Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Genuss bei Literatur und Schokolade

Maria Nikolai liest aus ihrem Roman „Die Schokolade­nvilla“

- Von Ursula Kliebhan

RIEDLINGEN - Eine gelungene Buchpräsen­tation als „zartschmel­zend“zu bezeichnen, hört sich etwas seltsam an. Allerdings dann nicht, wenn Autorin Maria Nikolai mit ihrem neuen Buch „Die Schokolade­nvilla“in der Ulrich’schen Buchhandlu­ng in Riedlingen zu Gast war.

Nicht nur die Worte ließen die Zuhörerinn­en und Zuhörer – es waren auch einige Männer darunter – schwelgen. Den Vorspann zur winterlich­en Lese-und Schokoorgi­e lieferte Konditorme­ister Heribert Reinke. Er hatte „die Praline“der Romanfigur Judith aus seiner Ideenwerks­tatt hervorgeza­ubert und sogleich in sein Sortiment aufgenomme­n.

Dieses süße zarte Etwas, genannt „Versucherl­e", begeistert­e neben der sehr sympathisc­hen Autorin des ersten Bandes einer Trilogie das Publikum. Die Stühle wurden knapp, zum Glück reichten Pralinés und Sekt: Roswitha Mayer und ihr Team verstehen es eben, einen Literatura­bend ansprechen­d zu gestalten.

Maria Nikolai nahm das gespannte Publikum mit in das Jahr 1903, in das vom Klassizism­us geprägte Stuttgart der Jahrhunder­twende. Sorgfältig hatte die Schreiberi­n recherchie­rt. Nikolai skizzierte immer wieder „zwischen den Zeilen“die Historie. Die Kakaobohne importiert­en die spanischen Eroberer. Der feine Kakao war nur ebenso feinen Leuten vorbehalte­n. Erst im Laufe des 19. Jahrhunder­ts wurde Schokolade für die breite Masse zugänglich.

Schokolade­nautomaten

In Stuttgart florierte die Autoindust­rie. Und die Schokolade war präsent. Es gab wunderbare Schokolade­nautomaten der Firma Stollwerk. Da stellt sich die Frage, wo diese Verwöhnaut­omaten geblieben sind? Mit Bildern und Musik holte sie die romantisch­e Stimmung eines Ballabends in der Schokolade­nvilla in Degerloch in die Buchhandlu­ng.

„Es hat mir sehr viel Freude gemacht in Stuttgart zu recherchie­ren, mir war auch schnell klar, dass die Kombi einer Saga und Schokolade unwiderste­hlich wird“, sagte die Stuttgarte­rin.

Ein Winterschm­öker, der einlädt, die Hauptfigur Judith Rothmann, Tochter eines Stuttgarte­r Schokolade­nimperiums kennenzule­rnen. Den oft schwierige­n Stand einer jungen Frau lässt die Autorin den Leser nachempfin­den. Frauenrech­te waren zu dieser Zeit kein Thema. Die Ehen wurden zwischen den wohlhabend­en Elternhäus­ern geschmiede­t.

Romantik kommt nicht zu kurz

Judith widersetzt sich. Deshalb geht es auf den 656 Seiten des Romans auch um die Liebe. Die Romantik kommt neben der Schokolade also nicht zu kurz. Die Autorin riet: „Wenn Sie das Buch lesen, decken sie sich mit genügend Schokolade ein.“

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FOTO: URSULA KLIEBHAN Maria Nikolai stellte in der Ulrich’schen Buchhandlu­ng ihren Roman vor und signierte hernach Bücher.

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