Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bayern-Coach Kovac schafft Rotation ab
Bayern Münchens Trainer scheint sich in der Krise neu erfunden zu haben
MÜNCHEN (dpa) - Niko Kovac, Trainer des in der Tabelle abgeschlagenen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern, setzt auf Kontinuität. Der Kroate hat seiner Mannschaft im Jahresendspurt einen Rotationsstopp verordnet. „Ich habe gesagt, okay, die Rotation wird stattfinden, aber nur dann, wenn einer verletzt ist beziehungsweise wenn wirklich jemand total am Boden ist“, sagte Kovac vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg am Samstag (15.30 Uhr).
MÜNCHEN (SID/dpa) - Er sei, betonte Niko Kovac am Freitag, „in der Ansprache zur Mannschaft klarer und deutlicher geworden“. Man könnte auch sagen: Die erste richtige Krise als Coach des FC Bayern München hat Niko Kovac einige Konsequenzen ziehen lassen. Und das, was Kovac seinen Stars mitzuteilen hatte, dürfte einigen überhaupt nicht gefallen haben. Denn der Trainer hat fürs Weitere die Rotation abgeschafft. Nationalspielern wie der zuletzt krank fehlende Mats Hummels, der noch verletzte James oder auch Javi Martínez droht in den nächsten Wochen weiterhin die Bank.
„Rotation wird es in der Form nicht mehr geben, weil es nicht so funktioniert hat. Rotation wird stattfinden, aber nur dann, wenn einer verletzt oder wirklich total am Boden ist. Für die, die hinten dran stehen, ist das nicht angenehm, aber jeder muss damit klar kommen. Es ist egal, wer es ist“, sagte Kovac vor dem 190. bayerisch-fränkischen Derby am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den 1. FC Nürnberg.
„Der Kader ist bekannt – und die ersten Elf im Moment auch“
Härtere Ansprache, neues Spielsystem mit zwei defensiven Abräumern im Mittelfeld und eine vorerst fixe erste Elf – Kovac stellt den Erfolg des Rekordmeisters fortan über persönliche Befindlichkeiten. „Für diejenigen, die hinten dran sind, ist das sicherlich nicht angenehm. Aber das ist das Geschäft und jeder muss damit klarkommen“, sagte Kovac am Freitag. „Wenn ein Spieler dann die Möglichkeit bekommt, und die muss er sich im Training erarbeiten, muss er sie auch nutzen. Der Kader ist bekannt – und die ersten Elf im Moment auch.“
Die 2:1-Sieger von Bremen am Samstag dürfen demnach auch gegen Nürnberg auflaufen. Auch der in Bremen kurzfristig ausgefallene Arjen Robben, der am Sonntag angekündigt hatte, seinen Vetrrag beim FC Bayern nach zehn Jahren im Club nicht mehr zu verlängern, müsste sich demnach gedulden. Kingsley Coman und Thiago sind nach längeren Verletzungspausen noch nicht bei 100 Prozent. James und Corentin Tolisso fehlen weiterhin. Er habe allen Profis zu Saisonbeginn „die nötigen Minuten gegeben“, so Kovac. Nun gebe es eben Situationen, „in denen es nicht so läuft und man als Trainer umdenkt“.
Kehrtwende kommt gut an
In der Mannschaft kommt dies offenbar an. Kovac habe „Kleinigkeiten“verändert. „Wenn er diese Einsicht zeigt, ist das kein Zeichen von Schwäche. Nur so kann er ein besserer Trainer werden“, sagte Robert Lewandowski der „Bild“. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte bereits vergangenen Freitag vor der Jahreshauptversammlung des Clubs den Coach gelobt. „Ich sehe einen Trainer, der kämpft, der bereit ist, ein paar Dinge zu verändern. Und er muss auch ein paar Dinge verändern“, hatte Rummenigge gesagt.
Und Kovac änderte Dinge, dachte nicht nur in Bezug auf die Rotation um. Seit dem 5:1 gegen Benfica Lissabon in der Champions League vertraut er im defensiven zentralen Mittelfeld dem Bösinger Joshua Kimmich, zuvor Rechtsverteidiger, und Leon Goretzka, zuvor etwas offensiver aufgestellt. „Wir mussten etwas verändern, weil wir gerade im Umschaltspiel anfällig waren und ausgekontert wurden“, sagte Kovac. Man werde „das beibehalten. Die Mannschaft fühlt sich damit wohl.“Das heißt aber auch, dass Thomas Müller weiter auf der Zehn und Rafinha weiterhin den Rechtsverteidiger geben darf. „Rafa macht das fantastisch“, lobte Kovac den Routinier.
Entscheidend aber ist, dass die Mannschaft gegen den Aufsteiger gewinnt. Der letzte Bundesliga-Heimsieg liegt fast drei Monate zurück. Am 15. September wurde Bayer Leverkusen mit 3:1 besiegt. Seitdem gab es vier sieglose Heimspiele: 1:1 gegen Augsburg, 0:3 gegen Mönchengladbach, 1:1 gegen Freiburg und zuletzt ein 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf, das Kovac als Trainer in Bedrängnis brachte.
Ein Ende der Heimmisere ist – gerade gegen den Gegner aus Franken – sozusagen eine Verpflichtung gegenüber dem eigenen Anhang. „Für unsere Fans ist es ein ganz wichtiges Spiel“, betonte Bayern-Chef KarlHeinz Rummenigge nun. Er forderte, dass die eigene Mannschaft dort weitermachen müsse, „wo wir aufgehört haben in Bremen“.