Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Biberacher Siegerfilm ist in Ulm zu sehen
Der Debütfilm „Verlorene“thematisiert sexuellen Missbrauch – Regisseur ist anwesend
ULM (gem/sz) - Er war der Shootingstar der 40. Biberacher Filmfestspiele 2018: Der aus Heilbronn stammende Regisseur Felix Hassenfratz gewann im November mit seiner ersten Kinoproduktion „Verlorene“den Preis für den besten Debütspielfilm. In einer Vorabpremiere ist der inzwischen dreifach preisgekrönte Film am Mittwoch, 16. Januar, ab 19.30 Uhr im Kino „Mephisto“in Ulm (Rosengasse 15) zu sehen. Auch der Regisseur wird dabei anwesend sein und Fragen beantworten.
„Verlorene“ist ein Familiendrama, das in der süddeutschen Provinz spielt. Maria (Maria Dragus) ist frei, wenn sie Orgel spielt. Zu Hause fühlt die 18-Jährige sich verantwortlich für Hannah (Anna Bachmann), ihre jüngere Schwester, die rebellierend den Ausbruch aus dem Dorf plant, und für Johann (Clemens Schick), ihren Vater. Nach dem frühen Tod der Mutter leben die beiden ungleichen Schwestern alleine mit ihm. Stoisch erfüllt Maria die Erwartungen der anderen: als Beschützerin, Schwester und vom Vater geliebte Tochter. Ein fragiles Gleichgewicht, das sie mit aller Kraft zu halten versucht – auch um den Preis ihrer eigenen Träume.
Alles ändert sich, als Valentin (Enno Trebs), ein junger Zimmermann auf der Walz, im Betrieb des Vaters Anstellung findet. Maria verliebt sich in ihn, und Valentin erwidert ihre heimliche Zuneigung. Doch je näher er ihr kommt, umso mehr zieht sie sich zurück. Für die Bewahrung eines Geheimnisses ist Maria bereit sich aufzuopfern. Als ihre Schwester Hannah der Wahrheit auf die Spur kommt, ist die Welt der Geschwister längst über ihnen zusammengestürzt. Hannah beschließt, ihre Schwester zu retten. Wenn es sein muss, auch gegen Marias Willen.
„Regisseur Felix Hassenfratz inszeniert mit dem nötigen Feingefühl das wichtige, aktuelle und oft tabuisierte Thema des sexuellen Missbrauchs“, urteilte die Jury der Biberacher Filmfestspiele bei der Preisvergabe. Im vermeintlich sicheren Ort der Familie werden schreckliche Zustände aufgedeckt, ohne eine Schwarz-Weiß-Zeichnung entstehen zu lassen. Über herausragendes Spiel in Mundart transportieren die vielschichtigen Figuren die Färbung und Enge eines provinziellen, religiösen Milieus. Der Film benutzt gekonnt die Filmmusik, um die Lebenswelt der Figuren auszudrücken und die Stimmung zu generieren, so die Jury.
Beim internationalen Filmfest Emden-Norderney gewann Felix Hassenfratz mit „Verlorene“den Förderpreis, beim Kinofest in Lünen erhielt er dafür den Drehbuchpreis.