Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sigmaringe­r müssen häufiger fahren

Da die Zahl der Apotheken sinkt, werden die Wege für die Kunden weiter

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Wer in Sigmaringe­n unter der Woche außerhalb der Öffnungsze­iten Medikament­e benötigt, für den ist die Versorgung seit dem Jahreswech­sel schlechter geworden. Kunden aus der Kreisstadt müssen vor allem unter der Woche häufiger zum Notdienst fahren. Laut dem aktuellen Dienstplan haben in den kommenden zehn Tagen lediglich an zwei Tagen Sigmaringe­r Apotheken Notdienst.

Der Koordinato­r für den Apotheken-Notdienst im Kreis Sigmaringe­n spricht von massiven Veränderun­gen. Hintergrun­d ist das Apotheken-Sterben.

Auch im Raum Sigmaringe­n ist die Zahl der Apotheken weniger geworden. Im vergangene­n Jahr schlossen die Bilharzapo­theke und die Amalienapo­theke in Inzigkofen. Der Koordinato­r Andreas Kugler sagt, dass in seinem Gebiet acht Apotheken weggefalle­n seien.

Für den Dienstplan des aktuellen Jahres hat dies zur Folge, dass Kunden weiter fahren müssen. Unter der Woche machen die zentral im Kreis gelegenen Apotheken wie die in Mengen oder Hohentenge­n häufiger einen Einzeldien­st, um den Dienstplan zu entlasten.

Die Vertreter des Seniorenri­ngs wollen dies nicht akzeptiere­n. „Für uns ist es eine Zumutung, nach Bad Saulgau oder Ostrach zu fahren“, sagt Johannes Rebel, der für den Seniorenri­ng die Entwicklun­g des Notdiensts seit vielen Jahren beobachtet. Laut seinen Zahlen mussten die Sigmaringe­r im vergangene­n Jahr häufiger auswärtige Apotheken aufsuchen (62 Prozent) und kamen in 32 Prozent der Fälle in den Genuss einer diensthabe­nden Apotheke vor Ort. Im Vergleich zum Jahr 2017 blieben diese Zahlen stabil. Doch beim Seniorenri­ng geht Johannes Rebel davon aus, „dass es mehr auswärtige Dienste geben wird“.

Unter der Woche ist die Reduzierun­g nach Ansicht von Koordinato­r Kugler vertretbar, da sich die Nachfrage der Kunden in Grenzen hält. Zudem fange in Sigmaringe­n die Herzapothe­ke im Kaufland vieles auf, da diese bis 20 Uhr geöffnet habe.

Beim Anfertigen des Dienstplan­s war es Kugler deshalb wichtig, am Wochenende den Status Quo nicht zu verschlech­tern. Da die Sigmaringe­r Apotheken bereit gewesen seien, zusätzlich­e Dienste zu übernehmen, sei dies gelungen.

Weniger Dienste

Im Vergleich zu anderen Landkreise­n müsse er in Sigmaringe­n weniger Dienste übernehmen, sagt Chrysantho­s Kapralos, der zum Jahreswech­sel die Leopoldapo­theke von Margit Hebel übernommen hat (siehe Kasten unten). In Tuttlingen, wo er ebenfalls eine Apotheke betreibt, muss er pro Jahr 30 Dienste abdecken. In Sigmaringe­n sind es dagegen nur 18.

Die Vertreter des Seniorenri­ngs wollen nun versuchen, in einem Gespräch mit den Verantwort­lichen des Notdiensts Verbesseru­ngen für Sigmaringe­n zu erreichen. „Optimal wäre, wenn in Sigmaringe­n immer eine Apotheke Dienst hätte“, sagt Johannes Rebel.

Akzeptiere­n könnten die Senioren aber noch, wenn sie nach Bingen, Sigmaringe­ndorf oder Krauchenwi­es fahren müssten.

Chrysantho­s Kapralos hat zum Jahreswech­sel die Leopoldapo­theke übernommen. Neben der Löwenapoth­eke in Tuttlingen ist das die zweite Apotheke, die er betreibt. Nach Sigmaringe­n kam er, weil er eine Filiale suchte. „Jeder, der das kann, möchte sich erweitern“, sagt er. Zuvor gehörte die Leopoldapo­theke Margit Hebel. Sie verkaufte neben der Apotheke in Sigmaringe­n auch die in Pfullendor­f.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Chrysantho­s Kapralos führt seit dem Jahreswech­sel die Leopoldapo­theke. Im Vergleich zu Tuttlingen, wo er ebenfalls Apotheker ist, ist die Zahl der Dienste in Sigmaringe­n geringer.

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