Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Weltmeister, Vater, Loslasser
Keijo Erik „Keke“Rosberg, 1982 Formel-1-Champion, feiert seinen 70. Geburtstag
BERLIN (SID/dpa) - Das Gespür für das richtige Timing hat Keke Rosberg nur selten im Stich gelassen. Als Rennfahrer verhalf es ihm zu einem WM-Titel in der Formel 1, als Manager setzte er auf die richtigen Fahrer, und auch die Entscheidung für den leisen Abschied aus der Königsklasse führte zum Erfolg. 2010, nach mehr als drei Jahrzehnten im Paddock, zog sich Keke Rosberg aus dem Motorsport zurück – um Platz zu machen für den nächsten Rosberg. Der Aufstieg seines Sohnes Nico zum Weltmeister 2016 wäre ohne seine Führung, aber auch sein Loslassen nicht möglich gewesen. Wenn Keke Rosberg am heutigen Donnerstag seinen 70. Geburtstag feiert, wird ihm der bislang letzte deutsche Formel-1-Weltmeister vermutlich auch dafür danken.
Sich vor acht Jahren aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, „war die richtige Entscheidung“, sagte Keke Rosberg einmal. „Ich habe Nico genau im richtigen Moment seinen eigenen Weg gehen lassen. Das war meine größte Errungenschaft.“Die einzige ist es nicht, seine Erfolgsgeschichte ist eine ganz besondere. Dass Keijo Erik Rosberg, den alle nur Keke nennen, einmal Weltmeister in der Formel 1 werden würde, hatte sich lange nicht abgezeichnet. 1978 feierte der Finne sein Debüt, die ersten Punkte holte er erst zwei Jahre später. 1981 ging er wieder leer aus. Erst ein Glücksfall ebnete dem bis dahin wenig erfolgreichen Piloten den Weg zum Titel. Nach dem Rücktritt von Alan Jones erhielt Rosberg das frei gewordene Cockpit bei Williams. Mit einem veralteten Motor war es Rosbergs Konstanz, die ihm – bei nur einem Saisonsieg – den überraschenden WM-Triumph bescherte. 1986 endete die Formel-1-Laufbahn nach 114 Grand Prix und fünf Siegen. Ein zweiter Titel kam nicht hinzu.
Nico Rosberg, Jahrgang 1985, war zu jung, um seinen Vater bewusst in einem Formel-1-Cockpit wahrzunehmen. Dessen Karriere nach der Karriere erlebte er hingegen hautnah. Die DTM-Laufbahn in den 1990ern etwa verfolgte Nico Rosberg an der Strecke, er nannte sie später eine „Inspiration“. Mit JJ Lehto und Mika Häkkinen, die Keke Rosberg als Manager in die Königsklasse geführt hatte, machte Nico Rosberg schon in der Kindheit Bekanntschaft.
Nur noch Graham und Damon Hill
Der Name Rosberg ist in der Formel 1 untrennbar mit Erfolg verbunden. Neben den Briten Graham und Damon Hill sind Keke und Nico Rosberg das einzige Vater-Sohn-Gespann, das den Titel gewann. Und der Einfluss des Vaters auf seinen Sohn ist weiterhin unverkennbar: Keke Rosberg machte sich als Rennstallbesitzer und Unternehmer einen Namen, Nico investiert in die Formel E. Auch als TVExperte standen beide schon vor der Kamera. Bis die Besuche des Vaters im Fahrerlager rar(er) wurden nach 2010. Eine Ausnahme aber sollte er machen: Als sich Nico Rosberg in Abu Dhabi zum Weltmeister krönte, war Keke Rosberg dabei. In der Garage umarmten sich Vater und Sohn innig. „Ich bewundere ihn für seine mentale Stärke und Hingabe“, lobte der Ältere.
Keke Rosberg genießt heute zusammen mit seiner Frau Sina das Leben jenseits der Öffentlichkeit, etwa wenn Nico, Schwiegertochter Vivian sowie die Enkelinnen Naila und Alaia zu Besuch sind. Vom überraschenden Rücktritt seines Sohnes erfuhr Keke Rosberg übrigens nicht direkt. „Ich habe die Nachricht von meiner Frau bekommen“, erzählte er. „Der letzte Satz war: ,Sag’s bitte auch Papa.‘“