Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Der Tag der Wahl war ganz besonders“
Betzenweilers Bürgermeister Tobias Wäscher über sein erstes Amtsjahr und die Zukunft
BETZENWEILER (sz) - Im vergangenen Jahr hat Tobias Wäscher in Betzenweiler des Bürgermeisteramt angetreten. Im Jahresinterview berichtet er, wie 2018 gelaufen ist, und was im neuen Jahr zu erwarten ist.
Betzenweiler bietet vergleichsweise viele Arbeitsplätze. Die beiden großen Arbeitgeber Reck und May vermeldeten zusätzlichen Flächenbedarf. Können oder konnten Sie dabei helfen?
Das stimmt, in unserem Ort haben wir über halb so viele Beschäftigte wie Einwohner. Das ist im Vergleich eine herausragende Quote und die kommt durch entsprechend starke Unternehmen auf die wir sehr stolz sind. Natürlich liegt es in unserer Verantwortung auch die entsprechenden Rahmenbedingungen zu bieten. Und dabei sind wir auf einem sehr guten Weg.
Was waren für herausragende Ereignisse im Jahr 2018 in Ihrer Gemeinde?
Dadurch, dass ich ganz neu im Amt bin gab es für mich persönlich sehr viele besondere Ereignisse und Momente. Ganz vorneweg natürlich die Bürgermeisterwahl und die Feierlichkeiten zur Verabschiedung meines Vorgängers Dietmar Rehm und meiner Einsetzung. Ganz besonders wird mir aber auch die Gründung und Fahnenweihe unseres neuen Bürgervereines zum Gedenken an die Opfer aus Kriegen und Gewalt im Gedächtnis bleiben. Der Verein ging aus dem Kriegerverein und der Soldatenkameradschaft hervor und Teil des Festaktes war eine sehr umfangreiche Ausstellung über die Zeit der Kriege in unserer Gemeinde. Das war wirklich sehr beeindruckend. Außerdem hat der SV Betzenweiler im Dezember seinen 90. Geburtstag gefeiert. Und weil man in Betzenweiler zu Feiern versteht, war auch dieses Festwochenende etwas ganz Besonderes.
Was steht im neuen Jahr an?
Ein ganzer Strauß an Aufgaben und Projekten. Dazu gehören beispielsweise Maßnahmen in der Gewässerentwicklungsplanung und dem Hochwasserschutz, die Erweiterung unserer Gewerbegebiete und die Ausarbeitung eines zukunftsgerichteten Konzeptes für die Kinderbetreuung.
Außerdem viele verwaltungsinterne Projekte, die man nach außen nicht unbedingt sieht, aber dringend notwendig sind. Unsere Zeit wird schneller, die Latenzzeiten kürzer, die Arbeitsweisen ändern sich und die Anforderungen an die Gemeinden werden immer mehr. Darauf stellen wir uns ein.
Wie geht es mit Ihrem privaten Bauvorhaben voran?
Das musste etwas hintenanstehen, weil mir die Einarbeitung sehr wichtig war und verbunden mit den ganzen Abend- und Wochenendterminen die Zeit ein bisschen ausging. Aber wir liegen trotzdem gut im Plan und freuen uns darauf loszulegen und dann bald auch wieder privat Teil des Gemeindelebens in Betzenweiler zu sein.
Das Jahr 2018 liegt zurück. Welche waren für Sie die besonders emotionalen Momente?
Ganz klar die beiden vorgenannten Ereignisse mit der Bürgermeisterwahl am 7. Januar und der Amtseinsetzung am 24. März. Der Tag der Wahl war ganz besonders. Vor allem als am Ende die hohe Wahlbeteiligung und das tolle Wahlergebnis feststanden. Das war wirklich sensationell und dafür bin ich noch immer sehr dankbar. Ich habe das als Auftrag und Vertrauensvorschuss verstanden und es ist nach wie vor sehr motivierend für die tägliche Arbeit.
Einfach herausragend war dann der Abend der Amtseinsetzung. Unser Gemeinderat, unsere Vereine und viele verschiedene Personen und Gruppen haben zusammen einen Festakt auf die Beine gestellt an dem einfach alles stimmte. Das war eine würdige Verabschiedung für meinen Vorgänger und ein toller Auftakt für meine Amtszeit.
Stehen im kommenden Jahr besondere Jubiläen oder Veranstaltungen an?
Wie jedes Jahr haben wir auch 2019 wieder einen prall gefüllten Veranstaltungskalender mit vielen Terminen auf die man sich freuen kann. In Betzenweiler haben wir zum Glück sehr aktive Vereine und deren Feste und Veranstaltungen sind immer einen Besuch wert.
Sie haben drei Wünsche für Ihre Gemeinde frei. Was wünschen Sie sich?
Wir sind eine starke Gemeinde, die zusammenhält und was wir uns vornehmen schaffen wir normalerweise auch. Aber die äußeren Rahmenbedingungen können wir leider nicht beeinflussen. Und deshalb wäre mein erster Wunsch ganz allgemein, dass bei uns Haltung, Moral und Wertvorstellungen nach wie vor Bestand haben. Und nicht die vermeintlich Großen dieser Welt zum Beispiel werden, die vor lauter Eigeninteresse und Übervorteilung anderer bereits ihrem eigenen Wort nicht mehr glauben können. Außerdem wäre ein Wunsch, dass die konjunkturelle Lage noch etwas anhält und uns die gesellschaftliche Stabilität erhalten bleibt. Auch wenn wieder etwas schwierigere Zeiten kommen.
Und ich wünsche mir einen politischen Apparat, der endlich selbst wieder mehr Verantwortung übernimmt anstatt sie immer weiter auf die Bevölkerung und die untersten Verwaltungsebenen herunterzudrücken.
Beim ersten Wunsch bin ich mir recht sicher, dass er in Erfüllung geht. Beim zweiten muss Hoffen und beim dritten Träumen erlaubt sein.