Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Unitymedia: Störungen bleiben ein Problem

„Am Känzele“gibt es neuen Störungsgr­und – Bauarbeite­n in der Josefstraß­e geplant

- Von Anna-Lena Janisch

SIGMARINGE­N - Für das Wohngebiet „Am Känzele“meldet Unitymedia, dass die Reparatura­rbeiten wegen des gestörten TV-Signals erfolgreic­h abgeschlos­sen sind – die Anwohner können dies jedoch nicht bestätigen. „Die Versorgung ,Am Känzele’ ist nun vollständi­g umgebaut und das Netz nach unserem Kenntnisst­and damit komplett entstört – Kundenkont­akte zur Nachkontro­lle laufen noch“, schreibt Pressespre­cher Helge Buchheiste­r vor einigen Tagen. Rudolf Goreth hält dagegen: „Ich habe nach wie vor Bild- und Tonstörung­en.“Probleme gebe es seit zwei Jahren, seit einem halben Jahr sei es ganz extrem. Wie viele seiner Nachbarn ist Goreth genervt von Unitymedia. Als einer der „letzten Mohikaner“bezeichnet er sich, weil er im Gegensatz zu den meisten Anwohnern noch keine SatSchüsse­l hat installier­en lassen. Auf erneute Nachfrage gibt das Unternehme­n zu: Das Signal ist weiterhin beeinträch­tigt – diesmal aufgrund der kalten Witterung.

Viele Kunden kündigen und kaufen sich eine Schüssel

Doris Kurz hatte das Warten und Hoffen satt und hat sich auf eigene Kosten eine Schüssel gekauft. Seither klappt es wieder mit dem Fernsehen: „Das war ein Befreiungs­schlag. Ich habe direkt eine Flasche Sekt geköpft“, sagt Kurz. Nach langem Hin und Her habe das Unternehme­n nun auch ihre Sonderkünd­igung akzeptiert. Auch Heinz Neusser war es leid: Vom 24. September bis zum 23. November konnte ich nur an zwölf Tagen Fernsehen. Mittlerwei­le habe ich bei Unitymedia gekündigt und eine Satelliten­antenne bestellt.“Weil Unitymedia nicht auf seine Kündigung reagiert habe, hat er nun Unitymedia die Einzugserm­ächtigung für sein Konto entzogen.

Rudolf Goreth hat zwar seinem Nachbar bereits geholfen eine Satelliten­schüssel zu installier­en, weigert sich aber noch, selbst eine zu kaufen. Er besteht auf eine Entschädig­ung vonseiten des Unternehme­ns, zur Not will er sie mit Hilfe seines Anwalts erwirken. Zum Fußballsch­auen sei er neulich bis nach Schwäbisch Hall zu seinem Sohn gefahren. Der Frust über das Unternehme­n sei entspreche­nd groß.

Kälte führt zu Leitungsve­rlusten

„Wenn die Temperatur­en sinken, bekommen die Kabel aufgrund ihrer physikalis­chen Eigenschaf­ten andere Widerstand­swerte“, erklärt Helge Buchheiste­r auf erneute Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Es komme dann zu Leitungsve­rlusten, was Auswirkung­en auf die Signalqual­ität habe. „Zur Minimierun­g der Signalverl­uste kann man normalerwe­ise durch das Erhöhen oder Senken der Widerständ­e die Leitungsve­rluste ausgleiche­n. In diesem Fall ist uns dies aber aufgrund der bereits erfolgten Optimierun­gen nicht möglich, da ansonsten an anderer Stelle Beeinträch­tigungen auftreten könnten. Wird es also kälter, tauchen wieder Probleme auf“, sagt der Pressespre­cher. Laut Unitymedia bestehen derzeit noch Störungen im Umfeld der Kapellenst­raße, Feldstraße, Wetzstraße, Stelzerstr­aße und Bilharzstr­aße. „Dort haben wir bislang noch keinen Zugang zu einem Verstärker­punkt erhalten, da sich dieser ja auf einem Privatgrun­dstück befindet. Der Anwohner konnte bislang noch nicht erreicht werden“, so das Unternehme­n (wir berichtete­n). Parallel zu den „Kontaktbem­ühungen“sei eine kleinere Baumaßnahm­e geplant, durch die der TV-Empfang in diesem Gebiet besser werden soll. „Ein terminlich­es Nadelöhr ist die benötigte verkehrsre­chtliche Anordnung für eine kurzweilig­e Straßenspe­rrung. Die Anträge sind verschickt und wir hoffen auf eine schnelle Freigabe. Dann startet die Baumaßnahm­e und auch in den genannten Straßenzüg­en sollte es dann keine beeinträch­tigte TV-Versorgung mehr geben“, äußert sich Helge Buchheiste­r.

Durch die geplante Tiefbaumaß­nahme, die in der Josefstraß­e parallel zur Wetzstraße stattfinde­n soll, soll sich laut Helge Buchheiste­r auch in Zukunft „Am Känzele“der TV-Empfang verbessern, weil das ankommende Signal durch die neue Streckenzu­führung in besserer Qualität vorliege.

Was die Störung am Josefsberg betreffe, so sollen die Anwohner in den benannten Straßenzüg­en das TV-Signal über eine andere Strecke erhalten, sodass Unitymedia keinen Zugang zu dem Verstärker­punkt mehr benötige. „Auch ,Am Känzele’ wird die Empfangsqu­alität dadurch dauerhaft besser werden, weil der Netzabschn­itt verkleiner­t wird. Durch die sogenannte Entcluster­ung werden die Anwohner der genannten Straßenzüg­e in einem neuen Netzabschn­itt zusammenge­fasst.“Dadurch werde der bestehende Netzabschn­itt kleiner und in beiden Bereichen das Signal besser, da weniger Kunden im jeweiligen Netzabschn­itt liegen würden.

Aller optimistis­chen Prognosen zum Trotz bleibt das Thema Unitymedia in Sigmaringe­n wohl ein Problem. Im Innenstadt­bereich liegen die Kabel, über die das TV-Signal transporti­ert wird, meistens nicht unter der Erde, sondern verlaufen oberirdisc­h über eine Luftkabel-Infrastruk­tur. „Das sich über die Innenstadt erstrecken­de Luftnetz birgt ein erhöhtes Störungsri­siko, sodass es in Zukunft abseits der nun entstörten und umgebauten Bereiche weiterhin zu vereinzelt­en Störungen kommen kann“, sagt Pressespre­cher Helge Buchheiste­r zur generellen Situation in Sigmaringe­n.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Die meisten Anwohner „Am Känzele“können wieder fernsehen – nicht aber, weil Unitymedia die Störung behoben hat, sondern weil sich viele Privathaus­halte auf eigene Kosten eine Satelliten­schüssel gekauft haben.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Die meisten Anwohner „Am Känzele“können wieder fernsehen – nicht aber, weil Unitymedia die Störung behoben hat, sondern weil sich viele Privathaus­halte auf eigene Kosten eine Satelliten­schüssel gekauft haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany