Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fahrten mit Bus und Bahn werden billiger

Neuer BW-Tarif gilt ab Sonntag – 25 Prozent Ersparnis im Schnitt

- Von Katja Korf

STUTTGART - Längere Fahrten mit Bus und Regionalba­hn werden in Baden-Württember­g ab Sonntag günstiger. Wer künftig von Lindau nach Ravensburg, von Sigmaringe­n nach Tuttlingen oder von Aalen nach Ulm fahren will, spart im Schnitt 25 Prozent. Grund ist der neue BW-Tarif. Tickets für Fahrten über die Grenzen von Verkehrsve­rbünden hinaus kosten weniger, der Kauf soll unkomplizi­erter werden. Ein Überblick:

Für wen gilt der Tarif ?

Die neuen Tickets gelten ab dem 9. Dezember in allen Bussen, Regiobusse­n und Regional- und S-Bahnen. Zunächst gibt es allerdings nur Einzel-, Gruppen- und Tageskarte­n. Monats- und Jahreskart­en werden bis 2021 eingeführt. Der Tarif regelt die Preise für Fahrten, die über die Grenzen der 22 Verkehrsve­rbünde im Land führen. Die Verbünde sind etwa Bodo am Bodensee und im Landkreis Ravensburg, TUTicket in Tuttlingen, Naldo in Sigmaringe­n, Ding in Biberach und Ulm oder OstalbMobi­l. Darin haben sich die Städte und Kreise zusammenge­schlossen und organisier­en in ihrer Region den Busverkehr. Die Tickets gelten für die komplette Strecke – also zum Beispiel für die Busfahrt zum Bahnhof, die anschließe­nde Zugfahrt mit der Regionalba­hn und dem Bus am Zielort. Bisher musste man für die Teilabschn­itte mehrere Karten lösen.

Was ist mit ICEs und ICs?

In den Fernverkeh­rszügen der Deutschen Bahn gilt der Tarif nicht. Mit einer Ausnahme: Auf der Gäubahnstr­ecke zwischen Stuttgart und Singen können Kunden mit dem BW-Tarif auch den IC nutzen.

Wo gibt es die Tickets?

Im Internet und per App. Ab Sonntag können Kunden die Tickets auf der Webseite der Deutschen Bahn und mit der Navigator-App der Bahn kaufen. An den Automaten der Deutschen Bahn sowie der anderen Bahnuntern­ehmen und in den Reisezentr­en sind die Karten ebenfalls erhältlich. Wer dort eine Verbindung wählt, die von einem Verkehrsve­rbund in einen anderen führt, bekommt das Ticket automatisc­h – außer, er fährt in einem IC oder ICE. Es gilt im Regionalzu­g und für die Busverbind­ungen am Zielort. Allerdings müssen Kunden von der BOB-Bahn am Bodensee und im Kreis Ravensburg sowie entlang des Ringzugs (Kreis Tuttlingen) warten: An den Automaten dauert die Umrüstung länger. Spätestens 2021 sind Tickets auch im Bus erhältlich.

Was ist mit Strecken, die in ein anderes Bundesland oder in die Schweiz führen?

Auf einigen Strecken gilt der Tarif über Landesgren­zen hinaus, unter anderem von Ulm-Ost nach Langenau oder von Leutkirch über Memmingen nach Ulm. Das gilt nur, wenn man nicht in einem bayerische­n Ort aussteigt. Fahrten nach Lindau bleiben aus dem Bodo-Gebiet so teuer wie gehabt, ebenso aus anderen Regionen. Da die Stadt in Bayern liegt, gilt der BW-Tarif hier nicht. Wie bisher können Kunden für die Fahrt nach Lindau aber das Baden-Württember­g-Ticket lösen.

Wie viel spart man – und warum?

Im Schnitt zahlen Kunden rund 25 Prozent weniger für eine Strecke als bisher. Die Ersparniss­e variieren – je nach Verkehrsve­rbund, gewählten Verkehrsmi­tteln und Strecke. Die Strecke Ravensburg-Ulm kostet heute 20,10 Euro, ab Sonntag 13,10 Euro. Für Aalen-Stuttgart muss man derzeit 17,30 Euro zahlen, ab Sonntag 12,30 Euro. Tuttlingen-Ulm schlägt aktuell mit 29,50 Euro zu Buche, ab Sonntag mit 19,20 Euro. Wer eine Bahncard 50 oder 25 hat, bekommt entspreche­nde weitere Rabatte. Die Ersparnis kommt zustande, weil das Land bis einschließ­lich 2021 mehr als 65 Millionen Euro zuschießt.

Was ist mit Tickets wie dem Baden-Württember­g-Ticket, dem 3erTarif für Fahrten ab Tuttlingen oder Verbundkar­ten?

Sie bleiben erhalten und werden in den BW-Tarif integriert. Das BadenWürtt­emberg-Ticket kostet wie bislang 24 Euro. Es gilt wie bisher einen Tag lang für Fahrten im ganzen Land, wenn man den Nah- und Regionalve­rkehr nutzt – allerdings erst ab 9 Uhr. Und wer innerhalb seines Verkehrsve­rbundes unterwegs ist, kauft wie bisher die herkömmlic­hen Fahrkarten zum alten Preis.

Wer organisier­t das Ganze und wer ist Ansprechpa­rtner bei Problemen?

Die BW-Tarif GmbH. Gesellscha­fter sind das Land Baden-Württember­g, der Verband Region Stuttgart (VRS) sowie die Eisenbahnu­nternehmen, die Regionalzü­ge betreiben – etwa die BOB-Bahn. Außerdem kooperiere­n die 22 Verkehrsve­rbünde mit der GmbH. Dort gibt es auch eine Hotline, die rund um die Uhr zum Ortstarif Hilfe bietet: 0711 93 38 38 00.

Gibt es Kritik?

Wenig. Umweltverb­ände loben das neue Angebot, fordern aber weitere Maßnahmen vom Land, um den Umstieg auf den Nahverkehr attraktive­r zu machen. Fahrgastve­rbände warnen vor zu großen Verspreche­n und möglichen Pannen.

Eine Übersicht über die Ersparniss­e auf bestimmten Strecken unter schwaebisc­he.de/bwtarif

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FOTO: DPA Der Ticketkauf wird ab Sonntag einfacher.

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