weiterhin nicht äußern. Das Unternehmen konzentriere sich aktuell auf die Gespräche, „um konkrete Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter zu erarbeiten“, deren Inhalte es aber nicht öffentlich machen will.