Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Unitymedia: Störungen bleiben ein Problem
„Am Känzele“gibt es neuen Störungsgrund – Bauarbeiten in der Josefstraße geplant
SIGMARINGEN - Für das Wohngebiet „Am Känzele“meldet Unitymedia, dass die Reparaturarbeiten wegen des gestörten TV-Signals erfolgreich abgeschlossen sind – die Anwohner können dies jedoch nicht bestätigen. „Die Versorgung ,Am Känzele’ ist nun vollständig umgebaut und das Netz nach unserem Kenntnisstand damit komplett entstört – Kundenkontakte zur Nachkontrolle laufen noch“, schreibt Pressesprecher Helge Buchheister vor einigen Tagen. Rudolf Goreth hält dagegen: „Ich habe nach wie vor Bild- und Tonstörungen.“Probleme gebe es seit zwei Jahren, seit einem halben Jahr sei es ganz extrem. Wie viele seiner Nachbarn ist Goreth genervt von Unitymedia. Als einer der „letzten Mohikaner“bezeichnet er sich, weil er im Gegensatz zu den meisten Anwohnern noch keine SatSchüssel hat installieren lassen. Auf erneute Nachfrage gibt das Unternehmen zu: Das Signal ist weiterhin beeinträchtigt – diesmal aufgrund der kalten Witterung.
Viele Kunden kündigen und kaufen sich eine Schüssel
Doris Kurz hatte das Warten und Hoffen satt und hat sich auf eigene Kosten eine Schüssel gekauft. Seither klappt es wieder mit dem Fernsehen: „Das war ein Befreiungsschlag. Ich habe direkt eine Flasche Sekt geköpft“, sagt Kurz. Nach langem Hin und Her habe das Unternehmen nun auch ihre Sonderkündigung akzeptiert. Auch Heinz Neusser war es leid: Vom 24. September bis zum 23. November konnte ich nur an zwölf Tagen Fernsehen. Mittlerweile habe ich bei Unitymedia gekündigt und eine Satellitenantenne bestellt.“Weil Unitymedia nicht auf seine Kündigung reagiert habe, hat er nun Unitymedia die Einzugsermächtigung für sein Konto entzogen.
Rudolf Goreth hat zwar seinem Nachbar bereits geholfen eine Satellitenschüssel zu installieren, weigert sich aber noch, selbst eine zu kaufen. Er besteht auf eine Entschädigung vonseiten des Unternehmens, zur Not will er sie mit Hilfe seines Anwalts erwirken. Zum Fußballschauen sei er neulich bis nach Schwäbisch Hall zu seinem Sohn gefahren. Der Frust über das Unternehmen sei entsprechend groß.
Kälte führt zu Leitungsverlusten
„Wenn die Temperaturen sinken, bekommen die Kabel aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften andere Widerstandswerte“, erklärt Helge Buchheister auf erneute Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Es komme dann zu Leitungsverlusten, was Auswirkungen auf die Signalqualität habe. „Zur Minimierung der Signalverluste kann man normalerweise durch das Erhöhen oder Senken der Widerstände die Leitungsverluste ausgleichen. In diesem Fall ist uns dies aber aufgrund der bereits erfolgten Optimierungen nicht möglich, da ansonsten an anderer Stelle Beeinträchtigungen auftreten könnten. Wird es also kälter, tauchen wieder Probleme auf“, sagt der Pressesprecher. Laut Unitymedia bestehen derzeit noch Störungen im Umfeld der Kapellenstraße, Feldstraße, Wetzstraße, Stelzerstraße und Bilharzstraße. „Dort haben wir bislang noch keinen Zugang zu einem Verstärkerpunkt erhalten, da sich dieser ja auf einem Privatgrundstück befindet. Der Anwohner konnte bislang noch nicht erreicht werden“, so das Unternehmen (wir berichteten). Parallel zu den „Kontaktbemühungen“sei eine kleinere Baumaßnahme geplant, durch die der TV-Empfang in diesem Gebiet besser werden soll. „Ein terminliches Nadelöhr ist die benötigte verkehrsrechtliche Anordnung für eine kurzweilige Straßensperrung. Die Anträge sind verschickt und wir hoffen auf eine schnelle Freigabe. Dann startet die Baumaßnahme und auch in den genannten Straßenzügen sollte es dann keine beeinträchtigte TV-Versorgung mehr geben“, äußert sich Helge Buchheister.
Durch die geplante Tiefbaumaßnahme, die in der Josefstraße parallel zur Wetzstraße stattfinden soll, soll sich laut Helge Buchheister auch in Zukunft „Am Känzele“der TV-Empfang verbessern, weil das ankommende Signal durch die neue Streckenzuführung in besserer Qualität vorliege.
Was die Störung am Josefsberg betreffe, so sollen die Anwohner in den benannten Straßenzügen das TV-Signal über eine andere Strecke erhalten, sodass Unitymedia keinen Zugang zu dem Verstärkerpunkt mehr benötige. „Auch ,Am Känzele’ wird die Empfangsqualität dadurch dauerhaft besser werden, weil der Netzabschnitt verkleinert wird. Durch die sogenannte Entclusterung werden die Anwohner der genannten Straßenzüge in einem neuen Netzabschnitt zusammengefasst.“Dadurch werde der bestehende Netzabschnitt kleiner und in beiden Bereichen das Signal besser, da weniger Kunden im jeweiligen Netzabschnitt liegen würden.
Aller optimistischen Prognosen zum Trotz bleibt das Thema Unitymedia in Sigmaringen wohl ein Problem. Im Innenstadtbereich liegen die Kabel, über die das TV-Signal transportiert wird, meistens nicht unter der Erde, sondern verlaufen oberirdisch über eine Luftkabel-Infrastruktur. „Das sich über die Innenstadt erstreckende Luftnetz birgt ein erhöhtes Störungsrisiko, sodass es in Zukunft abseits der nun entstörten und umgebauten Bereiche weiterhin zu vereinzelten Störungen kommen kann“, sagt Pressesprecher Helge Buchheister zur generellen Situation in Sigmaringen.