Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sigmaringer müssen häufiger fahren
Da die Zahl der Apotheken sinkt, werden die Wege für die Kunden weiter
SIGMARINGEN - Wer in Sigmaringen unter der Woche außerhalb der Öffnungszeiten Medikamente benötigt, für den ist die Versorgung seit dem Jahreswechsel schlechter geworden. Kunden aus der Kreisstadt müssen vor allem unter der Woche häufiger zum Notdienst fahren. Laut dem aktuellen Dienstplan haben in den kommenden zehn Tagen lediglich an zwei Tagen Sigmaringer Apotheken Notdienst.
Der Koordinator für den Apotheken-Notdienst im Kreis Sigmaringen spricht von massiven Veränderungen. Hintergrund ist das Apotheken-Sterben.
Auch im Raum Sigmaringen ist die Zahl der Apotheken weniger geworden. Im vergangenen Jahr schlossen die Bilharzapotheke und die Amalienapotheke in Inzigkofen. Der Koordinator Andreas Kugler sagt, dass in seinem Gebiet acht Apotheken weggefallen seien.
Für den Dienstplan des aktuellen Jahres hat dies zur Folge, dass Kunden weiter fahren müssen. Unter der Woche machen die zentral im Kreis gelegenen Apotheken wie die in Mengen oder Hohentengen häufiger einen Einzeldienst, um den Dienstplan zu entlasten.
Die Vertreter des Seniorenrings wollen dies nicht akzeptieren. „Für uns ist es eine Zumutung, nach Bad Saulgau oder Ostrach zu fahren“, sagt Johannes Rebel, der für den Seniorenring die Entwicklung des Notdiensts seit vielen Jahren beobachtet. Laut seinen Zahlen mussten die Sigmaringer im vergangenen Jahr häufiger auswärtige Apotheken aufsuchen (62 Prozent) und kamen in 32 Prozent der Fälle in den Genuss einer diensthabenden Apotheke vor Ort. Im Vergleich zum Jahr 2017 blieben diese Zahlen stabil. Doch beim Seniorenring geht Johannes Rebel davon aus, „dass es mehr auswärtige Dienste geben wird“.
Unter der Woche ist die Reduzierung nach Ansicht von Koordinator Kugler vertretbar, da sich die Nachfrage der Kunden in Grenzen hält. Zudem fange in Sigmaringen die Herzapotheke im Kaufland vieles auf, da diese bis 20 Uhr geöffnet habe.
Beim Anfertigen des Dienstplans war es Kugler deshalb wichtig, am Wochenende den Status Quo nicht zu verschlechtern. Da die Sigmaringer Apotheken bereit gewesen seien, zusätzliche Dienste zu übernehmen, sei dies gelungen.
Weniger Dienste
Im Vergleich zu anderen Landkreisen müsse er in Sigmaringen weniger Dienste übernehmen, sagt Chrysanthos Kapralos, der zum Jahreswechsel die Leopoldapotheke von Margit Hebel übernommen hat (siehe Kasten unten). In Tuttlingen, wo er ebenfalls eine Apotheke betreibt, muss er pro Jahr 30 Dienste abdecken. In Sigmaringen sind es dagegen nur 18.
Die Vertreter des Seniorenrings wollen nun versuchen, in einem Gespräch mit den Verantwortlichen des Notdiensts Verbesserungen für Sigmaringen zu erreichen. „Optimal wäre, wenn in Sigmaringen immer eine Apotheke Dienst hätte“, sagt Johannes Rebel.
Akzeptieren könnten die Senioren aber noch, wenn sie nach Bingen, Sigmaringendorf oder Krauchenwies fahren müssten.
Chrysanthos Kapralos hat zum Jahreswechsel die Leopoldapotheke übernommen. Neben der Löwenapotheke in Tuttlingen ist das die zweite Apotheke, die er betreibt. Nach Sigmaringen kam er, weil er eine Filiale suchte. „Jeder, der das kann, möchte sich erweitern“, sagt er. Zuvor gehörte die Leopoldapotheke Margit Hebel. Sie verkaufte neben der Apotheke in Sigmaringen auch die in Pfullendorf.