Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Jeder vierte Fernzug zu spät
BERLIN (dpa) - Staus auf dem Schienennetz, Mängel bei den Fahrzeugen: Die Fahrgäste der Deutschen Bahn mussten 2018 häufiger auf unpünktliche Bahnen warten. Jeder vierte Fernzug der Deutschen Bahn ist im vergangenen Jahr verspätet gewesen. Im Jahresdurchschnitt erreichten 74,9 Prozent der ICE, Intercitys und Eurocitys ihre Ziele pünktlich, wie die Bahn am Donnerstag mitteilte.
Damit verfehlte der Verkehrskonzern sein zu Jahresanfang angestrebtes Ziel von 82 Prozent deutlich. Dieses hatte Bahnchef Richard Lutz im Juli auf gegeben, zugleich von einer Trendwende im zweiten Halbjahr gesprochen, die aber nicht eintrat. Im Vergleich zum Vorjahr (78,5 Prozent) sank die Jahrespünktlichkeit um 3,6 Prozentpunkte. Der Nahverkehr landete im Gesamtjahr einschließlich der S-Bahnen bei 94,0 Prozent. Für alle Züge ergab sich ein Jahreswert von 93,5 Prozent nach 94,1 Prozent im Jahr 2017.
Zu den Gründen für die hohe Verspätungsquote machte die Bahn in ihrer Jahresbilanz keine Angaben.
Um Pünktlichkeit und Servicequalität in den Griff zu bekommen, hat der Konzernvorstand um Bahnchef Richard Lutz ein Programm „für eine bessere Bahn“aufgesetzt und im November dem Aufsichtsrat vorgestellt. Am 15. Januar soll Lutz das Maßnahmenpaket Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei einem Treffen erläutern. Dieser hatte zum Jahreswechsel gesagt, er wolle „hören, wie wir zügig zu merklichen Verbesserungen früh in 2019 kommen“. Erforderlich seien erhebliche Investitionen in digitale Stellwerksund Steuerungstechnik.
Aber auch wegen Bahnunglücken mit Toten und Verletzten will die Deutsche Bahn in den kommenden fünf Jahren rund 600 ältere Stellwerke mit zusätzlicher Sicherheitstechnik ausstatten. In einem ersten Schritt sollen in diesem Jahr bundesweit bis zu 50 Stellwerke modernisiert werden, sagte eine Sprecherin. Die komplette Modernisierung aller 600 Stellwerke soll bis zum Jahr 2023 dauern. Die Bahn rechnet mit Kosten in Höhe von 90 Millionen Euro. Die Finanzierung werde derzeit mit dem Bundesverkehrsministerium besprochen.