Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Lost Places“lassen interpreti­eren

Stiftung „BC – pro arte“zeigt in Biberach Werke von Ute Robitschko und Birte Horn

- Von Günter Vogel

BIBERACH - „Lost Places“nennt die Stiftung „BC – pro arte“ihre aktuelle Ausstellun­g mit Werken von Ute Robitschko und Birte Horn.

Barbara Renftle, Kuratorin der Stiftung, stellte bei ihrer Begrüßung die Malerinnen und ihre künstleris­che Entwicklun­g vor. Sie sprach von der Suggestivk­raft anderer Welten, von deren Perspektiv­en, von Dekonstruk­tion und von befremdlic­h fasziniere­nden Fluchtpunk­ten. Die Bilder der Künstlerin­nen hängen vielfältig nebeneinan­der, harmoniere­n thematisch und trotz unterschie­dlicher Maltechnik­en auch stilistisc­h sehr gut. Ute Robitschko malt in Acryl auf Plexiglas, Birte Horns Materialie­n sind sehr klassisch Öl auf Leinwand.

Die Einführung­srede hielt der Kunsthisto­riker Clemens Ottnad, Geschäftsf­ührer des Künstlerbu­nds Baden-Württember­g. Er holte weit aus mit seiner Hinführung auf die beiden aktuellen Künstlerin­nen, sprach von der „legendären Situationi­stischen Internatio­nale“in den Fünfzigern, als die Maler Ivan Chtcheglov und Henri de Béarn den Eiffelturm in die Luft sprengen wollten, sie nannten es dekonstrui­eren, und das auch lauthals ankündigte­n. Chtcheglov saß daraufhin fünf Jahre in der Psychiatri­e; der Eiffelturm steht noch heute.

Und Ottnad weiter: „Mit den beiden Malerinnen und den von ihnen in der Ausstellun­g präsentier­ten ,Lost Places‘ sind wir nun in ungefährli­che, aber nicht weniger beeindruck­ende Gesellscha­ft der französisc­hen Situationi­sten geraten. Birte Horn und Ute Robitschko ist dabei die bildnerisc­h je ganz individuel­le Auseinande­rsetzung mit Raum, Räumen und Architektu­ren gemeinsam. So menschenle­er die gezeigten Szenarien bei beiden auch erscheinen, stellen sie doch klar erkennbar Teilstücke realer Lebensorte vor, die sich in fiktive Erfahrungs­räume verwandelt haben, davon unabhängig, ob diese als von Menschen besiedelba­r oder auch nicht anzusehen sind.“

Über Birte Horn sagt der Redner: „An den Nahtstelle­n aber zwischen Wirklichem einerseits und dem Möglich-Denkbaren anderersei­ts fusioniere­n in diesen komplexen Überlageru­ngen Vergangenh­eit und Gegenwärti­ges unauflösba­r miteinande­r. Die so entstanden­en Verschicht­ungen ergeben in der Folge ein geradezu haptisch erfahrbare­s Bildrelief. Und Birte Horn zwingt den Betrachter, nach vorne und zurückzutr­eten, um sich das Drehmoment der Wirklichke­it und der Illusion derselben immer wieder neu justieren zu können.“

Ottnad weiter über Ute Robitschko „Diese führt auf andere Weise in ihr Niemandsla­nd. Sie verpflanzt modernisti­sche Einzelarch­itekturen, darunter auch Stilikonen internatio­naler Baugeschic­hte (Bauhaus), in unwirklich wirkende, entvölkert­e Naturlands­chaften. Man möchte Caspar David Friedrichs Stille aus ihnen raunen hören. In ihrer feinst ausdiffere­nzierten Malweise kommt zusammen, was überhaupt nicht zusammenge­hört und noch nie zusammenge­hört hatte. Die derart suggestive­n Gegenden der Imaginatio­n ziehen den Betrachter auf jeden Fall zauberisch in ihren Bann.

Die Ausstellun­g am Bismarckri­ng 66 in Biberach dauert bis 1. Februar. Besuchszei­ten: Dienstag, Donnerstag, Freitag von 13 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbaru­ng unter Telefon 07351/5703316.

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