Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Hoffnung auf das Ende der Unansehnlichkeit
Nach fünf Jahren Suche und Abwägen kündigt Doris Schröter in Sachen Bahnquerung Entscheidung an
BAD SAULGAU - Seit über fünf Jahren ist der Bahnübergang beim Kaufland für den Autoverkehr gesperrt. Nur Fußgänger und Radfahrer dürfen ihn benutzen, weil es für diese Verkehrsteilnehmer in angemessener Entfernung keine Möglichkeit zum Überqueren der Gleise gibt. Seit Ende 2013 wird der Autoverkehr an dieser exponierten Stelle am Stadteingang mit einem wenig ansehnlichen Provisorium am Übergang vorbei geleitet. Beim Neujahrsempfang kündigte Bürgermeisterin Schröter für 2019 eine Entscheidung an. Allerdings gibt es nochmals eine neue Variante.
„Wir sind auf die Bremse gestiegen, weil sich die Stadtentwicklung ständig geändert hat“. So hat die Schwäbische Zeitung Bürgermeisterin Doris Schröter im Juli 2017 aus einer Gemeinderatssitzung zitiert. Damals sah es so aus, als befänden sich Gemeinderat und Stadtverwaltung auf der Zielgeraden. Unter drei möglichen Lösungen entschied sich das Gremium für eine schleifenartige Überführung der Bahnlinie. Sie sollte in der Karlstraße im Bereich evangelische Christuskirche/ Schwedenkapelle beginnen und auf der gegenüberliegenden Seite in der Josef-Bautz-Straße – bei den Parkplätzen der Firma Claas – enden. Die Brücke hat eine Gesamtlänge von 225 Metern, zwei Rampen mit einer Länge von jeweils etwa 100 Metern, ist 2,50 Meter breit, hat eine Höhe von 6,05 Metern über den Bahngleisen und fällt dann sechs Prozent ab.
Anderthalb Jahre später ist am Bahnübergang alles beim Alten – und Bürgermeisterin Doris Schröter scheint langsam der Kragen zu platzen: „Wenn es nicht so ärgerlich wäre, würde ich sagen es ist unser jährlicher Running Gag: Bahnquerung“, sagte sie beim Neujahrsempfang. Eigentlich hatte man doch einen Standort und sich auf eine Ausführungsvariante „zumindest vorverständigt“. Inzwischen werde über eine mögliche günstigere und womöglich geeignetere Variante südlich der Bahnlinie, also nach dem Bahnübergang in Richtung Altshausen, diskutiert. Inzwischen drückt die Bürgermeisterin nicht mehr auf die Bremse, sondern aufs Gas: „Nach gefühlt zehn Varianten, innerhalb 200 Metern und ständig neuen Ideen wer, wie, wann, von wo nach wo diese Querung nutzen wird oder auch nicht, muss 2019 eine Entscheidung fallen“, so Schröter. Diese solle nicht jede vermutete zukünftige Entwicklung berücksichtigen, sondern auf bekannten, beschlossenen und realistischen Stadtentwicklungsszenarien beruhen.
Beim Neujahrsempfang auf der Leinwand gezeigt wurde allerdings nicht die neue, sondern die bisherige schleifenartige Variante zwischen Karlstraße/Christuskirche zur Josef-Bautz-Straße/Parkplatz Claas. Auf Nachfrage wollte die Stadtverwaltung zur neuen Variante zwischen Altshauser Straße und Breitlohweg in der Nähe des Fertighausunternehmens Kampa keine weitere Details öffentlich preisgeben. Diese Planung müsse erst dem Gemeinderat vorgestellt werden, hieß es.
Die Diskussion um die Querung für Fußgänger und Radfahrer ist so alt wie die Planungen für die Entlastungsstraße für Bad Saulgau. Bund und Bahn haben den letzten Teil dieser Straße vom Kreisverkehr an der Altshauser Straße zum Kreisverkehr an der Hochberger Straße unter der Bedingung finanziert, dass der Bahnübergang aufgegeben werden kann. Ganz geschlossen kann er aber erst werden, wenn auch die Alternative für die Fußgänger und die Radfahrer gebaut ist. Dann könnte diese Stelle neu gestaltet werden. So lange wird das wenig ansehnliche Provisorium wohl bleiben.
Nicht mehr ganz so innenstadtnah
Falls die Überführung jetzt möglicherweise noch ein Stück weiter von der Innenstadt wegrückt, rückt die Stadt übrigens auch wieder von einem ihrer früheren Grundsätzen ab. „Je näher die Querung am Bahnhof und an der Innenstadt liegt, umso besser“, sagte der damalige Stadtbaumeister Peter Kliebhan noch im Dezember 2014. Damals war noch die Rede von einer Unterquerung der Bahn beim damaligen REWE , auf dem Gelände des geplanten Feneberg. Die ursprüngliche Variante direkt beim Bahnübergang war damals vom Tisch. Durch den Wegzug des Kauflands änderten sich die Verkehrsströme, war die Begründung.
Inzwischen ist das Jahr 2019 angebrochen. Sichtbar passiert ist bislang nichts. Das soll sich ändern. „Nichts zu entscheiden ist keine Lösung. Wir, die Bahn und die auch die angrenzenden Unternehmen benötigen endlich Planungssicherheit“, so Schröter in ihrer Rede beim Neujahrsempfang.